Seit zehn Monaten demonstrieren viele Menschen in Serbien regelmäßig gegen die Regierung. Nach gewaltsamen Ausschreitungen im vergangenen Monat gab es nun erneut eine große Kundgebung - mit einem stillen Zeichen.
In Serbien sind erneut Zehntausende Menschen gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic auf die Straße gegangen. In Belgrad zogen die Demonstranten schweigend durch die Stadt, um des Todes von 16 Menschen zu gedenken, die beim Einsturz eines Bahnhofvordachs in Novi Sad vor zehn Monaten ums Leben gekommen waren. Dabei gingen 16 Gymnasiasten mit einer weißen Rose in der Hand über den Platz Savski Trg, während die Namen der Opfer verlesen wurden.

Demonstranten legten Blumen nieder, um der 16 Menschen zu gedenken, die bei dem Einsturz des Bahnhofvordachs ums Leben kamen
Es war die erste große Kundgebung in der Hauptstadt, seit es Mitte August bei mehreren Demonstrationen gewalttätige Ausschreitungen gegeben hatte.
Auch in den Städten Kragujevac und Novi Sad kamen am Montag Menschen zu Gedenkmärschen zusammen. In Novi Sad ging die mit Schlagstöcken ausgerüstete Polizei laut lokalen Medienberichten gegen die Demonstranten vor und verletzte dabei einige leicht.
Demonstranten fordern Neuwahlen
Seit November gehen in Serbien vor allem junge Menschen auf die Straße und werfen der Regierung Misswirtschaft und Korruption vor. Auslöser der Proteste war der Einsturz des renovierten Vordaches in Novi Sad. Zunehmend richteten sich die Proteste auch gegen die als autoritär wahrgenommene Regierungsführung von Vucic. Inzwischen werden bei den Protesten Neuwahlen gefordert.
"Ich glaube, dieser Kampf wird nicht so schnell vorbei sein", sagte die Studentin Anabela Arsenovic der Nachrichtenagentur AP. "Uns stehen noch Monate des Protests bevor, aber ich hoffe, dass er irgendwann zum Ziel führt und Wahlen stattfinden."
"Korruption ist die Wurzel aller Probleme in unserer Gesellschaft. Wahlen können die einzige Lösung für diese Situation sein", sagte Srdjan, ein 35-jähriger Wissenschaftler, der an dem Protest teilnahm, der Nachrichtenagentur Reuters.
Vucic unter Druck
Vucic bezeichnete die Protestierenden zuletzt als Terroristen und kündigte harte Konsequenzen an. Er lehnt Neuwahlen bislang strikt ab und bezeichnet die Proteste als aus dem Ausland gesteuert. Die Polizei schätzt, dass es seit Beginn der Proteste etwa 23.000 Versammlungen gegeben hat.
Die monatelangen Proteste in ganz Serbien haben Vucic und seine SNS-Partei unter Druck gesetzt. Studenten, Oppositionsgruppen und Korruptionsbekämpfer werfen Vucic und seinen Verbündeten vor, Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu haben und die Pressefreiheit zu unterdrücken. Vucic bestreitet die Vorwürfe.
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