1.300 Beschäftigten des US-Außenministeriums wurde gekündigt - fristlos. Experten sprechen von einer "Selbstzerstörung". Davon profitiere vor allem China.

Die mehr als 1.300 Kündigungen kamen per E-Mail. Noch am gleichen Tag mussten die Betroffenen ihre Büros räumen und verloren die Zugangsberechtigung zum Ministerium. "Es ist wirklich ein trauriger, enttäuschender, ein ärgerlicher Tag", sagte Thomas Yazdgerdi, Chef der wichtigsten US-Gewerkschaft für den Auswärtigen Dienst, dem Radiosender NPR. "Das ganze Geld, das wir in diese Leute investiert haben, ihre Sprachkenntnisse, ihr Wissen, ihre Expertise - es ist unfassbar, dass sie einfach rausgeworfen werden. Es ergibt keinen Sinn", so Yazdgerdi.

US-Außenminister Marco Rubio sieht das anders. Dass zusammen mit freiwilligen Kündigungen künftig 3.000 Leute weniger im State Department arbeiten, entspricht genau seiner Zielmarke: 15 Prozent Personalabbau - das hatte Rubio im Mai angekündigt und zur Begründung ein Beispiel genannt: "Als ich die ersten Akten als Entscheidungsgrundlage vorgelegt bekam, waren 40 Kästchen auf diesen Papieren. Das heißt, 40 Leute mussten ihr Okay geben, bevor das überhaupt zu mir kam. Das ist irrwitzig!"

Und weil Elon Musk, früher Chef der Abteilung für Regierungseffizienz DOGE, anfangs noch tiefere Einschnitte verlangt hatte, nimmt Außenminister Rubio für sich in Anspruch: "Unser Personalabbau ist bedachtsamer erfolgt als in irgendeinem anderen Ministerium. Wir sind sehr gezielt alles durchgegangen und haben manche Bereiche gestärkt und andere, dysfunktionale Abteilungen geschlossen."

"China lacht sich jeden Tag ins Fäustchen"

Tatsächlich seien genau die Abteilungen dicht gemacht worden, die der Trump-Regierung ideologisch nicht in den Kram passten, kontert Nicholas Burns, erfahrener US-Diplomat bei NPR. "Sie haben etwa die Hauptabteilung geschlossen, die weltweit für Menschenrechte zuständig war. Oder die Abteilung, die sich rund um die Welt um Frauenrechte kümmert", kritisiert Burns, der unter dem republikanischen Präsident George W. Bush NATO-Botschafter war, zuletzt unter dem demokratischen Präsident Joe Biden Botschafter in China.

Apropos China - das Land, das in den USA parteiübergreifend als der Rivale schlechthin gesehen wird, lacht sich über die Schritte der Trump-Regierung jeden Tag ins Fäustchen, meint Ex-Diplomat Tom Countryman. "Wenn ich mit Chinesen spreche, können sie unsere wirtschaftliche und diplomatische Schwächung, ja Selbstzerstörung kaum fassen", so Countryman, der bis zu Beginn von Trumps erster Amtszeit als US-Präsident als Atomwaffen-Experte im State Department beschäftigt war.

Expertise geht verloren

"Wir werden schwächer, während die Chinesen ihre Präsenz überall verstärken: im Pazifik, in Afrika, in Lateinamerika", sagt auch Diplomat Burns und ergänzt: Dem State Department gingen nicht nur Experten für bestimmte Regionen der Welt, sondern auch für Zukunftsthemen wie Terrorbekämpfung oder Künstliche Intelligenz verloren.

Und Burns betont: Diplomaten sind überparteilich. "Als ich meinen Botschafterposten in China im Januar verlassen habe, habe ich meinen Mitarbeitern dort gesagt: Es ist eure ethische und rechtliche Pflicht, Präsident Trump genauso effektiv und loyal zu dienen wie Präsident Biden. Das ist es, was uns ausmacht", sagt der Diplomat.

So sehr Trump das Motto "America first" betone - auch er bleibe als Präsident weltweit engagiert. Im Ukraine-Krieg, im Nahen Osten, gegenüber China, sagt Burns. "Wir Amerikaner können uns nicht einfach die Kapuze über den Kopf ziehen und die Welt verschwinden lassen. Wir brauchen kluge, erfahrene Diplomaten."

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