Im Mittelmeer hat die Wassertemperatur einen neuen Rekordwert erreicht. Das gefährdet nicht nur die Biodiversität, sondern kann auch Unwetter in den Küstenregionen verursachen.

Damit hatten viele Badegäste an der französischen Mittelmeerküste nicht gerechnet: Das Meerwasser ist warm wie zu Spitzenzeiten im August, so etwa hier am Strand von Juan-les-Pins in der Nähe von Antibes. Eine Frau scherzt: "Ich bin rausgegangen, weil es wirklich zu warm wird - okay, ich übertreibe ein bisschen. Aber das Wasser ist wirklich sehr warm heute."

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Friederike Hofmann, ARD Paris, tagesschau, 01.07.2025 20:00 Uhr

"Das Wasser wird immer wärmer und es gibt immer mehr Feuerquallen, jedes Jahr etwas mehr", sagt ein Mann. "Zu dieser Zeit des Jahres ist das Wasser normalerweise nicht so warm", merkt eine andere Frau an. "Das ist beunruhigend."

"Noch nie eine so hohe Temperatur im Juni festgestellt"

25 bis zu 28 Grad warm ist das Wasser an den französischen Mittelmeerküsten seit einigen Tagen. Nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus hat die Oberflächentemperatur des Mittelmeers Ende Juni einen Durchschnittswert von 26 Grad erreicht. Das sind drei Grad über den Werten des Referenzzeitraums von 1991 bis 2020.

An der französischen Mittelmeerküste liegen die Temperaturen im Durchschnitt derzeit noch einmal ein Grad höher, an manchen Orten sogar zwei bis drei Grad darüber, sagt der Klimatologe Fabio D’Andrea von der staatlichen französischen Forschungsorganisation CNRS. "Das ist außergewöhnlich. Wir haben im Mittelmeer noch nie eine so hohe Temperatur in einem Juni festgestellt. Manchmal werden solche Temperaturen Ende August zum Höhepunkt des Sommers gemessen. Aber jetzt hat es im Juni den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen gegeben."

Artensterben aufgrund hoher Temperaturen

Die hohen Temperaturen sorgen für ein Artensterben im Mittelmeer. Das betrifft vor allem Organismen, die nicht in kältere Gewässer flüchten können, zum Beispiel bestimmte Korallenarten.

Richard Vial leitet ein Tauchzentrum in Nizza. Auch er kann sich nicht daran erinnern, zu diesem Zeitpunkt des Jahres ähnlich hohe Wassertemperaturen erlebt zu haben: "Besonders empfindlich bei hohen Temperaturen in flachen Gewässern sind zum Beispiel die Schwammarten. Wenn es so weitergeht, werden sie eingehen, sie werden das nicht aushalten."

Nicht nur die Biodiversität im Mittelmeer ist gefährdet. Auch der Wetterkreislauf des Jahres wird durch eine frühe Erwärmung des Meeres weiter verändert. Anders als an Land gehen die Temperaturen im Meer jenseits der Strände nicht so schnell wieder runter.

"Der Ozean funktioniert wie ein Wärmereservoir", erklärt Klimatologe D’Andrea. "Er kann mehr Hitze aufnehmen und erwärmt sich langsamer, aber behält die Wärme auch länger. Wenn man das Meer stark erwärmt, wird die Wärme auch länger wieder in die Atmosphäre abgegeben."

Extreme Unwetter befürchtet

Die Effekte der Erwärmung des Meeres zeigen sich dann zeitverzögert und können Folgen für die Bevölkerung haben. "Es gibt eine Besonderheit des Mittelmeeres. Wenn im Herbst, ab September, die Atmosphäre wieder etwas abkühlt, kann sehr warmes Wasser zu Wetterturbulenzen führen. Dadurch werden extreme Regenfälle an der Küste wahrscheinlicher. Wir nennen es das Mittelmeer-Phänomen."

Auch die Überschwemmungskatastrophe im spanischen Valencia Ende Oktober vergangenen Jahres mit mehr als 200 Toten gehe auf eine ähnliche atmosphärische Konstellation zurück. Das ist die Konsequenz des Klimawandels, der die Mittelmeer-Region besonders stark betrifft. Laut Umweltorganisation WWF steigt die Temperatur im Mittelmeer derzeit um ein Fünftel schneller als im globalen Durchschnitt.

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