In einem Abschiebegefängnis in den Everglades will die US-Regierung Tausende illegale Einwanderer unterbringen. Anwälte beklagen unwürdige Haftbedingungen, indigene Gruppen und Naturschützer warnen vor Umweltschäden.

Angetrieben von einem Propeller gleitet das Airboat von Betty Osceola über die spiegelglatte Wasseroberfläche der weltberühmten Everglades. Vorbei an Mangrovenwäldern und Seegraswiesen, aus denen hin und wieder der Kopf eines Alligators hervorlugt.

Betty gehört zum Stamm der Miccosukee und ist hier aufgewachsen. Ihr Volk suchte in den Sümpfen einst Zuflucht vor der US-Armee und betrachtet die tropischen Feuchtgebiete als heiliges Land, das es zu verteidigen gilt: "Das waren unsere Jagdgründe, die zu unserer dauerhaften Heimat wurden. Zu einem Ort, an dem wir uns spirituell mit der Landschaft verbinden und unsere Zeremonien abhalten konnten, und der uns Schutz gab."

Platz für bis zu 3.000 Insassen

Mitten in dieses heilige Land hat der Bundesstaat Florida das so genannte "Aligator Alcatraz" gebaut. Einen Abschiebeknast für angeblich kriminelle Ausländer - ausgestattet mit Maschendrahtkäfigen und Doppelstockbetten für bis zu 3.000 Häftlinge.

Eine ausbruchssichere Haftanstalt wie die einst berühmte Gefängnisinsel Alcatraz, frohlockt der US-Präsident. "Sie haben eine Menge Polizisten und Leibwächter in Form von Alligatoren", betont Donald Trump. "Und Sie müssen ihnen nicht so viel bezahlen."

Anwältin kritisiert schlechte Haftbedingungen

Vor dem Eingang wartet Anwältin Katie Blankenship. Sie vertritt fünf der aktuell rund 750 Insassen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Einrichtung: "Sie bekommen eine Mahlzeit am Tag. Überall in der Einrichtung wimmelt es von Ungeziefer. Es gibt Überschwemmungen, ihnen wird die medizinische Versorgung verweigert", erzählt Blankenship.

Die Bedingungen seien schrecklich:

Zelte auch für Hurrikans ausgelegt

Die Regierung wischt die Vorwürfe beiseite. Es gebe eine Klimaanlage und Notstromgeneratoren, erklärt der verantwortliche Leiter der Katastrophenschutzbehörde von Florida, Kevin Guthrie, bei einem Rundgang kurz vor der Eröffnung.

Jeder Häftling erhalte drei warme Mahlzeiten pro Tag und rund um die Uhr eine medizinische Versorgung. "Die Haftanstalt umfasst mehr als 15.000 Quadratmeter Wohnraum und besteht aus Aluminiumzelten, die für Hurrikans der Stufe Zwei ausgelegt sind - falls Sie glauben, dass wir das nicht berücksichtigen", erklärte Guthrie.

Umweltschützer klagen

Baumaterial, Toiletten, Treibstoff oder Frischwasser - alles muss per Lkw herbeigeschafft oder abtransportiert werden. Umweltschützerinnen und Umweltschützer wie Eve Samples fürchten, dass Licht und Lärm die Tierwelt stören und Abwasser und Chemikalien das Grundwasser verschmutzen könnten.

"Wir haben eine Klage eingereicht", erklärte Samples. "Weil sich der Bundesstaat und die Bundesregierung nicht an das Gesetz gehalten haben, das ihnen vorschreibt, eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen, bevor sie etwas in dieser Art unternehmen", so die Aktivistin.

450 Millionen Dollar soll der Betrieb von "Alligator Alcatraz" pro Jahr kosten. Viel Geld, dass Betty Osceola lieber in den Schutz der Everglades investieren würde. Täglich betet sie für deren bessere Zukunft - an einem idyllischen Tümpel direkt neben der Zufahrtstraße der Haftanstalt. "Dieser Ort schreit nach Hilfe, wegen dem, was nebenan passiert. Er wird angegriffen. Er fühlt sich bedroht."

Wunsch nach Perspektive

So ergeht es auch Millionen von Einwanderinnen und Einwanderern ohne Papiere, die teilweise seit Jahrzehnten in den USA leben. Für sie wünscht sich Betty eindeutigere Regeln und Abläufe und eine Bleibeperspektive.

"Die Leute sind empört, weil sie sich Sorgen machen. Sie wollen, dass Menschen auch wie Menschen behandelt werden müssen." Es müsse einen Prozess geben, der auf humane Art und Weise durchgeführt werde, fordert sie. "Es muss einen Weg nach vorne geben." Den wünscht sie sich auch für die Everglades - ihre Heimat, den heiligen Ort.

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