Wie hält es Washington mit der Ukraine-Unterstützung? Das dürfte beim US-Besuch von Verteidigungsminister Pistorius die wichtigste Frage werden. Spannend könnte es auch bei zwei weiteren Themen werden.

Für Boris Pistorius ist es nicht der erste Besuch im Pentagon, aber das erste Mal, dass er dort seinen US-Kollegen Pete Hegseth trifft. Bislang sind sich die beiden lediglich bei NATO-Terminen begegnet, zuletzt beim NATO-Gipfel vor zweieinhalb Wochen in Den Haag. Außerdem haben sie miteinander telefoniert. Nun gibt es also das erste Treffen zu zweit.

Deutschland will "Patriots" für Ukraine kaufen

Der deutsche Verteidigungsminister hat einiges mit seinem amerikanischen Kollegen zu besprechen, wenn er von ihm heute Nachmittag (Ortszeit) mit Ehrenspalier im Pentagon empfangen wird. Ganz oben dürfte die weitere Unterstützung der Ukraine stehen. Konkret geht es um den Plan der Bundesregierung, die Ukraine mit amerikanischen Luftverteidigungssystemen vom Typ "Patriot" zu unterstützen - US-Präsident Trump signalisierte kurz vor Pistorius' Besuch seine Bereitschaft, dem "Patriot-Deal" zuzustimmen.

Verwirrende US-Signale zu Russland

Aus den USA hatte es in den vergangenen Wochen verwirrende Signale gegeben. Erst hatte das Pentagon die Militärunterstützung für die Ukraine ausgesetzt - offenbar aber ohne Rücksprache mit dem Weißen Haus. Dann hatte Präsident Trump diesen Lieferstopp wieder zurückgenommen.

Für den heutigen Abend hat Trump eine "bedeutende Stellungnahme“ mit Blick auf Russland angekündigt. Möglicherweise wird dann klarer, wie der US-Präsident künftig mit Kremlchef Wladimir Putin umgehen will.

Jede Menge "Bullshit" von Putin

Trump scheint derzeit genervt zu sein vom russischen Machthaber Putin. "Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, werden wir von Putin mit jeder Menge "Bullshit" beworfen, das hatte Trump in der vergangenen Woche wörtlich über die mühsamen Friedensverhandlungen mit Putin gesagt.

Verteidigungsminister Pistorius macht seinen Antrittsbesuch in Washington also zu einem spannenden Zeitpunkt. Mit seinem Amtskollegen Hegseth will er auch Themen besprechen, die aus deutscher Sicht sehr wichtig sind.

Zukunft der Stationierung von US-Soldaten

Derzeit überprüft das Pentagon die Stationierung von US-Soldaten auf der ganzen Welt. Diese sogenannte Force posture review soll im Herbst abgeschlossen werden und natürlich treibt die deutsche Bundesregierung die Frage um, ob die USA dann einige ihr 38.000 in Deutschland stationierten Soldaten abziehen und möglicherweise in den indopazifischen Raum verlegen.

Beim Besuch von Kanzler Merz bei Trump Anfang Juni hatte der US-Präsident auf die Frage, ob die US-Truppen in Deutschland bleiben würden, geantwortet: "Ja, das werden wir tun. Das ist kein Problem." Ob die USA aber tatsächlich keine Truppen aus Deutschland abziehen, das kann keiner sicher sagen.

Mittelstreckenraketen in Deutschland

Ein weiteres Thema, das den Besucher aus Berlin interessiert, ist die Frage, inwieweit Trump an der Zusage seines Vorgängers Joe Biden festhält, ab nächstem Jahr Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden zu stationieren.

Diese Zusage hatte der damalige US-Präsident Biden für viele überraschend auf dem vorletzten NATO-Gipfel in Washington gemacht. Damals hieß der Bundeskanzler noch Olaf Scholz. Bleibt es auch mit neuer US-Regierung bei der Zusage?

US-Lob für Bundesregierung

Dass die jetzige Bundesregierung die Schuldenbremse für die Verteidigungsausgaben teilweise aufgehoben hat, ist auch in Washington wahrgenommen worden. Genau wie der Plan der Bundesregierung, die Verteidigungsausgaben Deutschlands bis zum Jahr 2029 auf 3,5 Prozent der Wirtschaftskraft zu erhöhen und bis zum Jahr 2035 auf 5 Prozent.

Ende Mai hatte US-Verteidigungsminister Hegseth in einer Rede vor asiatischen Partnern in Singapur Deutschland gelobt - allerdings mit einem gewissen Unterton. Europa sei ein "neues Beispiel“ für deutlich höhere Verteidigungsausgaben, sagte Hegseth und fügte hinzu: "sogar Deutschland". Vielleicht lobt der amerikanische Verteidigungsminister heute seinen Besucher aus Deutschland einfach so - ganz ohne Unterton.

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