Wieder soll es Tote nach israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen gegeben haben. US-Präsident Trump schürt Hoffnungen auf eine Waffenruhe. Nächste Woche erwartet er Israels Premier Netanjahu.

In der Stadt Chan Yunis im südlichen Gazastreifen werden Leichensäcke durch eine Menge getragen. Menschen weinen, schreien und beten. Bei Luftangriffen sind wieder viele Menschen gestorben, so das Hamas-geführte Gesundheitsministerium. Seif Abu Ledas Sohn habe im Zelt geschlafen, als der Angriff kam, klagt seine Mutter. Sie sprach mit der Nachrichtenagentur APTN.

"Zwei Raketen, zwei Helikopter, die ein Zelt beschießen? Bei Gott, sie haben geschlafen. Mit ihrem Sohn in den Armen. Hier sehen sie, wie zerfetzt er ist. Sehen sie, was sie mit uns machen? Ein Hubschrauber, der Zelte beschießt. Zelte. Diese Menschen sind geflüchtet. Und sie beschießen sie mit Hubschraubern. Gott sei uns gnädig!"

Ein verbrannter Haufen Müll ist alles, was übrig ist von einem Zelt im Flüchtlingscamp Al Mawasi am Strand in Süd-Gaza. Hier sollen der Hamas zufolge 14 Menschen bei einem Luftangriff gestorben sein. Ein Mann zieht eine Packung Windeln aus dem Schutt. "Ist das eine Waffe?", fragt er.

Hoffnung bislang vergeblich

Dass die Waffen schweigen, darauf haben die Menschen in Gaza bisher vergeblich gehofft. Die Hoffnung hatte US-Präsident Donald Trump erneut angefacht, als er verkündete: "Israel hat den Bedingungen zugestimmt, um den 60-tägigen Waffenstillstand abzuschließen." Wenn die Hamas den Deal nicht annimmt, werde es schlimmer, drohte Trump.

In Gaza haben die Menschen zugehört. Adnan Al-Assar ist ein Flüchtling aus Chan Yunis und sagt: "Schaut, wie Trump vor seinem Amtsantritt gesagt hat: An meinem ersten Tag im Amt werde ich den Krieg beenden, ich werde den Krieg in Gaza stoppen. All seine Versprechen waren leer. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen, wie Trump nur zum Vorteil der Israelis gehandelt hat."

Netanjahus Regierung will Krieg weiterführen

Dennoch wächst der Druck auf die israelische Regierung, auf Premier Benjamin Netanjahu erneut. Kommende Woche reist Netanjahu nach Washington. Fragen zu einem Waffenstillstand in Gaza wich Netanjahu aus, versprach aber: "Es wird keine Hamas geben. Es wird kein 'Hamastan' geben. Das ist vorbei. Wir werden alle Geiseln befreien und es zu Ende bringen. Die Hamas wird keine Bedrohung mehr sein."

Netanjahus rechte Regierungspartner fordern das auch - allerdings sind sie für eine Fortführung des Krieges mit mehr militärischer Gewalt. Auch sie üben Druck auf den Premier aus. Israels Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir: "Es ist unsere Pflicht, den nächsten 7. Oktober um jeden Preis zu verhindern. Einmal haben wir bereits das Ultimatum verpasst, das uns Trump vorgeschlagen hatte: Entweder alle Geiseln freizulassen oder die Hölle wird im Gazastreifen losbrechen. Herr Premierminister, es ist an der Zeit, eine mutige Entscheidung zu treffen."

"Die radikale Rechte will Gaza erobern"

Für Ben-Gvir beinhaltet das auch die Wiederbesiedlung des Gazastreifens durch Israel. Anders sieht das die Opposition. "Die Hamas wird erst vernichtet, wenn es eine alternative Regierung im Gazastreifen gibt. Wir hätten schon vor einem Jahr mit arabischen Ländern über die Verwaltung in Gaza sprechen müssen", so Israels Oppositionsführer Yair Lapid. "Die radikale Rechte will Gaza erobern. Dann würden mehr Soldaten sterben und die Steuerzahler würden für Straßen und Müllentsorgung in Gaza zahlen. Das ist Wahnsinn."

Dass ein fehlender Nachkriegsplan für Gaza die Verhandlungen über eine Waffenruhe behindert, bemängeln auch die Angehörigen der Geiseln in Israel. Sie hoffen darauf, dass es Trump gelingt, alle Geiseln zu befreien. Der aktuelle Witkoff-Plan für eine Waffenruhe dagegen sieht vor, dass zehn lebende Geiseln und 15 Tote innerhalb von zwei Monaten nach Israel zurückgebracht werden. Insgesamt sind noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas.

Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 02.07.2025 16:41 Uhr

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