Realismus gepaart mit einem Funken Hoffnung - so könnte man das Ergebnis der Ukraine-Beratungen vor dem Trump-Putin-Treffen zusammenfassen. Weder Bundeskanzler Merz noch der ukrainische Präsident Selenskyj geben sich Illusionen hin.
Die Mienen umwölkt: Bundeskanzler Friedrich Merz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wissen beide um den Ernst der Lage. "In Alaska müssen grundlegende europäische und ukrainische Sicherheitsinteressen gewahrt bleiben", sagt der Kanzler.
Diese Botschaft haben die Europäer und Selenskyj US-Präsident Donald Trump mit auf den Weg gegeben nach Alaska - wo Trump am Freitag ohne Selenskyj, aber dafür mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Zukunft der Ukraine spricht.
Selenskyj hat keinerlei Illusionen, er denkt, dass Putin Trump über den Tisch ziehen möchte, und sagt das auch in Berlin. "Putin will keinen Frieden, er will uns komplett besetzen." Man brauche Druck, um Frieden zu erzielen.

Vor dem Gipfel von Trump und Putin in Alaska - EU spricht mit US-Präsident
Frank Jahn, ARD Berlin, tagesthemen, 13.08.2025 22:15 UhrDruck von Europäern, aber vor allem von US-Amerikanern - also von Trump. Der habe - so schildern es Beteiligte an der Videokonferenz - zugehört, wie die Europäer und Selenskyj den Fahrplan zum Frieden skizziert haben.
Heikle Gebietsfrage
Trump wisse, dass er "auf unsere volle Unterstützung" zählen könne, wenn die USA auf einen Frieden hinarbeiten, der europäische und ukrainische Interesse wahre, sagt der Bundeskanzler. Später berichtet der französische Präsident Emmanuel Macron von seinem Urlaubssitz im Süden Frankreichs, Trump sei während des Treffen sehr klar darin gewesen, dass es Ziel der USA sei, einen Waffenstillstand zu erreichen.
Zwingend später mit am Tisch: die Ukraine. Und, so Macron: Territoriale Fragen - also ein Gebietstausch oder Ähnliches - würden "ausschließlich vom ukrainischen Präsidenten" verhandelt.
Die Gebietsfrage ist heikel, denn Selenskyj müsste, selbst wenn er Gebiete abtreten wollte, die ukrainische Verfassung ändern und eine Volksabstimmung durchführen. Im Krieg ist das wenig aussichtsreich.
Merz bekommt Lob von der SPD
In Berlin wird das Prinzip Hoffnung gepflegt. Dass dieser Gipfel vor dem Gipfel überhaupt zustande kam, kann sich Merz ans Revers heften.
Er bekommt dafür großes Lob vom Koalitionspartner. Der SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic ist nachgerade begeistert: "Der Bundeskanzler macht das genau richtig", so Ahmetovic. In dieser historischen Situation tue er genau das, was ein Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland tun müsse: "die Interessen seines Landes und des Kontinents klar vertreten."
Der Ball liege nun in Putins Feld, lässt NATO-Generalsekretär Mark Rutte verlauten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schreibt, die Gespräche seien sehr gut gewesen. Auch Trump selbst bewertet die Gespräche als sehr gut und vergibt Bestnoten: "Wir hatten ein sehr gutes Gespräch."
Keine Illusionen, dass alles in Ordnung kommt
Sehr gut war sicherlich auch, dass nun - nach dem Treffen in Berlin - eine europäische Linie steht. Aus deutschen Regierungskreisen heißt es: Der Kanzler wollte, dass der Schuss sitzt.
Illusionen, dass ab Freitag in der Ukraine alles in Ordnung kommt, hat aber auch Merz nicht. "Bis jetzt sind alle Gespräche, die mit Putin geführt worden sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren, jedes Mal mit einer noch härteren militärischen Antwort begleitet worden. Das muss dieses Mal anders sein."
Auch Trump sieht das offenbar so: In Washington drohte er Russland mit sehr schwerwiegenden Konsequenzen, wenn die Angriffe nicht enden sollten. Russland hatte in den vergangenen Tagen seine Offensive noch einmal intensiviert.
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