Der Streit um die Stromsteuer belastet die schwarz-rote Koalition. Aber wie viel macht die Stromsteuer am Gesamtpreis für die Privathaushalte eigentlich aus? Und wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Wo liegen deutsche Strompreise im Vergleich?

Die durchschnittlichen Strompreise in Deutschland sind hoch. Laut der Statistikbehörde Eurostat haben Privathaushalte hierzulande in der zweiten Jahreshälfte 2024 europaweit am meisten bezahlt. Rund 39 Cent pro Kilowattstunde. Im EU-Durchschnitt waren es etwa zehn Cent weniger.

Auch Dänemark und Irland haben vergleichsweise hohe Preise. Deutlich günstiger ist der Strom in vielen osteuropäischen Ländern, aber auch in Schweden, Österreich und den Niederlanden.

Wie haben sich Strompreise für Haushalte entwickelt?

Zwischen 2015 und 2021 hat ein Durchschnittshaushalt (3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch) zwischen 29,6 und 32,8 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und der folgenden Energiekrise gingen die Preise drastisch nach oben - auf 47 Cent pro Kilowattstunde im Jahresmittel 2023. Inzwischen sind die Preise wieder spürbar gesunken: 39,7 Cent erwartet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für dieses Jahr. Das sind immer noch knapp sieben Cent mehr als vor der Energiekrise 2021.

Zu beachten ist aber, dass die Haushaltspreise für Strom je nach Region und Vertragsart stark variieren können. So sind Neuverträge meist deutlich günstiger als ältere Verträge.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Die eigentliche Strombeschaffung macht nur etwas mehr als 40 Prozent des Gesamtpreises aus. Laut BDEW betrug der Durchschnittspreis im letzten Jahr 40,2 Cent pro Kilowattstunde, wovon 17,1 Cent für die Strombeschaffung selbst gezahlt wurden. 11,4 Cent machten die Netzentgelte aus. Sie sind in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen.

Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Gesamtstrompreis ist dagegen in den vergangenen Jahren gesunken. Auf diesen Kostenblock entfielen im Vorjahr 11,7 Cent pro Kilowattstunde - ein Anteil von etwa 36 Prozent am Gesamtpreis.

Wie versucht die Politik, die Strompreise zu senken?

Beim Kostenblock Steuern und Abgaben lassen sich am schnellsten Einsparungen für die Privathaushalte erreichen - wenn die Politik denn bereit ist, Einnahmeausfälle hinzunehmen oder auch zu kompensieren. So wurde Mitte 2022 die EEG-Umlage zur Förderung für Erneuerbare Energien für die Stromkunden auf Null gesetzt.

Die Fördergelder für den Ausbau von Windkraftanlagen oder Solarparks werden seitdem aus dem Bundeshaushalt beziehungsweise dem Klima- und Transformationsfonds an die Betreiber der Anlagen gezahlt. Im vergangenen Jahr machte das 18,5 Milliarden Euro aus. Die Abschaffung der EEG-Umlage hat den Strompreis für die Haushalte um 6,5 Cent pro Kilowattstunde abgesenkt.

Die jetzt diskutierte Absenkung der Stromsteuer würde zwei Cent pro Kilowattstunde ausmachen. Also etwa fünf Prozent des Gesamtpreises, den ein Durchschnittshaushalt für Strom zahlt. Im vergangenen Jahr hat der Staat rund 5,2 Milliarden Euro über die Stromsteuer eingenommen.

Welche Stellschrauben gäbe es noch?

Eine weitere mögliche Stellschraube, um die Strompreise zu senken, könnten die Netzentgelte sein. Die schwarz-rote Bundesregierung plant, den Netzbetreibern einen Milliardenzuschuss zu zahlen, damit sie im Gegenzug die Netzentgelte für die Kunden senken. Von rund 6,5 Milliarden Euro ist derzeit die Rede, was nochmals einige Cent pro Kilowattstunde ausmachen könnte.

Allerdings ist davon auszugehen, dass die Netzentgelte in den kommenden Jahren spürbar ansteigen werden. Denn die Energiewende, der weitere Umstieg auf die Erneuerbaren, erfordert einen umfangreichen Ausbau der Stromleitungen. Die geschätzten Kosten liegen derzeit bei mehr als 500 Milliarden Euro bis 2045.

Und auch auf die Kosten der Stromerzeugung an sich hat der Staat politischen Einfluss. Je nachdem, wie effizient die Vorgaben für die Energiewende ausfallen - etwa für die Errichtung neuer Kraftwerke. Die neue Bundesregierung hat angekündigt, die Kosten für die Energiewende stärker in den Fokus zu nehmen als die vorherige Ampelkoalition.

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