Wälder sind zentral für die Klimaziele der Europäischen Union. Da rund 40 Prozent der EU-Landoberfläche von Wäldern bedeckt sind, gelten sie als wichtigster Kohlenstoffspeicher. Sie nehmen Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf, verstoffwechseln es und wandeln es in Biomasse um. Das heißt, Wälder speichern das Treibhausgas langfristig. Deshalb gelten sie als sogenannten Kohlenstoffsenke.

Doch diese wichtige Funktion können die Wälder immer schlechter wahrnehmen, wie die aktuelle Analyse eines internationalen Forschungsteams unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena zeigt. Demnach sank die durchschnittliche Kapazität der Kohlenstoffsenke von 2020 bis 2022 um mehr als ein Viertel (etwa 27 Prozent) gegenüber dem Durchschnittswert der Jahre 2010 bis 2014. Das zeigten die Daten der Europäischen Umweltagentur aus dem Jahr 2024. Die neuen Werte für 2025 zeichneten sogar ein noch düsteres Bild mit einem noch stärkeren Rückgang.

Rückgang Folge von Klimaerwärmung

Das Forschungsteam sieht mehrere Ursachen für die Entwicklung. Demnach habe es um 2020 einen Bruch gegeben - zuvor zeigt sich nämlich ein ganz anderes Bild. Von 1950 an hatten die EU-Wälder ihre Biomasse nämlich mehr als verdoppelt und die Kapazität der Kohlenstoffsenke damit etwa verdreifacht. Das habe vor allem an der Aufforstung nach dem Zweiten Weltkrieg, der besseren Waldbewirtschaftung und mehr Stickstoff-Eintrag gelegen.

Doch in den vergangenen Jahren führte den Forschenden zufolge unter anderem der Klimawandel zu häufigeren Hitzewellen und Dürren, die das Pflanzenwachstum störten. Auch sporadische Ereignisse wie Insektenbefall, Stürme, Baumsterben und Waldbrände würden dadurch immer häufiger und stärker. Außerdem habe die Holzernte zugenommen. Das führe dazu, dass weniger Biomasse da ist und damit auch weniger Speicherkapazität.

Die Auswirkungen des Klimawandels und Klimaextreme schwächen langfristig die Kohlenstoffaufnahme unserer Wälder.

Prof. Markus Reichstein, Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena

Und schließlich seien die Wälder in der EU ohnehin wenig widerstandsfähig, so die Forschenden. Etwa 30 Prozent bestehen demnach nämlich aus Monokulturen, die anfälliger sind für klimatische Einflüsse und Schädlinge.

EU-Klimaziele gefährdet

Wenn sich der Trend so fortsetze, bilanzieren die Forschenden, dann werde die EU ihr Ziel verfehlen, bis zum Jahr 2030 zusätzlich 42 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Vergleich zum Durchschnittswert für den Zeitraum 2018 bis 2020 einzusparen.

Deshalb müsse auf mehreren Ebenen etwas getan werden: Zunächst sei es unabdingbar, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Daneben sollte aber unter anderem auch die Bewirtschaftung der Wälder angepasst werden, um sie widerstandsfähiger gegenüber künftigen Klimabedingungen und Wetterextremen zu machen. Wenn die EU zeitnah richtig reagiere, könne sie den Rückgang der Wälder noch umkehren, so das Forschungsteam.

Link zur Studie

Migliavacca, Mirco et. al.: Securing the forest carbon sink for the European Union’s climate ambition. In: Nature 643, 1203–1213 (2025). DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-025-08967-3.

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