Eine Woche nach den verheerenden Überschwemmungen mit mehr als 120 Toten in Texas besucht Präsident Trump das Gebiet. Noch immer suchen Helfer nach Vermissten. Doch in die Trauer mischt sich auch Kritik an der Regierung.
Randy Rose gehört zu Hunderten Menschen, die sich am Mittwochabend im Sportstadion einer High School in Kerrville im US-Bundesstaat Texas zu einem Trauergottesdienst versammelt haben. Sie haben gesungen und gebetet. "Es war ein Moment des Heilens, der Versuch, wieder ein bisschen Normalität zu spüren und für eine Minute Abstand zu dieser Tragödie zu gewinnen", sagt Rose im Radiosender NPR.
Tag für Tag schildern Überlebende in Radio, Fernsehen und sozialen Medien, wie sie die Flutkatastrophe am frühen Morgen des 4. Juli erlebt haben. "Ich bin um ungefähr 4:45 Uhr aufgewacht", erzählt der 19-jährige Taylor Bergmann, "als meine Mutter im Flur bei uns zu Hause schrie: 'Wir werden überflutet, wir werden überflutet!' Dann hörte ich unsere gläserne Terrassentür zersplittern. Zehn Sekunden später stand das Haus eineinhalb Meter unter Wasser."
Sie versuchten vergeblich, aufs Dach zu kommen, ließen sich ein Stück in der Strömung treiben, konnten sich eineinhalb Stunden an einem Baum festhalten, hörten die Schreie von Nachbarn, auch Kindern. Als Taylor dies am Handy erzählt, kehrt er gerade in seine zerstörte Nachbarschaft zurück und sagt: "Alles ist weg, hier ist nichts mehr."
Suche nach Opfern dauert an
Präsident Donald Trump will sich heute im Hubschrauber über das Katastrophengebiet fliegen lassen und mit Rettungskräften sprechen. "Was für eine tragische Situation", sagte Trump bei einer Kabinettssitzung Anfang der Woche.
Noch immer suchen mehr als 2.000 Einsatzkräfte und Freiwillige ein Gebiet ab, das sich über 60 Kilometer Länge erstreckt, sagt Russel Honoré, General im Ruhestand, der schon die Rettungsarbeiten nach dem Hurrikan "Katrina" vor 20 Jahren geleitet hat: "Es ist eine sehr schwere Aufgabe, im fließenden Wasser, in Schlamm und Geröll, zwischen umgestürzten Bäumen, weggespülten Häusern und Autowracks Opfer zu finden. Es kann Wochen, wenn nicht Monate dauern."
Warum wurden die Bewohner nicht oder zu spät gewarnt?
Über allem steht die Frage, warum die Bewohner zu spät oder gar nicht gewarnt wurden, warum etwa das christliche Ferienlager "Camp Mystic", in dem mindestens 27 Kinder und Betreuer ums Leben kamen, mitten in der Gefahrenzone gebaut werden konnte.
Diese Aufarbeitung kommt später, beteuert der Sheriff des Bezirks Kerr County, Larry Leitha bei einer Pressekonferenz: "Ich will die Antwort, wir werden die Antwort bekommen. Wir werden uns vor nichts verstecken, das wird alles untersucht."
Tom Moser war bis 2021 für den Katastrophenschutz im Bezirk verantwortlich. Er habe ein Warnsystem mit Sirenen aufbauen wollen, sagt er, aber das Geld von Land und Bund habe nicht gereicht: "Hätte ein Warnsystem Leben retten können? Absolut, es hätte Leben retten können", erklärt Moser bei NPR.
Noem: "Stolz auf die Arbeit, die wir geleistet haben"
Diskutiert wird auch eine Mitverantwortung der Trump-Regierung, etwa weil sie die Mittel der Katastrophenschutzbehörde des Bundes, FEMA, gekürzt hat. Heimatschutzministerin Kristy Noem sagt zu dem Vorwurf, die Bundeshilfe sei Tage zu spät gekommen, bei Fox News: "Das ist absoluter Müll, was da behauptet wird. Küstenwache, Grenzschutzbeamte - alle waren sofort zur Stelle." Der Gouverneur von Texas und lokale Kräfte hätten jede erdenkliche Hilfe bekommen. "Ich bin stolz auf die Arbeit, die wir geleistet haben."
Kaum diskutiert wird die offensichtliche Häufung von Naturkatastrophen durch den Klimawandel. Jim Blackburn, Professor für Umweltrecht an der Rice University, wirkt nach einem halben Jahr erneuter Trump-Regierung wie ein einsamer Rufer in der Wüste: "Wenn wir den Klimawandel nicht als Grundlage akzeptieren für diese Problematik, die uns im Mark erschüttert", so Blackburn bei NPR, "werden wir bei diesem Thema nie vorankommen."
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