Putin hat die Idee einer umfassenden Waffenruhe für die Ukraine bislang abgelehnt, auch in Alaska dürfte er das zurückweisen. Das Treffen mit Trump ist schon ein Erfolg für Putin, dessen Pläne weit über die Ukraine hinausgehen.
Der Mann, der die Ukraine mit einem Krieg überzog, legte auch einen "Friedensplan" vor. Im Juni 2024 lehnte Präsident Wladimir Putin einen Waffenstillstand ab: Den wünsche sich der Westen, damit er das "Kiewer Regime", die ukrainische Armee neu ausrüsten, auf neue Offensiven vorbereiten könne, behauptete der russische Präsident.
Stattdessen erklärte Putin: "Wenn Kiew seine Truppen vollständig abzieht aus den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson, sind wir bereit, unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen."
Genau diese Formel wurde in den vergangenen Tagen von russischen Politikern und Propagandisten immer wieder als Geschäftsgrundlage für den Alaska-Gipfel aufgerufen. Schließlich hatte Russland ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn die vier nur zum Teil besetzten ukrainischen Gebiete in der Verfassung zum eigenen Staatsgebiet erklärt. Und damit Territorien beansprucht, die ohne jeden Zweifel völkerrechtlich zur Ukraine gehören - weshalb der ukrainische Präsident sie gar nicht abtreten kann.
Wolodymyr Selenskyj allerdings ist aus Putins Sicht längst nicht mehr rechtmäßig im Amt. Die ukrainische Regierung wird in Russland ganz offiziell als Neonazi-Regime beschimpft, der Krieg verharmlosend als "Krise" bezeichnet.
Russland will seinem Nachbarn Ukraine für einen Frieden auch einen Regierungswechsel vorschreiben, eine Verfassungsänderung, die Entmilitarisierung, ein Ende westlicher Waffenhilfe, das Aus einer NATO-Perspektive - auf dem Tisch liegt eher eine Kapitulationsforderung als ein Verhandlungsangebot.
Putin widersetzt sich Waffenstillstand bislang
Einem Waffenstillstand widersetzt sich der Kremlchef einmal mehr seit diesem Frühjahr. US-Präsident Donald Trump hatte den gefordert, der ukrainische Präsident sofort zugestimmt - Putin aber setzte den Krieg fort. Heute ist Kriegstag 1268.
Zentrales Thema des Gipfeltreffens, so bestätigte es am Donnerstag Putins außenpolitischer Berater Jurij Uschakow, sei natürlich die "Ukraine-Krise", darüber sei ja am 6. August im Kreml mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff diskutiert worden.
Diesem Treffen folgte die Idee eines Gipfeltreffens, ursprünglich auch mit Selenskyj, was Putin aber ablehnte. Dann kam Trumps Einladung an Putin zu einem Treffen in Alaska. Allein diese Reise in die USA ist bereits ein großer diplomatischer Sieg für Putin.
Mehrere Optionen für den Kremlchef
Der russische Journalist Alexej Wenediktow, früherer Chefredakteur des streitbaren und zu Kriegsbeginn abgeschalteten Hörfunksenders Echo Moskwy, sieht diese Optionen:
Ein wirklich wichtiges Ergebnis wäre es, so Wenediktow im YouTube-Kanal Schiwoj Gwosd, wenn Trump Putin von einem Treffen mit Selenskyj überzeugen kann. Das Angebot eines umfassenden Waffenstillstands dagegen dürfte Putin erneut nicht im Gepäck haben. In den vergangenen Tagen lobte er mehrfach den Erfolg der russischen Armee an den Fronten in der Ukraine.
Kommt eine eingeschränkte Waffenruhe?
Mehrfach war in Moskau von der Idee zu hören, den Luftkrieg gegen die Ukraine - die Drohnen- und Gleitbombenangriffe auf das gegnerische Hinterland - auszusetzen. Das könnte bedeuten: Der Krieg an den Fronten geht trotz aller Verluste ungebremst weiter.
Sollte Putin aber einen Aufschub der angedrohten neuen US-Sanktionen verhandeln können und den Krieg fortsetzen, ohne schärfere US-Sanktionen befürchten zu müssen, wäre das auch ein Erfolg auf einem anderen Gebiet: Dann hätte Moskau die freundlicheren USA aus der Anti-Kriegs-Front des Westens herausgelöst und das, wie es in Russland immer wieder behauptet wird, "hoffnungslos russophobe Westeuropa" isoliert.
Außenministerium kritisiert Europäer
Dass Bundeskanzler Friedrich Merz mit Präsident Selenskyj an seiner Seite und mehreren zugeschalteten westlichen Staatschefs über Gipfelziele mit Trump sprach, sei unwichtig und zu vernachlässigen, so Alexej Fadejew vom russischen Außenministerium:
"Tänze rund um Alaska - Europa und die Ukraine stehen zwischen Amerika und Russland": So umschrieb das am Donnerstag die Moskauer Tageszeitung Kommersant. Russische Staatsmedien wie auch Politiker sehen im Alaska-Gipfel ein Zeichen für eine neue Weltordnung.
Schon nach den sechs Trump-Putin-Telefonaten wurde immer wieder beschworen, es könne deutlich engere bilaterale Beziehungen zu den USA geben, politisch und vor allem wirtschaftlich. In Putins Delegation reisen auch Finanzminister Anton Siluanow und der Chef des Auslandsinvestitionsfonds Kirill Dmitrijew nach Anchorage.
Tolle Deals zum gegenseitigen Vorteil, vielleicht sogar weitgehend abgekoppelt vom Kriegsverlauf in der Ukraine? Putins außenpolitischer Berater Uschakow lockte am Donnerstag: "Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Zusammenarbeit ein enormes und leider bislang ungenutztes Potenzial hat."
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