Fällen Trump und Putin am Freitag Entscheidungen zur Ukraine, ohne das Land und die Europäer einzubeziehen? Die Angst davor wächst, weshalb Merz für heute zu virtuellen Gesprächen geladen hat - mit unklaren Erfolgsaussichten.

Die Nervosität in den Europäischen Hauptstädten ist mit Händen zu greifen.  Die gemeinsame Befürchtung: Wenn sich der US-Präsident am Freitag mit Wladimir Putin trifft, könnte es für Europa weitreichende Entscheidungen geben - ohne, dass die Europäer mit am Tisch sitzen.

Bundeskanzler Friedrich Merz formuliert das so: "Wir können jedenfalls nicht akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukrainer hinweg, über Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass die amerikanische Regierung das genauso sieht." 

Warnung vor "Wohlfühlszenario"

Aber ist das wirklich so? Merz, dem ein gutes Arbeitsverhältnis zu Donald Trump nachgesagt wird, telefonierte am Sonntag mit dem amerikanischen Präsidenten. Dass der und sein Vize J.D. Vance nun virtuell an der Vorbereitungskonferenz teilnehmen, begrüßt sogar die Opposition. Robin Wagener von den Grünen warnt aber zugleich vor einem "Wohlfühlszenario" für den US-Präsidenten.

"Erfolgversprechend sind solche Abstimmungsgespräche mit Präsident Trump aber nur, wenn sie mit deutlich sichtbarer, eigener Entschlossenheit und Stärke Europas begleitet werden und selbst etwas als Druckmittel auf den Tisch gelegt werden kann", erklärt er. "Zum Beispiel im Bereich der Sanktionen, bei den eingefrorenen russischen Staatsgeldern, bei der Unterstützung der Ukraine. Und nicht als Bittsteller auftreten, sondern als ernst zu nehmender transatlantischer Partner."

Ungewisse Erfolgsaussichten

Was kann Deutschland, was können die Europäer wirklich erreichen? NATO-Generalsekretär Marc Rutte, der auch zugeschaltet sein wird, dachte im US-Sender ABC sogar schon einmal laut über Gebietsabtretungen der Ukraine nach, nannte sie kaum vermeidbar. Gebietsaufgaben stünden im Moment nicht zur Debatte, sagt der deutsche Außenminister im ZDF, auch wenn die Ukraine später möglicherweise zu Zugeständnissen bereit sein müsse.

"Aber das ist später zu entscheiden. Heute geht es darum, faire Bedingungen für diese Verhandlungen zu schaffen", so Johann Wadephul, "und die sollten da beginnen, wo jetzt die Linien sind. Und es sollte einen Waffenstillstand geben. Das ist insbesondere jetzt die Frage, die sich an Putin richtet. Ist Putin ernsthaft bereit zu verhandeln? Das wird man am Freitag sehen."

Sorge vor einem wankelmütigen Trump

Trump hatte vor kurzem gesagt, er werde in Alaska "keinen Deal" machen. Genau darin werden ihn die Europäer bestärken. Handfeste Zugeständnisse an Moskau ohne Vorbedingungen will nicht nur die deutsche Bundesregierung unter allen Umständen vermeiden. Möglicherweise schwenkt Trump in der virtuellen Konferenz sogar auf diese Linie ein. Aber, sagt Ronja Kempin von der Stiftung Wissenschaft und Politik, selbst dann sei nicht sicher, dass der Alaska-Gipfel im Sinne der Ukraine oder Europas ausgehen werde.

"Wir haben ja gesehen über die letzten Monate, wie wankelmütig der amerikanische Präsident ist. Wenn etwas herauskommt, das den Europäern nicht passt, würde er diesen Deal wahrscheinlich auch eingehen", so ihre Einschätzung.  "Das ist die große Gefahr und darauf zielt auch, glaube ich, der russische Präsident Putin ab, nämlich die USA vom Westen, von Europa, abzutrennen, zu spalten."

Das zu verhindern wird die große Aufgabe von Kanzler Merz und den anderen europäischen Staats- und Regierungschefs sein. Ob die geballte Charmeoffensive der virtuellen Konferenz auch Wirkung zeigt, wird man tatsächlich erst nach dem Treffen von Trump und Putin sagen können.

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