Die Ukraine will aus dem Ottawa-Vertrag aussteigen. Das ermöglicht der Ukraine Antipersonenminen einzusetzen. Ukraine-Korrespondent David Nauer erläutert die wichtigsten Punkte und Folgen des Austritts der Ukraine.
Was genau bringt der Ukraine der Austritt aus dem Ottawa-Vertrag?
Die Ukraine kann Antipersonenminen breit an der Front einsetzen. Vor allem kann sie diese kleine, aber gefährliche Waffe auch offiziell verwenden. Unter der Hand wird bereits mitgeteilt, dass die Ukrainer solche Minen schon gelegt haben. Jetzt gibt es keine Beschränkungen mehr. Die Ukrainer können künftig sogar solche Minen neu herstellen.
Wie wirkt sich das militärisch aus?
Militärisch bringen Antipersonenminen einen grossen Vorteil. Die Minen sind klein und billig und man kann damit grosse Gebiete quasi sperren. Für die Ukraine ist das aus rein militärischer Sicht wichtig, denn die Russen greifen an verschiedenen Stellen der Front an. Die russischen Sturmtrupps sind oft zu Fuss unterwegs – sie schleichen durch Baumreihen oder Felder. Wenn man solche Gebiete verminen kann, erschwert man den Angreifern die Attacken und kann seine Stellungen schützen.
Verspielt sich die Ukraine mit diesem Austritt nicht moralischen Goodwill?
Das glaube ich nicht. Auch mehrere EU-Staaten nutzen Antipersonenminen, um sich gegen eine potenzielle russische Aggression zu schützen. Da kann man der Ukraine schwer vorwerfen, dass sie ebenfalls zu dieser Waffe greift. Das Land muss sich seit dreieinhalb Jahren gegen einen brutalen russischen Angriffskrieg wehren, es kämpft buchstäblich ums Überleben als unabhängige Nation. Es wird kaum jemand ernsthaft kommen und sagen: «Wie schrecklich, die Ukraine setzt Landminen ein!» Zumal die Russen diese Waffe sehr breit verwenden.
Wo werden denn ukrainische Landminen eingesetzt?
Das ist nicht genau klar. An der Grenze zu Russland sind grössere Gebiete vermint. Auch in den ehemals besetzten Gebieten, welche die Ukraine befreit hat, gibt es grosse Minenfelder. Wobei dort unklar ist, wer diese Minen gelegt hat.
Wenn die Ukraine ganze Landstriche an der Front vermint, gefährdet es dann seine eigenen Leute?
Minen sind gefährlich. Die werden teilweise mit Drohnen verteilt oder können mit einer Granate abgeschossen und so auf einem Landstrich verteilt werden. Da weiss nachher niemand mehr, wo was herumliegt. Zudem sind sie sehr klein, manche dieser Minen sehen aus wie kleine Schmetterlinge. Im hohen Gras hat man keine Chance, die zu sehen. Das heisst: Nach dem Krieg, wenn die Bevölkerung in umkämpfte Gebiete zurückkehren kann, werden grosse Gebiete minenverseucht sein. Es wird sehr schwierig und teuer sein, diese Gebiete sicherzumachen. Für die Bevölkerung besteht also eine grosse Gefahr.
Was heisst es, in einem verminten Gebiet unterwegs zu sein?
Man sollte sich idealerweise nur auf asphaltierten Strassen bewegen, wo man eine Mine sehen würde. Es hilft natürlich auch, wenn ortskundige Leute dabei sind.
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