Pariser Häuser zieren oft Zinkdächer. Schön - aber die heizen sich extrem auf im Sommer. Nun hat die Stadt ein Projekt gestartet, um des Problems Herr zu werden. Und auch im Untergrund wird an der Kühlung der Metropole gearbeitet.
Basile Richard sitzt in seinem Mansardenzimmer im Pariser Zentrum und schwitzt. Wenn ab Mittag draußen die Temperaturen über 35 Grad steigen, wird es auch bei ihm so warm, dass das Studieren für den 22-Jährigen unmöglich wird:
"Im Moment sind es fast 30 Grad hier drinnen", sagt er. Basile öffnet das Fenster seiner kleinen Dachkammer und klappt die metallenen Fensterläden auf. Der Blick über Paris ist wunderschön, aber eine Gluthitze schlägt Basile entgegen. Seine hübsche kleine Dachterrasse mit Tischchen und zwei Stühlen ist Teil eines typischen Pariser Zinkdaches. Basile hält ein Infrarot-Temperaturmessgerät an die metallene Oberfläche:
Mehr als zwei Drittel der Häuser haben Zinkdächer
Auch nach Sonnenuntergang ist die Dachterrasse von Basile noch einige Zeit nicht begehbar, weil es zu heiß ist - ganz zu schweigen von den aufgeheizten Innenräumen direkt darunter.
Mindestens zwei Drittel der Pariser Dächer sind mit Zink abgedeckt. Die Stadt war immer stolz auf diese typischen Pariser Dächer, deren Handwerkskunst von der UNESCO im vergangenen Jahr als immaterielles Kulturerbe eingestuft wurden.
Fast zeitgleich stellte die Stadt Paris im Winter einen neuen Klimaplan für die Zeit bis 2050 auf. Auch die Zinkdächer werden dort erwähnt. Erste Lösungen für diese Hitzefallen auf Gebäuden hat Tim Cousin gefunden. Er ist Mitgründer der Firma "Roofscapes" und arbeitet im Auftrag der Stadt Paris. Er steht auf dem Dach des Rathauses im vierten Arrondissement und zeigt auf seine Blumenbeete auf Holzkonstruktionen:
"Das erste, was wir machen mussten, war es, die Zinkdächer vor den Sonnenstrahlen zu schützen", erklärt Cousin. "Und das machen wir mit einem Material, das sich nicht so aufheizt. Zum Beispiel eine Abdeckung aus Holz."
Anpassung an den Klimawandel versus historisches Erbe
Pflanzen darüber sorgen für zusätzliche Aufnahme von Hitze. Die Zinkdächer heizen sich dadurch 20 bis 30 Grad weniger auf. Aber die Holzbeete bedecken nur einen kleineren Teil der Zinkdächer, damit sie noch als solche zu erkennen sind.
"Die Frage der Anpassung an den Klimawandel geht einher mit der Frage nach dem Erhalt des historischen Erbes", gibt Cousin zu bedenken. "Diese beiden oft gegensätzlichen Interessen muss man irgendwie zusammenführen."
Von den Pariser Dächern geht es runter in den Untergrund: "Hier sind Sie 24 Meter unter der Erde", sagt Raphaëlle Nayral. "Wir sind auf einem Flur unserer Kältefabrik. Hinter mir sind vier Kühleinheiten." Nayral steht inmitten von großen Zylindern und Röhren. Sie arbeitet für die Gesellschaft "Fraîcheur de Paris", die für die Stadt Paris das Seine-Wasser nutzt, um ein Kühlsystem für Gebäude zu betreiben.
Netz an Kältefabriken soll mehr als verdoppelt werden
Zwölf von diesen Kältefabriken gibt es schon im Pariser Untergrund. Das Netz ist mit rund einhundert Kilometern inzwischen das größte in Europa und soll bis 2050 mehr als verdoppelt werden. Es kühlt den Louvre, das Parlament und viele Bürogebäude und Geschäfte in der Pariser Innenstadt.
Künftig sollen auch Schulen und Krankenhäuser angeschlossen werden. Wieder an der Oberfläche zurück, bringt Nayral von "Fraîcheur de Paris" die Herausforderung noch einmal auf den Punkt: "Eine Stadt wie Paris, die in 2050 Hitzewellen mit 50 Grad haben wird, muss etwas tun, sonst wird diese Stadt vollkommen unbewohnbar."
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