Chinas Präsident Xi hat jüngst die Klimaziele seines Landes präsentiert: Der größte Verursacher von Treibhausgasen will seine Emissionen bis 2035 um bis zu zehn Prozent senken. Doch reicht das auf dem Weg zur Klimaneutralität?
Es war Mittwoch, als Chinas Staatschef Xi Jinping sich in einer Videoansprache an die Vereinten Nationen wendete. Zehn Jahre nachdem das Pariser Klimaschutzabkommen ins Leben gerufen wurde, sei es an der Zeit, dass die Länder neue Klimaziele bekanntgeben, erklärte der Präsident in Peking: "China wird bis 2035 die gesamtwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen um sieben bis zehn Prozent gegenüber dem Höchstwert senken und sich bemühen, bessere Ergebnisse zu erzielen."
"Eine Reduzierung von 20 Prozent wäre nötig"
Klimaexperten begrüßen, dass Chinas kommunistische Führung zum ersten Mal ein Zwischenziel zur Reduzierung aller Treibhausgase genannt hat. Allerdings sei das Ziel viel zu niedrig und beziehe sich auf einen nicht definierten Höchstwert, kritisiert Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air, einem Thinktank mit Sitz in Finnland.
Dies lasse China die Möglichkeit, die kommende Jahre noch mehr Treibhausgase auszustoßen und erst dann die Emissionen zu senken, sagt der Klimaanalyst. China müsse deutlich mehr tun, um beispielsweise das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Das sieht vor, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
"Eine Reduzierung der Emissionen von mindestens 20 Prozent wäre nötig, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen", erklärt Klimaanalyst Myllyvirta. Wenn man das 1,5-Grad-Ziel nehmen würde, wären es sogar 30 Prozent. "Das sind aber die Minimalwerte. Die meisten Berechnungen gehen davon aus, dass man die Treibhausgase noch deutlich stärker reduzieren müsste."
Experte sieht mehr Potenzial
China ist der größte CO2-Emittent der Welt und liegt beim Pro-Kopf-Ausstoß deutlich über dem EU-Schnitt. Gleichzeitig investiert Chinas Führung massiv in grüne Energien. Das Land hat diese als Schlüsselindustrie ausgerufen und groß subventioniert.
Die Volksrepublik ist weltweit führend in Solarenergie und Windkraft und kein Land der Welt installiert mehr Solarpaneele und Windkraftanlagen. Auch große Wasserkraftwerke will die Regierung in Peking weiter bauen lassen. Die Voraussetzungen dafür, die Treibhausgasemissionen bis 2035 deutlich stärker zu reduzieren, als jetzt angekündigt, seien auf jeden Fall da, sagt der Klimanalyst Myllyvirta.
"Wir haben berechnet, dass eine Reduzierung von etwa 30 Prozent möglich wäre, wenn China weiter in grüne Energien investiert wie heute", erklärt er. "Dazu gehen wir davon aus, dass China weniger Zement und Stahl produziert und auch mehr recycelter Stahl verfügbar sein wird."
Weitere Kohlekraftwerke sollen ans Netz
Die Produktion von Zement und Stahl ist besonders energieintensiv. Dass China weniger davon benötigt, hängt unter anderem mit der Krise im Bausektor zusammen. Ein großer Teil von Chinas CO2-Emissionen wird durch die Verbrennung klimaschädlicher Kohle verursacht.
Nach wie vor erzeugt China rund die Hälfte des Stroms mit Kohle und baut sogar nach wie vor neue Kohlekraftwerke und will dies auch noch mindestens zwei weitere Jahre tun. Unter anderem, um Schwankungen bei Solar- und Windenergie ausgleichen zu können. Bis zur angestrebten Klimaneutralität 2060 ist es noch ein weiter Weg für die Volksrepublik.
"Wenn man etwas mehr als drei Jahrzehnte hat und sagt, man kann im ersten Jahrzehnt nur sieben bis zehn Prozent der Emissionen reduzieren, dann trägt das nicht sonderlich viel zur Glaubwürdigkeit bei", sagt Klimanalyst Myllyvirta. Denn dann würde man auch versprechen, "die restlichen 90 Prozent in den folgenden zwei Jahrzehnten zu schaffen."
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