Israel hat die "nächste Phase" im Gaza-Krieg begonnen. UN-Generalsekretär Guterres forderte einen sofortigen Waffenstillstand. In Israel protestierten Angehörige der Geiseln: Militärischer Druck rette die Verschleppten nicht, sondern töte sie.
Inmitten eines neuen Vermittlungsversuchs für eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen treibt Israel die angekündigte Offensive auf Gaza-Stadt weiter voran. Verteidigungsminister Israel Katz gab grünes Licht für die Mobilisierung von 60.000 Reservisten und billigte den Plan der israelischen Armee zur Einnahme der Stadt Gaza, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte.
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, forderte einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza. Dies sei "von entscheidender Bedeutung", um den Tod und die Zerstörung zu verhindern, die eine Militäroperation gegen Gaza-Stadt verursachen würde, sagte Guterres am Rande einer Konferenz in Japan. Er forderte Israel zudem auf, eine Entscheidung zum Ausbau des völkerrechtswidrigen Siedlungsbaus im Westjordanland rückgängig zu machen.
Bereits Angriffe in mehrere Stadtteilen
Die israelische Armee will nach eigenen Angaben die Stadt Gaza und die in Al-Mawasi im Zentrum des Gazastreifens liegenden Flüchtlingslager einnehmen. Ein israelischer Armeesprecher sagte, die neue Kampfphase werde "einen schrittweisen, präzisen und gezielten Einsatz in und um Gaza-Stadt" umfassen, darunter auch einige Gebiete, in denen bisher noch keine Truppen im Einsatz gewesen seien. Die Truppen führten derzeit Angriffe in den Stadtteilen Seitun und Dschabalija aus.
Armeechef Ejal Samir hatte am Sonntag die vorläufige Genehmigung der "nächsten Phase" der Pläne zur Einnahme von Gaza bekanntgegeben. Die Armee werde ihre Einsätze nun auf die Stadt "konzentrieren", um die islamistische Terrororganisation Hamas "entscheidend" zu schlagen, hieß es in einer Erklärung.
Man bemühe sich um eine sichere Evakuierung für die Zivilbevölkerung, sagte der Militärsprecher. Auch eine ausreichende Versorgung mit Hilfsgütern solle sichergestellt werden. Es wird befürchtet, dass die Offensive die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen noch verschlimmern wird.

Christian Limpert, Tel Aviv, zum Start der israelischen Offensive auf Gaza-Stadt
tagesthemen, 20.08.2025 22:15 UhrNetanjahu will Offensive beschleunigen
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ordnete nach Angaben seines Büros an, Gaza-Stadt schneller einzunehmen als bislang geplant. Der "Zeitplan für die Eroberung der letzten Terrorhochburgen und die Niederlage der Hamas" solle verkürzt werden, teilte sein Büro mit, ohne Details zu nennen.
Medienberichten zufolge rechnet die israelische Armee allerdings mit einem langwierigen Einsatz zur Einnahme der Stadt. Die Streitkräfte bereiteten sich auf eine "ausgedehnte Operation von mehreren Monaten vor, die bis in das Jahr 2026 andauern wird", berichtete das israelische Armeeradio.
Bislang keine Antwort Israels auf Waffenruhe-Vorschlag
Die Hamas bezeichnete die Pläne der israelischen Armee zur Einnahme der Stadt Gaza als "eklatante Missachtung" der Bemühungen der Vermittler um ein Waffenruhe-Abkommen.
Die Vermittler aus Katar warten weiterhin auf Israels offizielle Antwort zu dem jüngsten Vorschlag für eine 60 Tage lange Waffenruhe, in deren Zug auch ein Teil der Geiseln freikommen soll. Der Vorschlag, dem die Hamas am Montag nach eigenen Angaben zugestimmt hatte, sieht eine Freilassung von zehn lebenden israelischen Geiseln und die Rückgabe von 18 toten Geiseln an Israel vor.
Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.Angehörige demonstrieren für Freilassung der Geiseln
Doch wie aus israelischen Regierungskreisen verlautete, pocht Israel weiter auf die Freilassung sämtlicher 50 Geiseln. Nach Angaben Israels sind 20 von ihnen noch am Leben. Deren Angehörige demonstrierten am Abend im Grenzgebiet zum Gazastreifen für die Freilassung ihrer Verwandten und Familienmitglieder. Der Marsch vom Kibbutz Beeri zum Gelände des Nova-Musikfestivals führte zu zwei Schauplätzen des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023.
Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte Ofir Braslavski, der Vater von Rom Braslavski. Die Hamas hatte Anfang August ein Video des jungen Mannes verbreitet, auf dem dieser ausgezehrt und stark geschwächt gezeigt wurde. "42 Geiseln kamen zu Fuß nach Gaza - und kehrten in Leichensäcken zurück. Ich möchte nicht, dass mein Kind Nummer 43 ist", sagte Braslavski.
Macabit Mayer, die Tante der Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman, warf Netanjahu vor, Zehntausende weiterer Reservisten für eine "sinnlose Mission" rekrutiert zu haben, die "unsere Liebsten und sie selbst in Gefahr bringt".

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