Künstliche Intelligenz in Schulen? Das sorgt meist für hitzige Diskussionen zwischen Eltern und Lehrern. Ein Kölner Gymnasium setzt ganz bewusst auf KI, um den Lernstoff besser auf die Schüler abzustimmen.

Im Kölner Gymnasium Thusneldastraße hat eine neue Zeitrechnung begonnen. "Denkt bitte daran, dass die Prompts, die ihr dort schreibt, wirklich präzise sind", sagt Mathe-Lehrerin Theresa Biehl. Jedes Kind der Klasse 6a hat in dieser Mathestunde ein iPad, auf dem sich das von Biehl entwickelte KI-Programm "Study Buddy" befindet. Es basiert auf Chat GPT und soll die Kinder bei ihren Rechenaufgaben unterstützen.

"Bei 30 bis 33 Kindern kann ich nicht allen gerecht werden", sagt die Lehrerin. Mit dem "Study Buddy" hätten die Schülerinnen und Schüler einen Partner an der Seite, dem sie Fragen stellen können. Sollten sie dort nicht weiterkommen, kommt sie ins Spiel.

KI soll Lehrer unterstützen, nicht ersetzen

Schülerin Alisa Zozolinska freut sich vor allem über die endlose Geduld des digitalen Lehrers. "Wenn Du dann so doof bist und immer die gleiche Frage stellst, dann wird die Lehrerin vielleicht ein wenig stressig. 'Studdy Buddy' wird das aber immer wieder erklären", beschreibt sie ihre Erfahrung.

Colin Mroncz ergänzt: "Manchmal versteht man das nicht, dann kann man nochmal fragen, ob der das anders erklären kann." Der "Study Buddy" ist so programmiert, dass er unterschiedliche Lösungsansätze zeigt.

Die Künstliche Intelligenz soll die Lehrerin unterstützen, nicht ersetzen. Die Beantwortung einfacher Fragen spart ihr viel Zeit im Unterricht, die sie für andere Dinge nutzen kann. Schülerinnen und Schüler bekommen durch das Programm Antworten auf ihre individuellen Fragen, so müssen die Unklarheiten nicht vor der gesamten Klasse besprochen werden.

Statt in großer Runde können die Fragen der Schüler persönlich vom "Study Buddy" beantwortet werden.

Individuelle Förderung für jedes Kind

Der große Vorteil der KI sei, dass jedes Kind dort abgeholt wird, wo es gerade steht, sagt Lehrerin Biehl. "Das heißt: Kinder, die gut sind, werden entsprechend gefördert. Die brauchen vielleicht nicht so viel Hilfestellung. Aber Kinder, die die Sprache nicht sprechen, die vielleicht schon vorher Probleme mit gewissen Dingen hatten, können hier einfach besser gefördert werden."

Allerdings sind manche Schüler auch besser in der Lage, der KI die richtigen Prompts, also exakte Fragen oder Aufforderungen, zu stellen als andere. Deshalb gibt es in jeder Unterrichtsstunde auch eine Nachbesprechung. Was hat funktioniert, was war nicht so gut?

Schüler Caspar Forré hat bei dieser Mathe-Aufgabe eine gute Erfahrung gemacht: "Ich habe ihn gefragt, ob er mir das bitte noch besser erklären kann. Dann hat er mir Beispiele genannt, mit Teig und Keksen und dann habe ich das besser verstanden."

Programmierung noch nicht perfekt

Rojda Aksoy sagt, der "Study Buddy" mache es ihr leichter, zu lernen: "Nichts gegen meine Lehrerin. Meine Lehrerin kann gut erklären, aber manchmal bin ich komplett in einer anderen Welt im Unterricht." Sie könne manchmal nicht gut zuhören und sei unkonzentriert, sagt Rojda. "Bei der KI kann ich das lesen. Und ich habe halt so ein Gedächtnis, wenn ich lese, dann kann ich das besser verstehen, weil das bleibt in meinem Langzeitgedächtnis."

Allein ein iPad in der Hand zu haben, finden die Schülerinnen und Schüler cool. "Das macht schon mehr Spaß, und dann erklärt er das immer so nett", sagt Sophia Wrede. "Und er kann auch mit Emojis schreiben. Das ist irgendwie auch ganz nett, wenn man so eine Antwort bekommt."

Rojda Aksoy (rechts) findet es gut, dass sie die Erklärungen des KI-Programms in Ruhe lesen kann.

Perfekt laufe es aber noch nicht, sagt Lehrerin Biehl, die bei der Programmierung genau darauf achtet, welche Antworten der "Study Buddy" ausspucken kann. "Oft sind die Antworten sehr lang. Oder die KI geht eben Wege, die die Kinder vielleicht noch gar nicht kennen."

Sie müsse als Lehrkraft im Vorhinein sehr gut prüfen und ausprobieren, auf welche Fragen die KI wie reagiert, um das entsprechend anzupassen. "Da kommen teilweise Dinge raus, die zu schwierig sind für die Kinder", sagt sie.

Reflektierter Umgang mit KI

An dem Kölner Gymnasium wird im Kollegium genau geschaut und gemeinsam besprochen, wo der Einsatz von Künstlicher Intelligenz Sinn ergibt und wo er kontraproduktiv ist. Schulleiter André Szymkowiak war es aber von Anfang an wichtig, mit der Zeit zu gehen und die Kinder mit der Digitalisierung nicht alleine zu lassen.

"Schülerinnen und Schüler nutzen KI sowieso, ob wir das wollen oder nicht. Und uns ist es wichtig, dass sie es reflektiert machen, dass wir sie anleiten dazu, wie man KI gut nutzt, und dass wir es lernförderlich einsetzen", sagt Szymkowiak.

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