Die US-Regierung hat die Entwicklungshilfe-Agentur USAID aufgelöst. Über die Organisationen flossen zuvor Milliardenhilfen in Krisenregionen weltweit. Die Folgen der Schließung könnten dramatisch werden.
An ihrem letzten Arbeitstag bei USAID bekamen die Beschäftigten prominenten Zuspruch. Von den früheren Präsidenten George W. Bush und Barack Obama sowie vom irischen Rocksänger Bono. Von einem "kolossalen Fehler" sprach Obama in seiner Videobotschaft; die Auflösung des Entwicklungshilfedienstes der USA sei eine "Farce und Tragödie".
Bush stellte die rhetorische Frage: "Liegt es im Interesse unserer Nation, dass 25 Millionen Menschen leben, die sonst gestorben wären?" Die Antwort: "Ich denke, das tut es." U2-Sänger Bono soll mit den Tränen gekämpft haben. "Sie haben euch Gauner genannt", sagte er zu den Mitarbeitern. "Dabei wart ihr die Besten von uns." Das alles gibt es nur schriftlich, die Abschiedsveranstaltung für USAID war rein intern.
Reste von USAID werden in Außenministerium eingegliedert
US-Außenminister Marco Rubio hielt dagegen nicht viel von USAID. Er sei sehr ungehalten über die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Behörde, sagte er vergangene Woche. "Auf einfache Fragen gab es von USAID keine Antworten: Worum geht bei diesem Programm? Wer bekommt das Geld? Oder: Mit wem arbeitet ihr zusammen? Seit einem Vierteljahrhundert haben viele Regierungen diesen Frust erleben müssen. Damit ist jetzt Schluss."
Die Reste von USAID werden jetzt in Rubios State Department eingegliedert. Viele Funktionen der ehemaligen Behörde würden weiter erfüllt, sagt der Außenminister. Aber ab jetzt habe sich die Entwicklungshilfe der amerikanischen Außenpolitik unterzuordnen.
Fehlende US-Hilfe könnte Menschenleben kosten
Im Januar, kurz nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus, hatte Donald Trump per Präsidentenerlass die US-Auslandshilfe eingefroren; mehr als 80 Prozent der Entwicklungshilfeprogramme wurden gestrichen.
Auf dieser Basis hat das Fachmagazin The Lancet die Folgen für arme Länder ausgerechnet: 14 Millionen Menschen könnten in den kommenden fünf Jahren wegen der fehlenden Hilfen sterben, unter ihnen fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe USAID dagegen viele Millionen Menschenleben gerettet, sagt der Co-Autor der Studie, Davide Rasella. "Durch USAID gab es 25 Millionen weniger Aids-Tote, elf Millionen weniger Menschen sind an Durchfallerkrankungen gestorben und acht Millionen weniger an Erkrankungen der Atemwege. Also eine große Bandbreite an Krankheiten, die alle mit extremer Armut zusammenhängen."
"Es geht um Leben oder Tod"
Die konkreten Folgen der Kürzungen bei USAID sind schon jetzt in den Ländern des globalen Südens zu beobachten. Zum Beispiel in Liberia. Eine im Mai ausgestrahlte Reportage des schwedischen Fernsehens zeigt, wie der Kampf gegen Aids in dem westafrikanischen Land leidet.
Das Virus breite sich bereits schneller aus, sagt Rebecca Epp, Missionsärztin an einem Krankenhaus in Monrovia. "Ich beobachte das in unserer Notaufnahme. Wir bekommen ständig neue Patienten. Die Realität ist: Es geht um Leben oder Tod für diese Menschen. Und dieses Geld nicht zu haben, bedeutet: Tod."
Das wissen auch Aids-Patientinnen wie Patricia Thomas: "Gerade für Frauen ist dieses Krankenhaus eine große Hilfe. Wenn sie das hier schließen, werden wir Patienten darunter zu leiden haben, und einige von uns werden sterben."
UN: 2024 mehr als 70 Milliarden Dollar an US-Hilfen
Die Trump-Regierung weist solche Berichte als falsch und übertrieben zurück. Karoline Leavitt, die Sprecherin des Weißes Hauses, zählte im Februar stattdessen die aus Regierungssicht sinnlosen USAID-Projekte auf. "Eineinhalb Millionen Dollar für den Ausbau von diversen Arbeitsplätzen in Serbien, 70.000 für die Produktion eines diversen Musicals in Irland, 47.000 für eine Transgender-Oper in Kolumbien. Ich will nicht, dass mein Steuergeld für diesen Mist ausgegeben wird. Und das wollen die Amerikaner auch nicht."
Aber das scheinen eher Peanuts zu sein im Vergleich zur gestrichenen Hilfe für Krisenregionen. Nach UN-Angaben stellten die USA im vergangenen Jahr mehr als 70 Milliarden Dollar bereit - für den Kauf und die Verteilung von Nahrungsmitteln, medizinische Hilfe oder Unterkünfte für geflüchtete Menschen; ein Großteil davon sei jetzt gestrichen.
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