Bad Bunny, weltweit gefeierter Latin-Pop-Star, gibt in seiner Heimat Puerto Rico eine 30-tägige Konzertreihe, die dieses Wochenende endet. Gute Nachrichten für den Tourismus - doch ist die Insel dem Ansturm der Fans gewachsen?

Bikini-Oberteile, T-Shirts, Kappen: alles in blau, weiß, rot. Sogar das Stadion, in dem Superstar Bad Bunny auf der Bühne steht, leuchtet in den Farben Puerto Ricos vor dem dunklen Abendhimmel.

"Verdammt! Wieder ein Stromausfall!", heißt es in einem der Lieder, die er vor den etwa 18.000 Fans im ausverkauften Stadion in San Juan, der Hauptstadt Puerto Ricos, singt.

"Sie wollen mein Viertel und dass meine Großmutter geht" - mit solchen Textzeilen macht er auf die Probleme in seiner Heimat aufmerksam: Verdrängung der Einheimischen durch teure Mieten und Häuser, kaputte Infrastruktur und ein politisches System, das ihnen wenig Mitsprache einräumt, frustriert die Menschen hier.

Im Coliseo de Puerto Rico Jose Miguel Agrelot tritt Bad Bunny auf.

Urlaubs- und Steuerparadies

Puerto Rico ist ein sogenanntes Außengebiet oder Territorium der Vereinigten Staaten. Es ist kein Bundesstaat, gehört aber zu den USA. Die Menschen, die hier leben, sind Amerikaner. Den Präsidenten wählen dürfen sie nicht.

Wer in Puerto Rico ankommt, hört vor allem eines: Spanisch. Die Insel ist eine ehemalige spanische Kolonie. Und das sei sie bis heute, sagt Jorge Díaz Ortiz. Die Menschen hier würden kleingehalten, damit man sie weiter ausbeuten könne. So fühlt sich das für ihn an.

In den Farben Puerto Ricos präsentiert sich diese Bad-Bunny-Anhängerin.

Armutsquote viel höher als auf dem US-Festland

Die Insel ist für Investoren und Reiche attraktiv - gerade aus den USA. Als Amerikaner können sie in Puerto Rico leben und arbeiten wie auf dem Festland, zahlen aber unter bestimmten Bedingungen weniger Steuern als die Insulaner. Für viele Puerto Ricaner ist es dagegen schwer, über die Runden zu kommen.

Nach Angaben der US-Regierung liegt die Armutsquote in Puerto Rico bei knapp 40 Prozent. Zum Vergleich: Auf dem US-Festland sind es 12,5 Prozent.

Darüber will Jorge aufklären und organisiert deshalb mit anderen Künstlern eine Ausstellung - extra für Touristinnen und Touristen, die zu den Bad-Bunny-Konzerten auf die Insel kommen. "Hier bekommt mich niemand weg", steht auf dem Schild, das eine seiner überlebensgroßen Puppen in der Hand hält. Sie ist in einem der Bad-Bunny-Videos zu sehen.

Viele Touristen kämen ohne ein Bewusstsein für die Probleme, die Geschichte und Kultur der Insel - das ärgert ihn. Er glaubt nicht daran, dass Bad Bunny die Probleme lösen könne. Dazu seien sie zu tiefgreifend, so Jorge.

Ein Straßenhändler bietet seine Ware an.

Konkurrenz um Wohnraum

Puerto Ricaner und Touristen konkurrieren um Wohnraum. Kurzzeitvermietungen, also Ferienwohnungen, sind für Hausbesitzer attraktiv, sagt Raúl Santiago-Bartolomei. Er forscht zum Thema Stadtentwicklung.

Hinzukommt: Puerto Rico liegt im Hurrikan-Gebiet und die Wirbelstürme greifen das Stromnetz an. Es kommt immer wieder zu großflächigen Stromausfällen. Trotzdem bezahlen die Puerto Ricaner mit die höchsten Energiepreise in den gesamten USA.

Je mehr Touristen kommen, desto mehr Energie wird auch in den großen Hotels an den Palmenstränden der Insel verbraucht. Überall in den Straßen der Altstadt von San Juan, der Inselhauptstadt, posieren Urlauber vor Street Art mit Bad-Bunny-Bezug.

In einer Straße mit bunten Häusern liegt eine Bar, die dem Superstar gehört. Hier stehen schon am Morgen Kreuzfahrt-Touristen an, bevor sie aufmacht. Obwohl der 31-jährige Sänger den Massentourismus kritisiert, befeuert er ihn durch seine Bekanntheit.

Neue Hoffnung für junge Puerto Ricaner

Trotzdem lieben ihn die Puerto Ricaner - so wie Joav Olivieri. Bad Bunny gebe jungen Menschen wie ihm ein neues Selbstbewusstsein. Der 28-Jährige designt T-Shirts, Taschen, Sticker und Magnete. Sein großer Traum: ein eigener Laden. Als Bad Bunny Anfang des Jahres seine Konzerte ankündigte, habe er beschlossen: Jetzt oder nie. Seine eigentliche Arbeit als Grafikdesigner mache er seitdem nur noch in Teilzeit.

Von seinen T-Shirts und Taschen könne er längst noch nicht leben. Aber er ist sich sicher, dass der Bad-Bunny-Effekt anhält. Der Sänger sei authentisch, das begeistere Menschen weltweit. In Puerto Rico werden noch viele Generationen die Früchte ernten, die der Weltstar gesät habe.

Für junge Puerto Ricanerinnen und Puerto Ricaner gebe es etwas viel Wichtigeres als das Geld, das Bad-Bunny-Touristen auf der Insel ausgeben: Das Gefühl, eine eigene, laute Stimme zu haben. Und das gebe Joav - trotz aller Probleme - Hoffnung.

Sorge vor Abschiebungen: Bad Bunny meidet US-Bühnen Sänger Bad Bunny spielt aus Sorge vor der US-Einwanderungsbehörde ICE auf seiner Welt-Tournee keine Konzerte auf dem US-Festland. Das sagte der 31-Jährige in einem Interview dem i-D-Magazin. Der Puerto Ricaner tritt seit Juli und bis Mitte September mit insgesamt 30 Stadion-Shows in der Hauptstadt San Juan auf und startet im Dezember auf Welt-Tournee.

Im Interview wurde der Sänger ("DTMF", "Baile Inolvidable") gefragt, ob das Fehlen von Konzerten auf dem US-Festland mit den zahlreichen Abschiebungen von Latinos aus den USA zusammenhänge. "Ehrlich gesagt ja", sagte der Grammy-Gewinner. "Es gab mehrere Gründe, warum ich nicht in den USA auftrete, aber keiner davon war aus Hass", so Bad Bunny (gebürtig Benito Antonio Martínez Ocasio).

Er genieße es, mit Latinos zusammenzukommen, die in den USA lebten. "Aber besonders hier in Puerto Rico, wo wir ein Außengebiet der USA sind. Menschen aus den USA sollten hierherkommen, um die Show zu sehen." Sie könnten auf die ganze Welt reisen. "Aber es gab das Problem, dass die verdammte ICE vor meinem Konzert stehen könnte. Und das war etwas, worüber wir gesprochen haben und das uns sehr beunruhigt hat."

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