Der türkische Verband Udofed hat seinen Antrag auf EU-weit gültige Regeln für Döner Kebab zurückgezogen. Hätte Brüssel dem Antrag stattgegeben, hätten sich alle Döner-Restaurants in der EU an Rezeptregeln halten müssen.
Der Döner - in all seinen aktuellen Varianten - darf in Europa bleiben, wie er ist. Und dabei auch weiter Döner heißen. Darüber besteht nun Klarheit, nach einem gut drei Jahre währenden Streit. Die "International Doner Federation" (Udofed) mit Sitz in Istanbul zog ihren Antrag zurück, womit sie den Döner-Kebab in der EU als "garantiert traditionelle Spezialität" registrieren wollte.
"Der Antrag auf Registrierung von 'Döner' als garantiert traditionelle Spezialität wurde am 23. September 2025 zurückgezogen. Dies bedeutet automatisch, dass das Registrierungsverfahren eingestellt wird", bestätigte der zuständige EU-Kommissionssprecher dem ARD-Studio Brüssel.
Heißt konkret: Der Döner rückt nicht auf die EU-Schutzliste, auf der aktuell rund 90 Produkte stehen - wie Schwäbische Spätzle, Serrano-Schinken oder der italienische Mozzarella-Käse. Für solche Produkte gilt: Sie dürfen quasi überall unter dem Namen hergestellt und verkauft werden, aber eben nur nach den Kriterien, die der Antragsteller von der EU hat absegnen lassen.
Kalbs- und Gemüsedöner hätten vor dem Aus gestanden
Und diese Kriterien wollten die türkischen Unternehmer für Fleisch, Zubereitung und Marinade sehr eng fassen: Nur das Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern hätte künftig für den Döner verwendet werden dürfen. Geschnitten in zwei bis fünf Zentimeter dicken Streifen, mit einem 55 Zentimeter langen Döner-Messer.
Anders gesagt: Vieles, was auch in Deutschland üblich ist, hätte nicht mehr Döner heißen dürfen: von Kalbs- über Gemüse- und Hühnchenfleisch-Döner bis hin zur Verwendung von Hackfleisch. Auch viele andere Soßen und Zutaten wären tabu gewesen.
"Wir wollten mit dem Antrag niemandem schaden"
Ein harter Einschnitt - so sehen es jetzt offenbar auch die türkischen Antragsteller: Es sei lediglich darum gegangen, dass anerkannt werde, dass der Döner aus der Türkei komme, so die Verbandsberaterin Huriye Özener: "Wir wollten mit dem Antrag niemandem schaden, schon gar nicht dem deutschen Markt".
Dort wurden bereits heftige Einbußen befürchtet: 80 bis 90 Prozent aller Döner-Buden in Deutschland wären von dem Schutzantrag aus der Türkei betroffen gewesen. So lauten Schätzungen des Vereins Türkischer Dönerhersteller in Europa (ATDID) mit Sitz in Berlin und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA), die offizielle Einsprüche nach Brüssel gesendet hatten.
Deutschland ist Europas Döner-Land Nummer eins
Rund 400 Tonnen Döner werden täglich in Europa produziert. Ein Riesenmarkt mit 3,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Rund 2,5 Milliarden davon werden in Deutschland gemacht. Insofern heißt es nun Aufatmen beim DEHOGA: "Die Eintragung als ,garantiert traditionelle Spezialität‘ hätte gravierende Folgen für Betriebe und Verbraucher gehabt - von neuen Bezeichnungen für Döner-Gerichte über Intransparenz und Abgrenzungsschwierigkeiten bis hin zu Rechtsunsicherheiten. Umso mehr freuen wir uns nun, dass die Vielfalt des Döners in Deutschland erhalten bleibt - so, wie ihn Millionen Menschen lieben."
Die EU-Kommission kann nun ihr Verfahren kurz vor der Zielgeraden einstellen. Und zu dem Ergebnis kommen, dass viele Experten schon erahnt haben - wie Marion Walsmann, Rechts- und Verbraucherschutzexpertin der Christdemokraten im EU-Parlament: "Denn auch wenn die Ursprünge des Döners in der Türkei liegen, ist er in Deutschland durch türkische Einwanderer eingeführt worden und gerade bei uns in verschiedensten Varianten fast schon zu einem deutschen Nationalgericht geworden".
Döner hat sich weiterentwickelt
Und gerade die Varianten hätten den Döner zu einem solchen Erfolg in Europa werden lassen, sagt Anna Anna Cavazzini, die Verbraucherschutzexpertin der Grünen im Europaparlament: "Es hat viel damit zu tun, dass klar wurde, dass der Antrag keine Chance hat. Der Döner hat sich die letzten Jahre durch kreative Weiterentwicklungen stetig verändert. Da jetzt ein Copyright drauf zu setzen, war sehr unrealistisch. Deswegen bin ich sehr froh, dass es jetzt endlich eine klare Entscheidung gibt."
Der langwierige Döner-Fall sei aber auch deutlich mehr als eine Posse gewesen: Der EU-Schutzstatus für "garantiert traditionelle Spezialität" habe für viele Verbraucherinnen und Verbraucher einen hohen Wert, so Cavazinni. Denn er ist der Einzige, der ihnen quasi garantiert, dass sie gerade bei solch berühmten traditionellen Produkten genau die Qualität bekommen, die sie erwarten.
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