König Charles III. und Premier Starmer hofieren einen US-Präsidenten, dessen Umfeld versucht, die demokratische Mitte im Königreich zu unterminieren. Denn die MAGA-Bewegung um Trump will dort die Ultrarechten stärken.
Keir Starmer dürfte erleichtert aufatmen, wenn Donald Trump am Donnerstagabend wieder im Flieger Richtung Washington sitzt, ohne dass seine Autorität als britischer Premier zuvor von diesem Besucher aus Washington offen untergraben wurde.
Denn hier reist kein Freund der britischen Regierung aus Washington an, sondern ein US-Präsident, der zwar den Glamour des Königshauses für schöne Bilder von sich nutzen will, ansonsten aber kaum einen Hehl daraus macht, dass er von den Grundprinzipien der britischen Demokratie wenig hält.
Rechtspopulist Farage von Trump hofiert
Mehr noch: Mit Trump kommt ein Präsident, der erst vor wenigen Tagen den gefährlichsten Gegner des britischen Premiers, den Rechtspopulisten Nigel Farage, zum Freundschaftsbesuch im Weißen Haus empfangen hat, nachdem der gerade erst dem US-Kongress erklärt hatte, Großbritannien sei unter Starmer zu einem autoritären Staat wie Nordkorea verkommen, in dem die Meinungsfreiheit unterdrückt werde.
Als Beleg dafür diente ihm der Fall der Britin Lucy Conolly, die für einen Post auf X, in dem sie während gewalttätiger Ausschreitungen vor Asylunterkünften zu Brandanschlägen aufrief, von einem britischen Gericht rechtskräftig zu 31 Monaten Haft verurteilt wurde.
Seit sie im August entlassen wurde, wird sie sowohl in den USA als auch in der rechten wie rechtsextremen Szene in Großbritannien als politische Gefangene Starmers inszeniert. Farage lud sie gar als Stargast zu seinem jüngsten Parteitag ein.
Und auch sonst lehnen sich seine Wahlversprechen eng an Trumps Vorgehen in den USA an. Nach US-amerikanischem Vorbild will Farage ein hochgerüstetes "UK Deportation Command" einrichten, das Massenabschiebungen durchführt, ohne genauer zu differenzieren, nach welchen Kriterien das geschehen soll. Es sind Parolen, die in der diversen Gesellschaft Großbritanniens zunehmend für Angst und Unruhe sorgen.
Spaltungsversuche durch US-Vize Vance
Auch Trumps Vize JD Vance greift die Starmer-Regierung an. Dessen jüngster Besuch in den idyllischen Cotswolds war kein einfacher Urlaubstrip nach England. Er nutzte ihn, um sich beim Barbecue mit all jenen zu treffen, die Starmers Regierung von rechts oder ganz rechts zu destabilisieren versuchen.
Dabei mischt er sich gern auch selbst in die britische Innenpolitik ein: Erst im letzten Sommer warnte er etwa, die Insel laufe Gefahr, von der muslimischen Bevölkerung übernommen zu werden, Großbritannien könne so "das erste islamistische Land Europas mit Nuklearwaffen werden". Es war ein klarer Versuch, Teile der britischen Gesellschaft gegeneinander aufzubringen. Tatsächlich beläuft sich die muslimische Bevölkerung Großbritanniens auf circa sechs Prozent.
Tesla-Chef Musk ruft Rechtsextreme zu Gewalt auf
Teile der MAGA-Bewegung in den USA gehen aber noch weiter und unterstützen die rechtsextreme Szene Großbritanniens ganz direkt und auch finanziell. Bei einer Demonstration am vergangenen Samstag, zu der der mehrfach verurteilte Rechtsextreme Stephen Yaxley-Lennon, alias "Tommy Robinson", geladen hatte, rief dessen Unterstützer Elon Musk mehr oder weniger unverhohlen dazu auf, sich mit Gewalt gegen dessen Gegner zu wehren.
Zugeschaltet auf einer großen Videowand erklärte der Tech-Milliardär den rund 150.000 versammelten Briten: "Ob du für Gewalt bist oder nicht, sie kommt sowieso zu dir. Entweder schlägst du zurück oder du stirbst."
Keir Starmer äußerte sich erst zwei Tage später vor der Kamera zu der Demonstration und Elon Musk, vorsichtig und ohne ihn beim Namen zu nennen: "Das hat einen Schauer durch unser Land gejagt. Da sind jetzt Menschen, die nun mehr Angst haben als vorher. Ich verstehe das, und ich werde als britischer Premier und Chef der Labour-Partei für echten Patriotismus aufstehen, gegen dieses zunehmend polarisierende und toxische Chaos."
Starmers komplizierter Drahtseilakt
Pünktlich zum Trump-Besuch ist Keir Starmer damit in einer außerordentlich schwierigen Lage. Nicht zuletzt durch den Brexit ist das Vereinigte Königreich wirtschaftlich und vor allem bei der Verteidigung noch stärker auf die USA angewiesen als schon zuvor.
Starmer bleibt gar nichts anderes übrig, als Trump irgendwie an seiner Seite zu halten. Gleichzeitig muss er sich und sein Land gegen die immer aggressiver werdenden Einmischungen aus dem Umfeld dieses US-Präsidenten verteidigen.
Denn das durch die Folgen des Brexit politisch und wirtschaftlich geschwächte Großbritannien ist jetzt umso anfälliger für eine zweite Welle des Rechtspopulismus. Die Entwicklungen in den USA wirken da derzeit wie ein Brandbeschleuniger. Womit der britische Premier, der sich selbst gerne als Brückenbauer zwischen den USA und der EU beschreibt, bei diesem Besuch und auch in Zukunft einen immer komplizierter werdenden Drahtseilakt vollführen muss.
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