Die Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften in Baden-Württemberg soll es ausländischen Fachkräften erleichtern, ins Land zu kommen. Eine erste Bilanz zeigt: Auf dem Papier geht es schnell, in der Praxis dauert es noch.
Eigentlich müssten die ersten neuen Fachkräfte schon im Land sein. Vier Monate soll das beschleunigte Fachkräfteverfahren in der Regel dauern, so steht es online auf der Homepage der im April 2025 an den Start gegangenen Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften in Baden-Württemberg.
Wie viele tatsächlich dank der Landesagentur schneller ins Land gekommen sind, ist unklar, weil diese Zahl nicht erhoben wird. Denn sobald die Fachkräfte in Deutschland angekommen sind, sind 137 verschiedene kommunale Ausländerbehörden zuständig.
Immerhin sind seit dem Start 1.100 Anträge für das beschleunigte Fachkräfteverfahren bei der neuen Landesagentur eingegangen. 450 Vorabzustimmungen zur Einreise gibt es.
Verfahren deutlich schneller
Wofür die 137 verschiedenen kommunalen Ausländerbehörden früher einmal rund 40 Tage gebraucht haben, sind jetzt im Schnitt nur noch 13 Tage nötig.
Für Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) zeigt sich damit, dass sich die Landesagentur "zu einem zentralen, zuverlässigen und engagierten Ansprechpartner für die Unternehmen im Land entwickelt" hat und eine "deutliche Beschleunigung der Verfahren" erreicht wurde.
Auch Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) sprach von einem "großen Erfolg" für die Zuwanderung von dringend benötigtem medizinischen Fachpersonal.
Häufig dauert das Visum länger
Zwischen der Bearbeitung der Anträge und der Einreise gebe es aber noch einige Hürden, räumt das Migrationsministerium in Baden-Württemberg ein. Die Fachkräfte müssen nämlich erst noch in ihren Heimatländern ein Visum beantragen.
Das dauere häufig etwas länger, weil Termine knapp seien. Eigentlich soll die Vorabzustimmung durch die Landesagentur die Visumerteilung beschleunigen.
Baden-Württemberg sucht dringend Pflegekräfte. Die Pflegeeinrichtung Sankt Elisabeth in Bad Waldsee etwa möchte zum 1. September die Marokkanerin Maroua Benmhammed als Auszubildende Heilerziehungsassistentin beschäftigen.
Die Einrichtung hat am beschleunigten Fachkräfteverfahren für die neue Landesagentur teilgenommen. Aber jetzt wird es zeitlich knapp. Die Auszubildende wird voraussichtlich erst am Wochenende zuvor einreisen. Bei ihr hatte die Anerkennung der schulischen Leistungen länger gedauert.
Das Klinikum Esslingen möchte einen Iraner beschäftigen. Die Vorabzustimmung durch die Landesagentur liegt vor. Das Einreisedatum und der Arbeitsbeginn sind weiter unklar.
Bürokratie bleibt ein Problem
Trotzdem sehen Wirtschaftsverbände in der neuen Landesagentur überwiegend eine gute Errungenschaft. Auch die künftige Auszubildende der Sankt-Elisabeth-Stiftung aus Marokko, Maroua Benmhammed, lässt den SWR schriftlich wissen: "Ich habe den Prozess mit dem beschleunigten Verfahren als sehr positiv erlebt. Alles war gut organisiert und ich habe mich durch die Unterstützung der Pflegeeinrichtung immer gut begleitet gefühlt."
Das Team der Pflegeeinrichtung hätte allerdings doch noch Verbesserungsvorschläge. Lisa Beck, die für internationales Recruiting zuständig ist, erklärte, die Landesagentur sorge zwar für eine spürbare Entlastung. Trotzdem "müssen wir weiterhin viele Dokumente manuell bearbeiten, unterzeichnen und digitalisieren, was den Verwaltungsaufwand hochhält".
Andere Bundesländer sind schneller
Baden-Württemberg ist spät dran mit einer Landesagentur für Fachkräfte. Nordrhein-Westfalen hatte gleich mit der Einführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens 2020 eine Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung gegründet. Rheinland-Pfalz hat seit 2021 eine Zentrale Ausländerbehörde in Kaiserslautern.
Inzwischen haben alle Bundesländer bis auf Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen eine zentrale Stelle zur Beantragung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens. Niedersachsen zog gerade erst im Juli 2025 nach.
Bundesweite "Work-and-Stay"-Agentur geplant
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Verfahren nun auch bundesweit zu zentralisieren. Sie plant in ihrem Koalitionsvertrag eine "Work-and-Stay“-Agentur. Dazu laufen aktuell Beratungen zwischen Bundesarbeitsministerium, Auswärtigem Amt und Innenministerium.
Geplant sei eine zentrale IT-Plattform, teilt das Arbeitsministerium mit. Die Agentur werde zu "maßgeblichen Verbesserungen führen und alle Services aus einer Hand anbieten".
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke