Die Zoll-Vereinbarung mit der EU folgt dem Muster vergangener Trump-Deals: Die USA lassen sich kurzfristige Sicherheit teuer bezahlen. Für die Regierung Trump ist das Modell ein Erfolg.
Blendende Laune hat der US-Handelsbeauftragte, Jamieson Greer: Jeder Europäer werde schon bald ein amerikanisches Auto fahren, scherzte er im Fernsehinterview nach dem handelspolitischen Deal mit der EU. Auch ganz ohne Ironie sei das Abkommen für die Regierung Trump ein Erfolg, sagte Greer dem Sender NBC.
"Sie werden unsere amerikanischen Auto-Standards akzeptieren und auch ihre Zölle für Industriegüter und landwirtschaftliche Produkte aus den USA absenken", sagte er. "Wir aber behalten dagegen unsere 15-Prozent-Abgaben auf die meisten Einfuhren aus Europa. So machen wir Boden gut, senken unser Waren-Handelsdefizit und steigern sogar US-Exporte in die EU."
Altman: Zauberer in der Zirkusmanege
Doch es gibt auch Kritik, die EU sei zu billig davon gekommen: Europäische Energiekäufe und Investitionen seien ohnehin geplant gewesen, bemängelt etwa das Wall Street Journal. Und strenge EU-Regelwerke zur Lebensmittelsicherheit oder auf dem Technologiesektor würden US-Unternehmen weiterhin stören.
Als große "Luftnummer" ordnet auch der ehemalige Finanzminister und Wirtschaftsberater der Demokratischen Partei Roger Altman das Abkommen ein. Im Interview mit CNBC vergleicht er Präsident Donald Trump mit einem Zauberer in der Zirkusmanege: "Er donnert, er poltert, er droht. Er setzt Fristen, ändert sie wieder und alles ist sehr dramatisch. Und dann zaubert er einen Deal über 15 Prozent aus dem Hut."
Anschließend würden alle sagen: "Wow, ich dachte, es würde viel schlimmer kommen, jetzt kaufen wir Aktien." Aber das sei nicht gut für die amerikanischen Verbraucher und Unternehmen. "Denn am Ende werden die Zölle an die Verbraucher weitergegeben. Und das bedeutet weniger Konsum, weniger Wachstum, weniger Jobs, weniger Gewinn."
Trump verkauft kurzfristige Stabilität
Die jüngsten US-Handelsvereinbarungen funktionieren nach demselben Prinzip: Trump verkauft Sicherheit als Antwort auf eine Ungewissheit, die er selbst verursacht hat - nämlich die Höhe der Zölle auf langfristige Handelsgeschäfte. Diese zumindest kurzfristige Stabilität lässt er sich direkt bezahlen. Europas Unternehmen versprechen Investitionen von 600 Milliarden US-Dollar in den kommenden Jahren. Japans Regierung stellt sogar 550 Milliarden US-Dollar Steuergeld zur Verfügung; Trump selbst darf entscheiden, wohin das Geld fließt.
Dass ein republikanischer Präsident sich derart direkt in freie Märkte einmischt, sei zumindest unüblich, warnt Finanzreporter Rohan Goswami im Interview mit Bloomberg: "Erst vor wenigen Wochen hat die Regierung Anteile über 400 Millionen Dollar an einem börsennotierten Unternehmen gekauft, das mit seltenen Erden handelt."
Trump diskutiere zudem über die Unabhängigkeit der Zentralbank. "Er will Autoimporte kontrollieren und die Weitergabe von Zöllen an die Verbraucher einfach verbieten. Er hat offenbar den Wunsch, die Wirtschaft kleinteilig zu kontrollieren", vermutet Goswami.
Die nächste Herausforderung heißt China
Das Handelsprinzip Trump funktioniert zudem nur mit Verbündeten. Seine nächste Herausforderung heißt China und ist ein geopolitischer Konkurrent. Investitionen aus Peking in US-Flugzeuge, Waffen- und KI-Systeme oder den amerikanischen Automarkt wird Trump nicht genehmigen; stattdessen hofft er auf chinesische Rohstoffe. Schon für den Herbst hat er die nächste Erfolgsmeldung aus dem US-Handelsministerium versprochen.
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