Israel und die Terrororganisation Hamas haben sich auf die erste Phase des US-Friedensplans geeinigt. Doch es sind noch längst nicht alle Punkte geklärt. Wie geht es jetzt weiter? Und wie könnte die Zukunft des Gazastreifens aussehen?
Was wurde vereinbart?
Die Einigung in der Nacht wurde auf Grundlage des von US-Präsident Donald Trump eingebrachten Friedensplans erzielt. Trump zufolge hätten nun sowohl Israel als auch die islamistische Hamas die erste Phase des Plans in den indirekten Verhandlungen gebilligt.
Nach israelischen Angaben haben beide Seiten die Einigung bereits unterzeichnet. "Der endgültige Entwurf der ersten Phase wurde heute Morgen in Ägypten von allen Parteien unterschrieben", sagte eine israelische Regierungssprecherin zu Reportern.
Die beinhaltet die Freilassung der israelischen Geiseln, die von der Hamas verschleppt wurden. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind.
Israel soll im Gegenzug rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte freilassen. Israels Truppen sollen sich zudem hinter eine vereinbarte Linie im Gazastreifen zurückziehen. Die Hamas teilte mit, die Vereinbarung sehe auch ein Ende der Kampfhandlungen im Gazastreifen vor.
Was ist noch offen?
Wann genau die Geiseln freigelassen werden, ist bisher noch unklar. Ebenso, ob alle Geiseln und Leichen auf einmal übergeben werden. Trump sagte dem Sender Fox News, er glaube, dass alle Geiseln - auch die bereits toten - am Montag zurückkehren würden. Der Friedensplan sieht eine Frist von 72 Stunden nach Inkrafttreten der Vereinbarung vor.
Offen ist auch, welche palästinensischen Häftlinge Israel für die Geiseln freilässt. Auch dies war ein Streitpunkt in den Verhandlungen in Ägypten.
Trotz der Zustimmung zur ersten Phase gibt es noch keinen genauen Zeitplan, der die Verwaltung des Gazastreifens nach dem Krieg und das Schicksal der Hamas regelt.
Was sind die nächsten Schritte?
Die israelische Armee erklärte am Donnerstagmorgen, sie habe mit "den operativen Vorbereitungen für die Umsetzung des Abkommens begonnen", um ihre Soldaten auf eine vereinbarte Linie zurückzuziehen. Ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Israel müsse sich nach der Zustimmung innerhalb von weniger als 24 Stunden auf die vereinbarte Linie zurückziehen.
Ein Außenamtssprecher des Vermittlerlands Katar sagte, beide Seiten hätten sich bereits auf "alle Bestimmungen und Umsetzungsmechanismen der ersten Phase des Gaza-Waffenruheabkommens" geeinigt.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte noch für Donnerstag ein Treffen der Regierung an, bei dem die Vereinbarung mit der Hamas gebilligt werden soll.
Ein Hamas-Vertreter sagte außerdem, dass die Verhandlungen für die zweite Phase der Waffenruhe "unverzüglich" beginnen würden.
Was folgt in der zweiten Phase des Plans?
In einer zweiten Phase von Verhandlungen sollen Bedingungen geschaffen werden, die einen Frieden langfristig sichern. So ist ein vollständiger Rückzug der israelischen Soldaten aus Gaza, den die Hamas fordert, laut Trumps Plan erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, wenn eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) für Sicherheit vor Ort sorgt. Auch um eine Entwaffnung der Hamas wird es zu einem späteren Zeitpunkt gehen.
Die islamistische Hamas erklärte sich kürzlich damit einverstanden, dass der Gazastreifen nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es ist aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zugestimmt hat, dass sie selbst dabei keine Rolle spielen darf. Diese Frage dürfte auch in weiteren Verhandlungen über eine zweite Phase fallen.
Welche Hindernisse gibt es bei den Verhandlungen?
Trotz der Erleichterung bei den Geisel-Familien und den Menschen im Gazastreifen - noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Das geben auch Experten zu bedenken. "Wir sind erst bei Punkt 2 von 20 Punkten", sagt die Politikwissenschaftlerin Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung im Interview mit tagesschau24.
Die Hamas weigert sich bislang, über die israelische Forderung nach einer Entwaffnung zu verhandeln. Einem palästinensischen Vertreter zufolge wird die Hamas darauf beharren, solange israelische Truppen palästinensisches Land besetzen. Zu den strittigen Punkten gehört Insidern zufolge zudem der Mechanismus für den vollständigen israelischen Rückzug.
Arabische Staaten, die den US-Plan unterstützen, fordern, dass er zu einem unabhängigen palästinensischen Staat führen muss. Netanjahu lehnt dies allerdings ab - auch unter Druck seiner politischen Partner. "Insbesondere Smotrich und Ben Gvir, zwei Minister, die dem rechtsextremen Teil seiner Regierung angehören, wollen diesen Krieg weiterführen, weil sie sagen, nur militärisch kann die Hamas entsprechend geschlagen werden", sagt Scheller.
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