Israels Kriegspolitik ist zunehmend von US-Präsident Trumps Interventionen geprägt. Der versucht die Lage im Nahen Osten in seinem Sinne neu zu gestalten - was Israels Premier Netanjahu vor Probleme stellt.

Am Morgen des 24. Juni ist US-Präsident Donald Trump außer sich. Die von ihm verkündete Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran ist erst wenige Stunden alt und droht bereits wieder zu platzen. Im Norden Israels gibt es Luftalarm. Verteidigungsminister Katz berichtet über Raketenbeschuss und kündigt massive Vergeltungsschläge an.

Und Trump? Der versucht, eine Eskalation zu verhindern. Mit aller Macht. Er greift zum Telefon und ruft Premierminister Netanjahu an, er spricht mit Journalisten ("Sie wissen nicht, was zum Teufel sie tun") und auf Truth Social legt er nochmal nach und schreibt in Versalien: "Israel. Werft die Bomben nicht ab. Wenn ihr das tut, ist das eine schwere Verletzung der Waffenruhe. Bring deine Piloten nach Hause!"

Und genau das macht Israel. Statt Teheran zu bombardieren, greifen die Piloten gesichtswahrend eine unbedeutende Radaranlage an und fliegen wieder zurück. Seitdem hält die Waffenruhe. Bis heute. Und Trump? Der feiert sich und hat weitere Pläne für den Nahen Osten.

Ohne die USA geht es nicht

Die USA sind Israels engster Verbündeter. Das Land ist außerdem der größte Empfänger von US-Militärhilfe weltweit. Der Hebel Trumps gegenüber Israel ist deshalb lang. Die USA liefern Israel beispielsweise hochmoderne Waffen, darunter Flugzeuge und Raketenabwehrsysteme, wie etwa den "Iron Dome". Außerdem sind die USA im Nahen Osten mit 40.000 Soldaten präsent und unterstützen im Angriffsfall. Dazu kommen wirtschaftliche Hilfen und politische Unterstützung, vor allem bei den Vereinten Nationen. Die USA haben in der Vergangenheit immer wieder ihr Vetorecht genutzt, um Resolutionen zu blockieren, die Israel kritisieren oder sanktionieren wollten.

Diese politische Rückendeckung hat es Israel ermöglicht, sich in schwierigen diplomatischen Situationen zu behaupten. Diese Unterstützung der USA ist für Israel sowohl militärisch als auch politisch unverzichtbar. Und Trump? Der nutzt das in seinem Sinne. Auch weil er um Netanjahus politische Lage weiß.

Netanjahus Probleme

Auch wenn sich die Situation für Israels Premierminister mit dem in Israel wahrgenommenen Erfolg im Krieg gegen den Iran etwas verbessert hat - seine Umfragewerte und die seiner Likud-Partei sind seitdem leicht gestiegen -, befindet sich Netanjahu in einer verzwickten Lage. Seine rechtsextremen Koalitionspartner drohen weiterhin die Regierung zu verlassen, sollte Israel sich auf zu große Zugeständnisse an die Terrororganisation Hamas einlassen. Netanjahu steht wegen Betrugs und Einflussnahme außerdem gerade vor Gericht und der Internationale Strafgerichtshof hat einen Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Dazu kommt: Netanjahu weiß, dass er Trump etwas schuldig ist, nach dessen Waffenhilfe im Kampf gegen den Iran. Das sind Netanjahus innen- und außenpolitische Realitäten, die gerade mit Trumps Wünschen kollidieren. Der US-Präsident will nach der Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und Iran den nächsten Deal. Ein Ende des Kriegs im Gazastreifen.

Beobachter in Israel analysieren, dass Netanjahu das aus rein politischen Gründen ablehnt, weil es seine fragile Koalition zum Scheitern bringen würde. Sie vermuten, dass er es vorzieht, den Prozess über Monate zu strecken, um seine politische Position vor den Wahlen im Herbst 2026 zu stärken. Und Trump? Der wird zunehmend ungeduldig, erhöht den Druck und versucht Netanjahu gleichzeitig zu ködern.

Was will eigentlich Trump?

Heute ist Israels Premierminister im Weißen Haus. US-Präsident Trump hat bereits klar gemacht, wie er gedenkt, mit seinem Gast umzugehen. Er werde sehr bestimmt auftreten, um das Kriegsende zu erzwingen, sagte er vorab in einem Interview.

Nachdem Trump in den vergangenen Monaten erst über eine US-amerikanische Kontrolle des Gazastreifens sinnierte, oder die Palästinenser nach Ägypten umsiedeln wollte, dann die Idee ausheckte, den Gazastreifen zu einer Riviera des Nahen Ostens umzugestalten, entdeckt der Republikaner jetzt sein Herz für die Palästinenser. Er wolle Sicherheit für die dort lebenden Menschen, so Trump: "Ich möchte vor allem, dass die Menschen im Gazastreifen in Sicherheit sind. Sie sind durch die Hölle gegangen."

Trumps Ziel: der Friedensnobelpreis

Um Netanjahu in diese Richtung zu steuern, versucht Trump, ihn mit etwas zu ködern - die mögliche Ausweitung der Abraham-Abkommen. Das sind Verträge zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten (Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Sudan und Marokko), die 2020 unter der Vermittlung der Vereinigten Staaten geschlossen wurden. Dabei geht es um diplomatische, wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen. Israel hat Interesse daran, dass es solche Verträge auch mit Syrien und dem Libanon gibt. Das wäre für Israel ein großer Erfolg und würde die Sicherheitslage des Landes erheblich verbessern. Doch auch dafür braucht Israel die Unterstützung durch die USA.

Und Trump? Der würde gern noch einen Schritt weiter gehen und Saudi-Arabien ebenfalls einbinden. Sein längerfristiges Ziel ist die Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel. Ein mögliches Ende des Kriegs in Gaza, neue Abkommen zwischen Israel und seinen Nachbarn. All das würde aus Trumps Sicht dazu führen, dass er einem seiner Hauptziele einen deutlichen Schritt näherkommt - dem Friedensnobelpreis. Um dieses Ziel zu erreichen, ist dem US-Präsidenten fast jedes Mittel recht, auch im Umgang mit Israel.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke