Im Süden von England haben Forscher eine bislang unbekannte Dinosaurier-Art entdeckt. Istiorachis macarthurae lebte vor mehr als 120 Millionen auf dem Gebiet der heutigen Insel Isle of Wight und gehörte zu den Pflanzen fressenden Iguanodontiern, wie ein Team um Jeremy Lockwood vom Natural History Museum in London im Fachblatt "Papers in Palaeontology" berichtet.
Das Auffälligste an dem Urzeitreptil, das etwa so groß wie ein Amerikanischer Bison war, sind demnach seine stark verlängerten Dornfortsätze der Rückenwirbel, die vermutlich eine segelartige Hautstruktur stützten. Ähnliche Hautsegel sind auch von anderen Tieren bekannt: etwa der Dinosaurier-Gattung Spinosaurus, dem frühen mutmaßlichen Säugetier-Vorfahren Dimetrodon oder von einigen heutigen Reptilien wie der Philippinischen Segelechse (Hydrosaurus pustulatus).
Evolutionsgeschichtlicher Kontext
Die Studie ordnet den Fund in eine größere Entwicklungslinie ein: Schon im späten Jura gab es bei frühen Iguanodontiern erste Anzeichen von verlängerten Wirbeln, im frühen Kreidezeitalter wurden sie häufiger. Doch eine extreme Ausprägung wie bei Istiorachis macarthurae bleibt eine Ausnahme. Die Autoren weisen darauf hin, dass es keine einfache, universelle Erklärung für diese Rückensegel gibt. Je nach Art und Epoche könnten sie ganz unterschiedliche Rollen gespielt haben – von biomechanischer Stabilisierung bis zu auffälligen Signalen in der Balz.
Besonders umstritten ist, ob ein Rückensegel der Temperaturregulation diente. Dafür müsste es stark durchblutet gewesen sein. "Ein Segel mit vielen Blutgefäßen wäre ein sehr verwundbares Angriffsziel und könnte bei einer Verletzung zu einem starken Blutverlust führen", erklärt Lockwood. "Wir halten eine Signalfunktion für wahrscheinlicher."
Solche Signale könnten dazu gedient haben, die Tiere größer erscheinen zu lassen, damit Feinde abzuschrecken oder vor allem Partner anzulocken. "Sexuelle Signalgebung ist die wahrscheinlichste Erklärung", meint Lockwood. "Wenn eine Eigenschaft von Tieren über ihre praktische Funktion hinaus verstärkt wird, liegt das stets am Evolutionsdruck, einen Partner zu finden."
Dinosaurier wurde nach Seglerin benannt
Gefunden wurden mehrere Wirbel des Tieres im Westen der Isle of Wight, einer Region, die reich an Fossilien aus der Kreidezeit ist. Der Name Istiorachis macarthurae ehrt die britische Weltumseglerin Ellen MacArthur, die 2005 den Rekord für die schnellste Nonstop-Einhand-Weltumsegelung aufstellte.
Die Entdeckung liefert neue Einblicke in die Evolution auffälliger Körperstrukturen bei Dinosauriern. Sie zeigt, wie sich innerhalb der Iguanodontier eine Vielfalt an Formen entwickelte – mit zum Teil spektakulären Auswüchsen. Dass solche Strukturen auch bei anderen Tiergruppen unabhängig voneinander entstanden, deutet darauf hin, dass auffällige visuelle Signale in der Evolution immer wieder eine Rolle spielten.
Links/Studien
J. Lockwood et al. (2025): "The origins of neural spine elongation in iguanodontian dinosaurs and the osteology of a new sail-back styracosternan (Dinosauria, Ornithischia) from the Lower Cretaceous Wealden Group of England", Papers in Palaeontology
rr
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