Donald Trump ist bekannt dafür, konfrontative Reden vor großem Publikum zu halten. Löst er bei der UN-Generaldebatte neue Verwerfungen aus? Oder tritt er zahmer auf, da er sich Hoffnungen auf den Friedensnobelpreis macht?
Die Rückkehr des US-Präsidenten auf die größte diplomatische Bühne der Welt wird den ersten Tag der UN-Generaldebatte in New York prägen. Bei seiner ersten persönlichen Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen seit 2019 wird Donald Trump vor mehr als 140 Staats- und Regierungschefs sprechen.
Wie milde wird sich Trump äußern?
Viele blicken gebannt nach New York: Wird sich der 79-Jährige als internationaler Friedensstifter mit Anspruch auf den Nobelpreis darstellen? Wie er sich gegenüber Russland und China gibt, wie er die Kriege in der Ukraine und in Gaza adressiert, ob er gar den Rückzug der USA aus den Vereinten Nationen verkündet - dazu wagen die meisten keine Prognose.
Sowohl in seiner ersten Amtszeit als auch seit der Vereidigung im Januar hat Trump etliche Verbündete der USA immer wieder mit politischen Alleingängen brüskiert. Kritiker bescheinigen ihm, damit die regelbasierte multilaterale Weltordnung zu schwächen und autoritäre Regime zu Verstößen gegen Völkerrecht und Menschenrechte zu ermutigen.
"Klare und konstruktive Vision für die Welt"
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, ließ durchblicken, dass sich Trump in New York dazu äußern wolle, "wie globalistische Institutionen die Weltordnung erheblich geschwächt" hätten. Was genau sie damit meinte, blieb unklar. "Er wird seine klare und konstruktive Vision für die Welt darlegen", sagte sie.
Auf Trumps Plan rund um die Generalversammlung stehen zudem Gespräche mit UN-Generalsekretär António Guterres und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bei Trumps Gespräch mit Selenskyj dürfte es unter anderem um Schutzversprechen der Partner für die Ukraine gehen, mit denen das Land vor weiteren Aggressionen Russlands nach einem möglichen Friedensschluss bewahrt werden soll.
Trump will sieben Kriege beendet haben
Der US-Präsident stellt sich selbst gerne als Friedensstifter dar, dem weltweite Anerkennung gebührt. Auch fordert er offen den Nobelpreis für sich ein, den einst sein demokratischer Vorgänger Barack Obama gewann, an dem Trump kein gutes Haar lässt.
Nach seiner Darstellung hat Trump seit Amtsantritt sieben Kriege beendet. Dazu gehören jene zwischen Israel und dem Iran, Indien und Pakistan sowie Armenien und Aserbaidschan. Auch der Grenzstreit zwischen Kambodscha und Thailand, die Spannungen zwischen Serbien und Kosovo sowie um einen Nil-Staudamm zwischen Ägypten, Äthiopien und Sudan und der Konflikt um eine Rebellenoffensive zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo werden vom Weißen Haus als Beweise für Trumps Vermittlungsgeschick angeführt.
Und auch wenn die USA in einigen dieser Konflikte zumindest in irgendeiner Weise vermittelnd tätig waren, halten es Beobachter für übertrieben, sie alle als Kriege einzustufen und Trump eine führende Rolle als Friedensstifter zuzuschreiben.
Tatsächlich sind Trumps Erfolge auf diplomatischer Bühne eher überschaubar, von ihm angekündigte Meilensteine bislang ausgeblieben. Eine Deeskalation im Nahost-Konflikt ist dem Republikaner ebenso wenig gelungen wie die Beendigung des Ukraine-Kriegs.
Dennoch rechnen Beobachter mit einem selbstbewussten Auftritt - etwa Mark Montgomery von der Stiftung für die Verteidigung von Demokratien in Washington. "Seine Rede wird davon bestimmt sein, wie sehr er wirklich daran glaubt, dass er eine Chance auf den Friedensnobelpreis hat", sagte Montgomery. "Wenn er glaubt, dass das noch möglich ist, dann weiß er meiner Meinung nach, dass man nicht in die UN geht, eine Granate in die Lukentür des Panzers wirft und sie schließt, oder?"
Haltung zu Russland und China
Unklar ist, welchen Ton Trump gegenüber Kremlchef Wladimir Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping anschlagen wird. Beide bleiben der UN-Generaldebatte traditionell fern - dabei setzen die Unterstützer der Ukraine darauf, dass Trump zumindest China als Käufer von russischem Öl und Gas stärker in die Haftung nimmt, um dem Kreml die wirtschaftliche Grundlage für die Finanzierung seines Krieges zu entziehen.
Trump hatte im Wahlkampf versprochen, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden zu beenden. Nach Amtsantritt scheiterte aber auch er mit seinen Versuchen, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. Infolge seines Gipfeltreffens mit Putin in Alaska wurde ihm vorgeworfen, er habe den international weitgehend isolierten Kremlchef auf die Weltbühne zurückgeholt und ihm buchstäblich den roten Teppich ausgerollt - ohne dass Russland dafür irgendwelche substanziellen Zugeständnisse gemacht hätte.
Zuletzt äußerte sich Trump zwar enttäuscht über Putin. Konkrete, direkte Sanktionen gegen Russland brachte er aber nicht auf den Weg.
UN als Zielscheibe für Kritik
Trump hat eine kritische Position zu den Vereinten Nationen als Forum der Weltgemeinschaft. Das UN-Klimaschutzabkommen haben die USA unter Trump aufgekündigt. Im Juli kündigte US-Außenminister Marco Rubio zudem den Austritt aus der UN-Kulturorganisation UNESCO Ende 2026 an, weil deren Agenda "im Widerspruch zu unserer "America First"-Außenpolitik steht".
Mit Informationen von Martin Ganslmeier, ARD-Studio New York
Martin Ganslmeier, ARD New York, tagesschau, 23.09.2025 12:29 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke