1950 wurde der Zentralrat der Juden gegründet - heute feiert er sein 75-jähriges Bestehen. Kanzler Merz würdigte den Zentralrat und erinnerte daran, dass Deutschland ein "Schutzraum für Jüdinnen und Juden" sein müsse.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat den Zentralrat der Juden zu dessen 75-jährigem Bestehen gewürdigt. Der Zentralrat erinnere daran, "was selbstverständlich sein sollte: Deutschland muss ein Schutzraum sein für Jüdinnen und Juden. Sorgen wir dafür", schrieb Merz auf der Plattform X. "Jüdisches Leben ist ein Teil von uns. Dass es vielfältig, selbstbewusst und hörbar ist, verdanken wir seit 1950 auch dem Zentralrat der Juden", schrieb er weiter.
Auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) würdigte die Organisation als "unersetzliche" Stimme der demokratischen Zivilgesellschaft. Die Gründung des Zentralrats "im Land der Täter" sei ein "Wunder der deutschen Geschichte" und ein Geschenk, das verpflichte, erklärte Weimer schon am Freitag. Er warnte vor diesem Hintergrund vor einem aufstrebenden Antisemitismus, den es zu bekämpfen gelte. "Antisemitismus ist keine Randnotiz - er ist eine Gefahr für unsere offene Gesellschaft", fuhr Weimer fort.
Der Zentralrat der Juden wurde heute vor 75 Jahren in Frankfurt am Main gegründet - rund fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts. Er entstand als Zusammenschluss jüdischer Komitees, die sich nach Kriegsende in den vier Besatzungszonen Deutschlands gebildet hatten.
Der Dachverband ist heute nach eigenen Angaben "die politische, gesellschaftliche und religiöse Vertretung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland". Ihm gehören demnach 105 jüdische Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern an. Der mittlerweile in Berlin angesiedelte Dachverband hat aktuell 105 Gemeinden mit etwa 100.000 Mitgliedern.
Würdigungen und Warnung vor einem Erstarken des Antisemitismus
Am Freitag hatten sich auch führende kirchliche Vertreter zum Jubiläum des Zentralrats zu Wort gemeldet. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte ihn als "verlässliches Gegenüber im jüdisch-christlichen Dialog" und bescheinigte ihm, der Einsatz für Verständigung, Erinnerung und eine lebendige jüdische Kultur sei "von unschätzbarem Wert". Die Ratsvorsitzende versicherte zudem, die EKD stehe "mit Respekt und Verbundenheit an seiner Seite und mit dem festen Willen, gemeinsam für das Gute in unserer Gesellschaft einzutreten".
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gratulierte. In einem Brief an den Vorsitzenden Josef Schuster würdigte er dessen "unermüdlichen Einsatz, das jüdische Leben in unserem Land als selbstverständlichen und integralen Bestandteil der Gesellschaft wahrnehmbar zu machen". Auch er warnte vor einem Erstarken des Antisemitismus. Hier stünden die katholische Kirche und der Zentralrat zusammen.
"Mahnt, klärt auf und lädt zum Dialog ein“
Der katholische Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, wertete das Jubiläum des Zentralrats in einer Mitteilung seiner Diözese als "bedeutendes Zeichen der Hoffnung und der Freude, aber auch der bleibenden Verantwortung". Er habe in einem Schreiben an Schuster auf die Bedeutung des Zentralrats angesichts des "erschreckenden Ausmaßes an juden- und israelfeindlichen Einstellungen, aus denen auch handfeste Gewalt entsteht" hingewiesen. Die Stimme des Zentralrats sei umso wichtiger, denn sie "mahnt, klärt auf und lädt zum Dialog ein". Die katholische Kirche stehe "an der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder", versicherte Marx.
Schuster: "Wir sind seit 75 Jahren im Einsatz für Demokratie"
Schon am Donnerstag hatte sich Schuster selbst geäußert: "Wir sind seit 75 Jahren im Einsatz für Demokratie", erklärte er. "Wir sind seit 75 Jahren auch im Einsatz für die Menschen in Deutschland, für Jüdinnen und Juden im Besonderen, aber wir verteidigen die demokratischen Werte für alle Bürgerinnen und Bürger." Der Zentralrat sei "Teil der intellektuellen Grundlage unserer Republik", fügte Schuster hinzu. Er trete ein "für eine Vision einer jüdischen Gemeinschaft in dieser Demokratie".
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