Die Hamas im Gazastreifen steht unter großem militärischem Druck - viele Terroristen sollen tot und große Teile des Raketenarsenals zerstört worden sein. Doch ist die Hamas wirklich nachhaltig geschwächt?

Seit mehr als 21 Monaten tobt der Krieg in Gaza. Der kleine Küstenstreifen ist in weiten Teilen zerstört. Er ist eine lebensfeindliche Trümmerlandschaft, in der die meisten Menschen als Flüchtlinge in ihrer eigenen Heimat in Zeltstädten leben müssen.

Nach der Terrorattacke der Hamas im Oktober 2023 ging das israelische Militär mit einer noch nie dagewesenen militärischen Wucht gegen die Terrororganisation vor. Mit Luftangriffen, Artilleriefeuer und Bodenkräften.

"Geschafft, die Hamas von der Grenze zu Israel zu entfernen"

Die Gefahr der Hamas scheint für Israel inzwischen weitgehend gebannt. Die israelische Armee sei nahe dran, ihre Kriegsziele zu erreichen, machte Militärsprecher Effi Defrin deutlich.

"Wir haben es geschafft, die Hamas von der Grenze zu Israel zu entfernen. Und wir haben nun mehr als 65 Prozent des gesamten Gebietes des Gazastreifens unter unserer Kontrolle", erklärte Defrin. "Das System, die Art unserer Kriegsführung, zerstört die Hamas von innen. Wir treffen ihre militärischen Fähigkeiten, zerstören ihre Kontrolle vor Ort und untergraben das Vertrauen der Bevölkerung in sie."

Mittlerweile soll der Großteil der Hamas-Bataillone zerstört worden sein, ebenso der Großteil ihrer Raketenarsenale. Die Terrororganisation soll zudem mehr als die Hälfte ihrer Kämpfer verloren haben.

Taktik der Hamas scheint aufzugehen

Und doch gibt es immer wieder Situationen, die die israelische Überlegenheit relativieren. Es sind Szenen wie jene, die ein vom arabischen Sender Al Jazeera ausgestrahltes Hamas-Video zeigt: Ein Kämpfer der Terrororganisation schleicht sich inmitten einer Trümmerlandschaft an einen Panzer an, klettert auf ihn hoch und wirft einen Sprengsatz in die offene Luke des Panzers. Sieben Soldaten starben bei dem Angriff.

Es ist die neue Guerillataktik der Terrororganisation, die zuletzt zum Tod zahlreicher israelischer Soldaten geführt hat. Die Hamas-Kämpfer versuchen im Häuserkampf inmitten der Ruinen und Trümmer, ihren waffentechnisch überlegenen israelischen Gegner zu treffen.

Es ist eine Taktik, die Israel von Anfang an gefürchtet hatte und die nun aufzugehen scheint. Die Hamas operiert zunehmend in kleinen Gruppen, nutzt Sprengfallen und überraschende Angriffe mit leichten Waffen aus dem Untergrund.

"Hamas hat von Anfang an auf Guerillakampf gesetzt"

Dies sei eine für das israelische Militär schwierige und gefährliche Kampftaktik, sagt Kobi Michael, Militäranalyst am Institut für Nationale Sicherheitsstrategie, INSS, in Tel Aviv: "Wir sind der Hamas gegenüber offen ausgesetzt, geradezu entblößt. Auch wenn unser Militär seine Vorgehensweise im Gazastreifen ändert - sie lernen innerhalb von drei Tagen unsere neue Vorgehensweise und passen sich ihr an."

Die Hamas sei eine hybride Organisation, die von Anfang an auf den Terror- und Guerillakampf gesetzt habe, sagt Michael. Und genau das mache sie jetzt. "Daher wirkt sich das zu ihren Gunsten aus, und zu unseren Ungunsten."

Kopfgeld von 750.000 Dollar auf neuen Hamas-Chef

Auch die Tötung fast der gesamten Führungsspitze der Hamas scheint die Terrororganisation nicht nachhaltig geschwächt haben. Neuer Hamas-Chef soll der 55-jährige Izz al-Din al-Haddad sein - ein Kommandeur, der schon bei der Terrorattacke auf Israel eine führende Rolle hatte.

Er soll Medienberichten zufolge derjenige sein, der für die Hamas die Entscheidung trifft, ob es noch einmal zu einer Waffenruhe kommt oder nicht. Der israelische Generalstab vermutet ihn im Norden des Gazastreifens. Schon vor Monaten hatte Israel auf ihn ein Kopfgeld von 750.000 Dollar ausgesetzt.

Izz al-Din al-Haddad wird in Israel auch als der "Geist der Kassam-Brigaden" - des militärischen Flügels der Hamas - bezeichnet. Sechs Anschläge auf sein Leben durch das israelische Militär soll der Terrorist überlebt haben.

Nun ist er mutmaßlich der letzte Lebende aus der Führungsriege der Hamas, der aktiv an der Terrorattacke vom 7. Oktober 2023 beteiligt war.

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