Die gute Stimmung zwischen den USA und der Schweiz ist vorbei. Denn mit 39 Prozent droht dem Land der europaweit höchste Zollsatz. Das sorgt für Fassungslosigkeit. Die USA sind für das Land der wichtigste Handelspartner.

Regierung und Wirtschaftsverbände in der Schweiz haben schockiert auf die gegen das Land angekündigten US-Zölle reagiert. Auf Importe aus dem Alpenstaat in die Vereinigten Staaten sollen laut US-Präsident Donald Trump Abgaben von 39 Prozent entfallen - das ist der höchste Zoll in Europa und fünfthöchste im internationalen Vergleich. Der Betrag sei deutlich höher als erwartet, sagte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter. Die jüngsten Verhandlungen hätten auf einen niedrigeren Zoll hingesteuert. "Der Bundesrat ist enttäuscht", so Keller-Sutter am Rande einer Veranstaltung zum heutigen Schweizer Nationalfeiertag.

Die Schweiz erlebe immer wieder einen Sturm, sagte die Politikerin zudem. Da müsse man aufstehen, weitermachen und Lösungen finden. "Es ist schade, dass der Zoll deutlich höher ist als der von uns ausgehandelte." Die erhöhten Zölle hätten "sehr negative" Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. Unklar ist bislang, ob und in welchem Ausmaß die Schweizer Pharmaindustrie von den neuen Zöllen betroffen sein wird - bislang gelten für sie Ausnahmen.

Die Regierung steht laut Keller-Sutter bereits mit Washington in Kontakt, um eine Lösung zu finden. Die neuen Zölle sollen nach derzeitigem Stand am 7. August nach Mitternacht in Kraft treten. Im April hatte Trump noch Zölle von 31 Prozent für die Schweiz geplant, was in Bern bereits auf Unverständnis gestoßen war. Für die EU gilt ein Zollsatz von 15 Prozent.

Ex-Justizministerin Karin Keller-Sutter ist seit Anfang des Jahres Bundespräsidentin.

USA erheben Vorwurf "einseitiger Handelsbeziehung"

Aus der US-Hauptstadt hieß es zur Begründung, die Schweiz müsse mit einem höheren Zollsatz von 39 Prozent auf ihre Exporte in die USA rechnen, weil sie sich weigere, "bedeutende Zugeständnisse" zu machen. "Die Schweiz, eines der reichsten und einkommensstärksten Länder der Welt, kann nicht erwarten, dass die Vereinigten Staaten eine einseitige Handelsbeziehung tolerieren", sagte ein Beamter des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur Reuters zufolge.

Wirtschaftsverband sieht Zehntausende Stellen gefährdet

Der Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie reagierte entsetzt. Direktor Stefan Brupbacher sagte: "Da ist man absolut fassungslos." Der Wert 39 Prozent habe "keine realistische, keine rationale Basis". Die Schweiz sei das wirtschaftlich offenste Land. Brupbacher fürchtet Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in dem Fall, dass die Zölle zum Tragen kommen. "Es wird einen Stellenabbau bei jenen Firmen geben, die schlicht den US-Markt verlieren." Mehrere Zehntausend Stellen seien allein in der Tech-Industrie gefährdet.

Der Wirtschaftsverband Economie Suisse sprach von ungerechtfertigten Zöllen, die "eine sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft" seien. Er gibt der Schweizer Regierung keine Schuld an der jetzigen Lage. Die Schweiz sei der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Schweizer Firmen hätten dort rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen. Jan Atteslander, Mitglied der Geschäftsleitung von Economiesuisse, setzt nun auf eine Einigung, die beide Seiten zufriedenstellt: Es gehe unter anderem "um lebensrettende Medikamente." Die könne man nicht einfach ersetzen.

Die Zölle gefährdeten den Werkplatz Schweiz, schrieb Swissmechanic, der Fachverband kleiner und mittelständischer Unternehmen in der Metall-, Elektro- und Maschinenindustrie. Die Wirtschaftsverbände fordern die Regierung auf, alles daran zu setzen, in den nächsten Tagen eine Reduzierung zu erreichen.

Die USA sind für Schweizer Firmen mit Abstand der größte Absatzmarkt. Die Exporte machten im vergangenen Jahr 65,3 Milliarden Franken (70,2 Milliarden Euro) aus, knapp 17 Prozent der Gesamtausfuhren. Danach folgt Deutschland mit 45,2 Milliarden Franken.

Patricia Verne, SWR, tagesschau, 01.08.2025 14:39 Uhr

Mit Informationen von Patricia Verne, SWR, zzt. ARD-Studio Genf

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