Der ukrainische Präsident Selenskyj hat mehr Gegenangriffe auf Russland angedeutet. Verteidigung allein reiche nicht, da stimme er US-Präsident Trump zu. Dieser hatte zuvor den Krieg mit einem Sportwettbewerb verglichen.

Die Ukraine muss sich nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus dem Dauerzustand der ständigen Verteidigung gegen russische Angriffe lösen und selbst aktiv zum Angriff übergehen. "Dieser Krieg muss beendet werden, wir müssen Druck auf Russland ausüben", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Kremlchef Wladimir Putin verstehe "nichts außer Macht und Druck".

Die ukrainische Armee werde Land und Volk weiter schützen, so der ukrainische Präsident. Doch US-Präsident Donald Trump habe völlig recht, dass dies nicht nur in der Verteidigung geschehen müsse.

Trump zieht Vergleich zum Sport

Trump hatte am Donnerstag auf seiner Plattform Truth Social geschrieben: "Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasoren anzugreifen." Zudem schrieb er: "Es ist wie bei einer großen Sport-Mannschaft, die eine fantastische Abwehr hat, aber nicht offensiv spielen darf. Da gibt es keine Chance zu gewinnen."

Sein Amtsvorgänger Joe Biden habe der Ukraine nicht erlaubt zurückzuschlagen, behauptete Trump. Diese Äußerungen könnten sich darauf beziehen, dass es längere Zeit Einschränkungen für von den USA gelieferten Waffen gegeben haben soll. Zudem berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend, dass die Ukraine zeitweilig aus Washington gedrängt wurde, Angriffe auf russische Raffinerien zu unterlassen, um den Anstieg der Öl- und Benzinpreise abzumildern.

Erinnerungen an Kursk-Vorstoß

Eine ganz neue Strategie wären Angriffe auf russisches Territorium allerdings nicht. Vor rund einem Jahr stießen ukrainische Einheiten in die russische Region Kursk vor. Zeitweilig eroberten sie die Stadt Sudscha und umliegendes Gelände. In den Folgemonaten wurden die Ukrainer aber wieder zurückgedrängt - dabei wurden auf russischer Seite auch nordkoreanische Soldaten eingesetzt.

Auf dem eigenen Staatsgebiet gab es bereits mehrfach größer angelegte Angriffe, um die russischen Besatzer zurückzudrängen - mit unterschiedlich großem Erfolg. Eine große Offensive ukrainischer Truppen im Sommer 2023 scheiterte an den tief gestaffelten russischen Verteidigungslinien. Russische Militärs hatten zuvor in der erwarteten Stoßrichtung tiefe Minenfelder angelegt und diese mit massiver Artillerie geschützt.

Auch in den vergangenen Tagen unternahmen die ukrainischen Streitkräfte Gegenangriffe, so in der Region Sumy im Nordosten und bei Pokrowsk im Südosten. Bei Pokrowsk habe es erste Erfolge gegeben, teilte Armeechef Olexander Syrskyj auf Telegram mit. Dort seien sechs Orte zurückerobert worden. Unabhängig überprüft werden können die Berichte nicht.

Diplomatische Bemühungen um Sicherheitsgarantien

Selenskyj sagte weiter, abseits der militärischen Einsätze wolle die Ukraine auch die diplomatischen Bemühungen aufrechterhalten, um Wege zu Verhandlungen und Frieden zu finden. Unter anderem sei die Armeeführung im Kontakt mit ausländischen Partnern, um an der militärischen Komponente der Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu arbeiten.

Es ist im Gespräch, dass die europäischen Partner die Ukraine nach einem Friedensschluss mit Truppenpräsenz absichern. Doch Russland hat andere Vorstellungen. Nach den Worten des russischen Außenministers Sergej Lawrow sollen vielmehr die Veto-Mächte des UN-Sicherheitsrats, darunter auch Russland, den Frieden garantieren. Da Russland einen Einsatz jederzeit blockieren könnte, kommt diese Variante für Kiew nicht infrage.

Selenskyj: Russland nicht an Frieden interessiert

Nach dem Alaska-Gipfel am Freitag vergangener Woche hatten Trump, Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker am Montag über einen Friedensprozess für die Ukraine beraten. Als Nächstes soll nach Trumps Vorstellungen ein Treffen Putins mit Selenskyj stattfinden. Moskau äußerte sich dazu bislang ausweichend.

Selenskyj warf Moskau nun vor, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. "Ehrlich gesagt sind die Signale aus Russland derzeit einfach unanständig", sagte er. "Sie versuchen, sich aus der Notwendigkeit eines Treffens herauszuwinden. Sie wollen diesen Krieg nicht beenden. Sie setzen ihre massiven Angriffe gegen die Ukraine und ihre sehr heftigen Angriffe an der Front fort." 

Kallas: Putin nicht an Verhandlungen interessiert

Auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warf Putin vor, nicht an Verhandlungen interessiert zu sein. "Er hat kein Interesse daran, sich an einen Tisch zu setzen. Hier geht es nur um Zeit", sagte Kallas im ZDF. "Es ist klar, dass die Amerikaner, die Ukrainer und die Europäer Frieden möchten. Was wir von der russischen Seite aber gesehen haben, ist, dass sie nur Spiele spielen und dass sie Hindernisse formulieren."

Vor allem die Frage der Sicherheitsgarantien sei essenziell für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine, sagte Kallas weiter. "Bei den Sicherheitsgarantien ist es klar, dass diese nicht nur auf dem Papier stehen müssen, sondern sie müssen glaubwürdig und robust sein und tatsächlich funktionieren, und dafür brauchen wir alle Parteien, die diese Sicherheitsgarantien auf den Tisch bringen können."

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