Mit dem Right Livelihood Award werden Menschen geehrt, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einsetzen. Dieses Jahr geht der Preis unter anderem an Klimaschützer aus Ozeanien und eine Programmiererin aus Taiwan.

Sie alle setzen sich - meist fernab der Öffentlichkeit - für eine bessere Zukunft ein: Klimaschützer aus mehreren Inselnationen im Pazifik und eine Cyber-Expertin aus Taiwan werden in diesem Jahr genauso mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wie anonyme Aktivisten in Myanmar und freiwillige Nothelfer im Sudan. 

Während Autoritarismus und Polarisierung weltweit auf dem Vormarsch seien, setzten die diesjährigen Preisträger auf gemeinschaftliches Handeln, Widerstand und gelebte Demokratie, würdigte die zuständige Right-Livelihood-Stiftung die Aktivisten bei der Preisbekanntgabe in Stockholm.

"Gemeinschaftliches Handeln ist die stärkste Antwort der Menschheit auf Gewalt, Polarisierung und Klimakatastrophen", sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Der Mut und der Weitblick der Preisträger sorgten für Hoffnung und zeigten, dass eine gerechtere und lebenswertere Zukunft möglich sei.

Klimakrise vor Gericht gebracht

Die diesjährigen Preisträger des gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannten Right Livelihood Awards zeigen jeweils, welche Macht die Zivilgesellschaft haben kann, wenn sie sich organisiert.

Die ozeanische Organisation Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC) und der Menschenrechtsanwalt Julian Aguon aus Guam zum Beispiel werden gemeinsam dafür geehrt, die Klimakrise vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gebracht zu haben, um so Staaten rechtlich zum Klimaschutz zu verpflichten. 

Julian Aguon wird für seinen Einsatz gegen die Klimakrise ausgezeichnet

Mit KI für mehr Gemeinwohl

Die taiwanesische Hackerin und Programmiererin Audrey Tang erhält den Right Livelihood Award für den visionären Einsatz digitaler Technologien, um so die Demokratie zu stärken, die Zivilgesellschaft einzubinden und die gesellschaftliche Spaltung zu überbrücken.

Bis 2024 war sie Taiwans erste Digitalministerin, heute ist sie Cyber-Botschafterin des Landes und gilt unter anderem als Vordenkerin für gemeinwohlorientierte KI-Nutzung. 

Tang zeige, wie Hightech das Vertrauen in die Demokratie stärke, indem Millionen von Menschen unmittelbar an der Gestaltung von politischen Prozessen beteiligt würden, so die Preisstiftung.

Mutiger Einsatz gegen Militärjunta

Die anonyme Aktivistengruppe Justice For Myanmar legt nach Angaben der Preisstiftung derweil offen, wie die Militärjunta in Myanmar aus dem Ausland finanziell unterstützt wird.

Die Recherchen hätten beispielsweise dazu geführt, dass die Schweiz Sanktionen gegen das Unternehmen Myanmar Oil and Gas Enterprise erhob und der europäische Flugzeughersteller Airbus die Zusammenarbeit mit AviChina beendete.

Das chinesische Unternehmen hatte Flugzeuge und Waffen an das Militär in Myanmar verkauft, das seit einem Putsch 2021 brutal die Opposition und ethnische Minderheiten im Land verfolgt.

Nothilfe für Menschen im Sudan

Das Freiwilligennetzwerk der Emergency Response Rooms wiederum wird für seine gemeinschaftliche Nothilfe für Millionen Menschen im Sudan gewürdigt.

Sie helfen demnach unter anderem mit Suppenküchen und Gesundheitsposten dort, wo andere Organisationen nicht mehr hinkommen. Dabei begeben sie sich selbst in Gefahr vor Verfolgung.

Die Gruppen entstanden aus dem Widerstand gegen den 2019 abgesetzten Langzeitherrscher Omar al-Baschir. Der Krieg im Sudan, der mit dem Machtkampf zwischen dem Militär und den paramilitärischen RSF-Milizen 2023 begann, hat eine der gravierendsten Hunger- und Vertreibungskrisen weltweit verursacht.

Für seinen unermüdlichen Einsatz in dem bürgerkriegsgebeutelten Land war dem Netzwerk vor zwei Wochen bereits der renommierte norwegische Rafto-Menschenrechtspreis zugesprochen worden.

Freiwillige des Netzwerks Emergency Response Rooms helfen Menschen in El-Obeid im Sudan.

In einer Reihe mit Lindgren, Snowden, Thunberg

Der Right Livelihood Award wird seit 1980 an mutige Vorkämpfer für Klima- und Umweltschutz, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden vergeben.

Über die Jahre hat sich der Beiname "Alternativer Nobelpreis" für den Award eingebürgert, auch wenn die Auszeichnung in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen steht, deren diesjährige Preisträger ab Montag nach und nach in Stockholm und Oslo verkündet werden. 

Zu den früheren Right-Livelihood-Preisträgern zählen die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, der US-Whistleblower Edward Snowden und die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.

Weitaus häufiger geht der Preis jedoch an international eher weniger bekannte Persönlichkeiten, denen mit der Auszeichnung mehr Gehör verschafft werden soll. 

Macht der organisierten Zivilgesellschaft

Zur Auswahl standen diesmal 159 Nominierte aus 67 Ländern. Stiftungsdirektor von Uexküll hat beim Blick auf den Kandidatenkreis einen bemerkenswerten Trend beobachtet, dass sich Bürger und Gemeinschaften vermehrt proaktiv rund um gemeinsame Werte und Sorgen vernetzen.

Dabei gehe es nicht um vereinzelte Idealisten, sondern um viel mehr. "Wir sprechen hier von wirklich strategischem Organisieren, das wir als einen Weg zum Aufbau von Macht betrachten", sagte von Uexküll.

"Dieser Weg hat dasselbe Potenzial zur Veränderung des Laufs der Geschichte wie die missbräuchliche Machtausübung, die wir bei manchen sogenannten Weltführern beobachten." 

In äußerst schwierigen Konflikten könnten Menschen und Gemeinschaften einen spürbaren Unterschied machen, ist von Uexküll überzeugt - und davon brauche man in den kommenden Jahren eine ganze Menge mehr, während sich die Welt in eine sehr gefährliche Richtung bewege.

Preiszeremonie in Stockholm im Dezember

Am 2. Dezember sollen die Preisträger auf einer feierlichen Zeremonie in Stockholm geehrt werden. Die Auszeichnung ist unter anderem mit lebenslanger Unterstützung durch die Right-Livelihood-Stiftung verbunden.

Sie hat bis heute etwa 200 Preisträger aus rund 80 Ländern ausgezeichnet. Die diesjährigen Geehrten sind die jeweils ersten aus ihren Ländern.

Jana Sinram, ARD Stockholm, tagesschau, 01.10.2025 09:00 Uhr

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