Für die Menschen in Gaza-Stadt wird die Situation noch schwieriger. Während Israels Armee vorrückt, sperrt sie eine Fluchtroute. Nun gibt es sogar Forderungen, Israel aus den Vereinten Nationen auszuschließen.
Immer mehr Menschen flüchten aus Gaza-Stadt um vor den Angriffen der israelischen Armee in Sicherheit zu sein. Nach Angaben Israels hätten mehr als 480.000 Menschen die Stadt im nördlichen Gazastreifen verlassen. Am Donnerstagabend war noch von 450.000 die Rede. Vor Beginn der Offensive sollen es rund eine Million Menschen gewesen sein, die in der Stadt lebten. Die Menschen sollen sich nach dem Willen der israelischen Armee in eine sogenannte humanitäre Zone im Süden begeben.
Der Nachrichtenagentur AFP schilderte die 50-jährige Niwin Ahmed ihre Flucht aus Gaza-Stadt. Sie machte sich mit ihrer Familie zusammen auf den Weg in die weiter südlich gelegene Stadt Deir el-Balah. "Wir sind mehr als 15 Kilometer gelaufen und wir sind vor Erschöpfung fast gekrochen", sagte sie. Ihr jüngster Sohn habe vor Müdigkeit geweint.
Für die noch in der Stadt gebliebenen Bewohner wird die Flucht nun noch schwieriger. Denn der Salah-al-Din-Korridor aus der Stadt in den Süden des Gazastreifens wurde von der israelischen Armee wie angekündigt geschlossen. Den Weg hatte das Militär vor einigen Tagen für 48 Stunden freigegeben, um die Flucht zu ermöglichen. Nun gibt es nur noch eine Straße, die die Menschen in Richtung Süden nutzen können.
Israel meldet Tod von hochrangigem Hamas-Mitglied
Nach eigenen Angaben geht Israel davon aus, dass sich die verbliebenen Kämpfer der Terrororganisation Hamas in der Stadt aufhalten und verschanzt haben. Bei den jüngsten Angriffen soll nach Militärangaben unter anderem ein hochrangiges Mitglied eines Hamas-Bataillons getötet worden sein. Die israelischen Streitkräfte würden "weiterhin mit beispielloser Gewalt gegen die Hamas und andere Terrororganisationen vorgehen", sagte ein Armeesprecher.
Palästinensischen Angaben zufolge wurden im Laufe des Tages mindestens 35 Menschen durch israelische Angriffe getötet.
Bewaffnete überfallen Hilfs-LKW
Bewaffnete haben im Gazastreifen vier UN-Hilfslastwagen mit Babynahrung ausgeraubt. Israelischen Angaben zufolge soll es sich um Hamas-Mitglieder handeln. Sie hätten die Transporter direkt von einem Gelände des UN-Kinderhilfswerks UNICEF gekapert, teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit.
UNICEF bestätigte den Vorfall, sprach aber lediglich von "bewaffneten Personen", ohne deren Identität näher zu beschreiben. Diese hätten die Fahrer mit vorgehaltener Waffe sowie die Nahrung in ihre Gewalt gebracht. Die Fahrer seien später freigelassen und die Lastwagen herausgegeben worden. Mindestens 2.700 schwer und akut unterernährte Kinder seien wegen "des Diebstahls" um lebensrettende Hilfsgüter gebracht worden, sagte UNICEF weiter.
Nach einem Terroranschlag zwischen dem Westjordanland und Jordanien hat Israel diesen einzigen Grenzübergang geschlossen. Am Donnerstag hatte ein Lkw-Fahrer, der Hilfsgüter von Jordanien in den Gazastreifen bringen sollte, auf zwei israelische Soldaten geschossen und sie dann erstochen. Israels Armeechef ordnete daraufhin einen Stopp jordanischer Lieferungen für den Gazastreifen an, bis eine Untersuchung des Angriffs abgeschlossen sei.
Druck auf Israel wird bei den UN größer
Während der laufenden UN-Generalversammlung haben zahlreiche Sonderberichterstatter einen Ausschluss Israels aus den Vereinten Nationen verlangt. Unumgänglich seien auch Sanktionen, nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen Einzelpersonen und Unternehmen, die "mit einem Völkermordregime Geschäfte machen", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von rund 40 unabhängigen UN-Sachverständigen, die in Genf veröffentlicht wurde.
In den vergangenen Monaten sei "der kollektive und weitreichende Charakter des sich entfaltenden Völkermords unleugbar geworden", schreiben die Experten. Die Gewalt habe vom Gazastreifen auch auf das Westjordanland übergegriffen. Dort könnten "erzwungene Massenvertreibungen und brutale Angriffe bewaffneter Siedler" nicht einzelnen Beamten zugerechnet werden; die Taten würden "auf jeder Ebene vom Staat unterstützt und begünstigt".
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