Roter Teppich, Schulterklopfen, Familienfoto - beim Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit demonstrierten die Mitgliedstaaten Geschlossenheit. Ein Zeichen auch gegen den Westen.
Auf dem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) hat der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping die aktuelle Weltlage als"chaotisch" kritisiert. Veränderungen und Turbulenzen seien miteinander verflochten, hieß es in seiner Ansprache vor mehr als 20 Regierungsvertretern. Er forderte die Mitgliedsstaaten der SOZ auf, enger zusammenzuhalten.
Zudem will er die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsbank beschleunigen. Chinas Führung versucht schon länger, alternative Strukturen zu US-geführten Institutionen aufzubauen.
Der Zusammenschluss von China, Russland, Belarus, Indien, Iran, Pakistan und zentralasiatischer Staaten zu Sicherheits- und Wirtschaftsthemen soll eine Art Gegengewicht zu Bündnissen demokratisch regierter Staaten sein. Die Mitglieder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit machen etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung aus.
Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit? Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) - auf Englisch Shanghai Cooperation Organisation (SCO) - wurde 2001 gegründet und hat ihren Sitz in der chinesischen Hauptstadt Peking. Ihre Gründungsmitglieder sind China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Seitdem sind zunächst Indien und Pakistan und später der Iran sowie Belarus beigetreten.Zu den Zielen der weltgrößten Regionalorganisation gehören vor allem die sicherheitspolitische Zusammenarbeit, die Wahrung der regionalen Stabilität sowie Wirtschaftsthemen. Laut Kritikern zählt zu den inoffiziellen Zielen auch die Eindämmung US-amerikanischen Einflusses, vor allem durch die NATO, sowie die Verhinderung von Revolutionen.
SOZ kein "Verteidigungsbündnis"
"Die autoritäre Dimension des Clubs ist sicherlich vorhanden, obwohl es sich auch nicht um einen rein autoritären Club handelt", sagt Eoin McNamara vom Finnischen Institut für Internationale Angelegenheiten über die SOZ. Die Mitgliederzahl sei in letzter Zeit deutlich gewachsen.
"Es gab Vorhersagen und Spekulationen, dass sich die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zu einer Organisation entwickeln könnte, die möglicherweise mit der NATO oder der Europäischen Union konkurrieren könnte. Und wir hätten dann diese Allianzen, die direkt aufeinandertreffen", so McNamara. Aber er sehe das nicht kommen. "Es handelt sich hier nicht um ein Verteidigungsbündnis."
Roter Teppich für Russlands Narrative
Zum Gipfel in Tianjin hatte China auch den russischen Staatschef Wladimir Putin mit rotem Teppich empfangen. Dieser nutzte die Plattform, um russische Narrative im Krieg gegen die Ukraine zu verbreiten. Die Krise, wie Putin es nannte, sei nicht dadurch entstanden, dass Russland die Ukraine angegriffen habe.
Erneut gab er dem Westen und der NATO die Schuld für den Krieg und sprach sich gegen eine Weltordnung aus, die von Europa und den USA dominiert werde.
Treffen zwischen Putin und Xi geplant
Ein Treffen zwischen Putin und Xi ist offenbar für morgen in Peking geplant. Am Mittwoch wird Putin dort auch an der großen Militärparade anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges im Widerstandskrieg gegen Japan teilnehmen. Zur Parade wird auch der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un in der chinesischen Hauptstadt erwartet.
Russland und China sehen sich als strategische Partner. Ihre Beziehung hat sich nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine weiter vertieft, der Handel wurde ausgebaut. Obwohl Chinas Regierung sich im Ukraine-Krieg offiziell neutral präsentiert, gilt sie wirtschaftlich und politisch als wichtigster Unterstützer Russlands.
Indien nähert sich China an
Am Rande des Gipfels traf sich Putin auch mit Indiens Ministerpräsident Modi. Beide Staaten betonten ihre Zusammenarbeit und Partnerschaft. Was den Krieg in der Ukraine betrifft, sieht Indien sich neutral. Das bevölkerungsreichste Land der Welt wurde jedoch zum zweitgrößten Käufer russischen Öls und deshalb jüngst zum Ziel von Strafmaßnahmen aus den USA.
Das ist auch ein Grund, weshalb Indien nun wieder näher zu China rückt - trotz der Differenzen beider Länder. So gibt es Gespräche im Grenzstreit im Himalaya, und es sollen wieder direkte Flugverbindungen zwischen China und Indien aufgenommen werden.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke