In Ägypten beginnen die Gespräche über einen Friedensplan für Gaza. Die Erwartungen sind hoch. Israel hofft auf ein baldiges Abkommen, US-Präsident Trump setzt auf ein Ergebnis in dieser Woche. Die Hamas hält sich bedeckt.

Morgen jährt sich der Überfall der islamistischen Hamas auf Israel zum zweiten Mal. Heute wollen Vertreter beider Seiten in Ägypten indirekte Gespräche über eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln im Gazastreifen beginnen. Grundlage ist der Friedensplan von US-Präsident Donald Trump.

Im Mittelpunkt der Gespräche, die meist über Vermittler laufen, steht nach Angaben des Außenministeriums in Kairo zunächst die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gegenzug für palästinensische Gefangene.

Der Chefunterhändler der Hamas, Chalil al-Hajja, traf bereits gestern Abend im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich ein. Erst vor einem Monat hatte Israel versucht, al-Hajja und andere Hamas-Anführer bei Angriffen in der katarischen Hauptstadt Doha zu töten. Dabei wurde unter anderem der Sohn des Chef-Unterhändlers getötet. Al-Hajja nimmt nun erstmals wieder an Gesprächen für ein Ende des Gaza-Kriegs teil.

Israel will schnell ein Abkommen erreichen

Die israelische Delegation wird vom Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, angeführt.

Israels Außenminister Gideon Saar äußerte Hoffnungen auf eine baldige Einigung mit der Hamas. "Wir sind entschlossen, so schnell wie möglich ein Abkommen zu erreichen, um unsere Geiseln wieder nach Hause zu bringen. Das würde natürlich auch einen Waffenstillstand bedeuten", sagte er der Bild-Zeitung.

Zugleich warnte Saar vor Naivität im Umgang mit der Terrororganisation. "Wenn man es mit der Hamas zu tun hat, können Dinge, die einfach aussehen, sehr kompliziert sein." Er habe kein Vertrauen in die Hamas. Saar vertraue aber auf Trump, der die Hamas wiederholt unter Druck gesetzt hatte.

Trump hofft auf schnelle Ergebnisse

Die US-Regierung wird durch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und den Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff vertreten.

Trump gibt sich optimistisch, dass es noch in dieser Woche Ergebnisse geben wird. "Mir wurde gesagt, dass die erste Phase diese Woche abgeschlossen sein sollte, und ich bitte alle, sich zu beeilen", schrieb er auf der Plattform Truth Social.

Der US-Präsident setzte seinen Post nur wenige Minuten vor Ablauf einer "letzten" Frist ab, die er selbst der Hamas für eine Einigung gesetzt hatte. Die Terrororganisation hatte zwar am Freitag ihre Zustimmung zu Teilen des Friedensplans bekanntgemacht - aber noch Verhandlungen eingefordert. Ob für den US-Präsidenten damit die gesetzte Deadline obsolet geworden ist, ist unklar.

Trump schrieb weiter, es habe "sehr positive Gespräche" mit der Hamas und anderen Ländern an diesem Wochenende gegeben, um die Geiseln freizulassen und den Krieg in Gaza zu beenden. Der US-Präsident sprach erneut eine Drohung aus: Der Faktor Zeit sei von entscheidender Bedeutung - sonst werde es zu "massivem Blutvergießen kommen".

Unterstützung auch von der Bundesregierung

Auch die Bundesregierung unterstützt Trumps Friedensplan. "Es ist alles machbar, es ist alles erreichbar", sagte Bundesaußenminister Johann Wadephul dazu am Sonntag nach einem Treffen mit dem katarischen Außenminister Scheich Mohammed Al-Thani. Allerdings liege "noch ein harter Weg von Verhandlungen vor uns allen".

"Nach wie vor gilt: Es gibt keinen besseren Plan als den von Präsident Trump", hob Wadephul hervor. Dieser berge "die realistische Chance, dass die Geiseln recht bald freikommen können, dass wir zu einem Waffenstillstand kommen und dass es eine gute humanitäre Versorgung für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen gibt". Wadephul verlängert seine Nahost-Reise und will heute auch nach Israel kommen

Deutschland will beim Wiederaufbau helfen

Bundeskanzler Friedrich Merz sagte in der ARD-Sendung Caren Miosga Deutschland werde bei einer Umsetzung des US-Plans für den Gazastreifen beim Wiederaufbau und der schnellen humanitären Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung helfen.

Dies habe er angeboten, sagt Merz mit Blick auf seine Telefonate mit Trump und Netanjahu. "Da leben immer noch über eine Million Menschen, wir wissen es nicht genau, da waren mal zwei Millionen", sagt Merz über den Gazastreifen. Man werde zusammen mit anderen europäischen Staaten helfen. Man werde so schnell wie möglich dafür sorgen müssen, dass der Hunger nicht weiter um sich greife und wieder aufgebaut werde.

"Noch einige offene Punkte", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu den Verhandlungen mit der Hamas

tagesschau24, 05.10.2025 09:00 Uhr

Hamas will politisch weiter mitreden

Bei den Gesprächen in Ägypten dürfte es um eine ganze Reihe strittiger Fragen gehen. So hatte sich die Hamas am Freitagabend auch nicht zu der Forderung in Trumps Friedensplan nach ihrer Entwaffnung geäußert.

Laut ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann ist sie wohl bereit dazu, die Macht abzugeben, will aber weiter politisch mitreden. Auch die Frage, wie die einzelnen Schritte des Friedensplans räumlich und zeitlich koordiniert werden können, ist bisher ungelöst.

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