• Viele Passanten in der Leipziger Innenstadt reagieren mit Unverständnis auf die Vorstellung, dass Donald Trump den Friedensnobelpreis erhalten könnte.
  • Friedensforscher Stefan Kroll hält eine Auszeichnung Trumps dennoch nicht für völlig abwegig – entscheidend sei seine Rolle in internationalen Konflikten.
  • Friedensforscher Tobias Debiel und Kroll sehen Trumps Chancen jedoch als gering.
  • Beide Forscher würden stattdessen mutige und symbolträchtige Preisträger vorschlagen.

Einige kommen eilig mit ihren Einkaufstüten aus dem Supermarkt in der Leipziger Innenstadt, andere schlendern mit ihren Einkaufswagen zum Auto. Auf Donald Trump und den Nobelpreis angesprochen müssen manche schmunzeln. Dass er dieses Jahr den Friedensnobelpreis bekommen könnte, kann sich kaum jemand vorstellen: "Es wäre wirklich ganz schlimm, wenn er den bekommen würde, weil er sehr viele Dinge tut, die in meinen Augen nichts mit Menschlichkeit am Hut haben. Ich denke der Friedensnobelpreis sollte für Leute sein, die die Menschlichkeit im Blick haben", meint ein Mann. Er habe ihn nicht verdient, findet auch eine Frau. "Der ist unberechenbar. Er ist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und dass er sein Ego pflegt damit."

Aufgrund seiner extremistischen Ansichten habe er ihn nicht verdient, erklärt ein anderer Passant. "Aber wenn er es wirklich hinkriegt, da Frieden zu schaffen. Der ist doch, finde ich, sowieso nicht so viel Wert dieser Friedensnobelpreis. Obama hat ihn auch bekommen und hat so viele zivile Opfer auch mit seinen Drohnenangriffen zu verantworten. Soll er ihn haben, wenn er sich dann freut und die Klappe hält."

Obama 2009 mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet

Obama hatte den Preis 2009 unter anderem für seine Vision einer atomwaffenfreien Welt bekommen. Also für eine nicht vollbrachte Leistung, erklärt Stefan Kroll vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Absurd sei es daher ganz und gar nicht, dass auch Trump ausgezeichnet werden könnte. Vor allem in der westlichen Welt überwiege der Eindruck, dass Trump kein Friedensstifter sei. Man müsse stärker differenzieren. "Natürlich fördert er nicht die Demokratie in den Vereinigten Staaten, aber er bemüht sich seit Beginn seiner Amtszeit in verschiedenen Kriegen, Russland/Ukraine, jetzt Gaza, auch in anderen Punkten bemüht er sich um den Frieden. Und das ist im Einzelnen sehr unterschiedlich zu bewerten", sagt Kroll. Es sei glaubwürdig, dass ihm das wichtig sei.

Friedensforscher: Das Resultat zählt

Trump behauptet, bereits sieben Kriege beendet zu haben. Auch wenn das strittig ist, hatte zum Beispiel Kambodscha angekündigt, Trump für den Friedensnobelpreis zu nominieren, weil er für eine Waffenruhe zwischen Kambodscha und Thailand gesorgt habe. Und auch wenn Trump sich auch in Gaza nur wegen des Nobelpreises engagiere, zähle das Resultat, ist Kroll überzeugt: "Mir als Friedensforscher ist das erstmal egal, wenn wir hier über Fragen von Leben und Tod und über eine Großzahl von humanitären Opfern sprechen, was die Motivation dahinter ist. Wichtig ist, dass es gelungen ist, hier diese Gewalt zu beenden."

Geringe Chancen auf den Preis

Dass Trump in diesem Jahr den Preis bekommt, hält er für sehr unwahrscheinlich, vielleicht im nächsten Jahr, wenn sein Friedensplan für Gaza Erfolg hat. Ähnlich sieht es der Friedensforscher Tobias Debiel von der Universität Duisburg-Essen. Trump könne bislang nichts Belastbares vorweisen. Außerdem gebe es zwei große Schwachstellen. "Er untergräbt die Vereinten Nationen und auch die internationale Gerichtsbarkeit und schafft intern die Demokratie ab. Das heißt also, er ist eine sehr ambivalente Persönlichkeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Nobelpreis-Komitee solch ein Signal aussendet."

Forderung nach mutiger Entscheidung des Komitees

Trump gehört nicht zu ihren Favoriten für den Preis – da sind sich die Friedensforscher Kroll und Debiel einig. Und ebenso damit, wem sie den Preis in diesem Jahr geben würden. "Wenn das Nobelpreiskomitee sehr mutig ist, würde der Internationale Gerichtshof und der Internationale Strafgerichtshof ausgezeichnet. Das sind nun gerade Institutionen, die Trump untergräbt, also das Nobelpreiskomitee steht vor einer wirklich entscheidenden Wahl", meint Debiel.

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