Nach dem Brexit wollen Deutschland und Großbritannien wieder enger zusammenarbeiten. Was sieht der sogenannte Freundschaftsvertrag vor und welche Bereiche betrifft er? Ein Überblick über die zentralen Punkte.
Sicherheit
Deutschland und Großbritannien bekräftigen die enge Zusammenarbeit in diesem Bereich. Auffallend ist eine Beistandsklausel, die Artikel 5 des NATO-Vertrages bilateral ergänzen soll. Darin heißt es:
Dies soll auch in neuen Bereichen wie der Cybersicherheit gelten.
Rüstungspolitik
Vereinbart ist etwa die Entwicklung einer Rakete mit einer Reichweite von mehr als 2.000 Kilometern. Dieses Ziel hatten Deutschland und Großbritannien bereits Mitte Mai bekanntgegeben. Ein solches Waffensystem gibt es bisher nicht aus europäischer Produktion.
Eine engere Zusammenarbeit soll es auch bei der Entwicklung unbemannter Luftsysteme, Projekten wie dem gepanzerten Transportfahrzeug "Boxer" und an der Ostflanke der NATO sowie bei der Unterwasser-Sicherheit in der Nordsee geben. Die Zusammenarbeit bei Rüstungsexporten soll ausgebaut werden.
Der Export gemeinsam produzierter Rüstungsgüter soll erleichtert werden. Deutschland stand dabei bisher wegen sehr strikter Regeln oft auf der Bremse. Die Briten erhoffen sich von einem Kurswechsel zusätzliche Ausfuhren in Milliardenhöhe.
Ukraine
Beide Länder sichern zu, die Ukraine weiter zu unterstützen - bei der Verteidigung gegen Russland, aber auch beim Wiederaufbau.
Westbalkan
Großbritannien will sich ebenfalls um den sogenannten Berlin-Prozess kümmern, der die Westbalkan-Länder durch eine verstärkte interregionale Kooperation näher an die EU heranführen soll.
Migrationspolitik
Zur Eindämmung der irregulären Migration wollen die beiden Länder einen eigenen Aktionsplan auflegen. Der Kampf gegen Schleuserkriminalität soll unter anderem durch gegenseitige Rechtshilfe, Unterstützung bei der Verfolgung von Straftätern und effektive Grenzkontrollen vorangetrieben werden.
Mehr als 20.000 Flüchtlinge haben seit Jahresbeginn bereits den Ärmelkanal überquert. Deutschland gilt als Umschlagplatz für Schlauchboote und anderes Equipment sowie als Durchgangsstation für Migranten.
Auch die Zusammenarbeit im Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität soll verstärkt werden. Das betrifft vor allem Geldwäsche, illegale Finanzströme und den Drogenhandel.
Reisen
Bis Ende des Jahres sollen visumfreie Schulgruppenreisen zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland ermöglicht werden. Probleme bereitet im Moment etwa, dass Schülerinnen und Schüler ohne deutschen Pass - also beispielsweise aus Syrien oder Afghanistan - ein Visum für Großbritannien beantragen müssen, was sich oft schwierig gestaltet. Um diese Kinder nicht effektiv von der Klassenfahrt auszuschließen, verzichten manche Schulen derzeit ganz auf den Großbritannien-Austausch.
Ab Ende August sollen zudem Reisen für Briten nach Deutschland durch sogenannte E-Gates an Einreisepunkten erleichtert werden. Der Grund für die jetzige Regelung ist, dass Großbritannien nicht nur aus der EU ausgetreten, sondern auch nie dem Schengenraum beigetreten ist - was zu erheblichen Problemen für Briten bei Reisen in die EU führt.
Wirtschaftspolitik
Vereinbart ist ein deutsch-britisches Wirtschaftsforum. Die Zusammenarbeit soll in den Bereichen Hochtechnologie und Wirtschaftsfinanzierung ausgebaut werden.
Energie
Beide Länder wollen bei der Energieversorgung über die Nordsee und beim Aufbau von Wasserstoff- und CO2-Infrastruktur zusammenarbeiten.
Verkehr
In zehn Jahren sollen die ersten Züge direkt von Deutschland nach Großbritannien rollen - unter den Ärmelkanal hindurch. Bisher ist das, auch bedingt durch die nötige Passkontrolle, nur mit Umsteigen möglich. Zur Realisierung der Bahnverbindung wird eine Task-Force eingesetzt.
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