Erneut gibt es Berichte, dass israelische Soldaten im Gazastreifen bei einem Verteilzentrum für Hilfsgüter auf Menschen geschossen haben sollen, Krankenhäuser berichten von mehreren Toten. Das israelische Militär stellt die Lage anders dar.

Das israelische Militär soll im Gazastreifen erneut das Feuer auf Palästinenser eröffnet haben, die auf Lastwagen mit Hilfslieferungen warteten. Krankenhäuser und palästinensische Augenzeugen berichteten von mindestens 29 Toten.

Das Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat sprach von mindestens 146 Verletzten. Darunter seien 62 Menschen in kritischem Zustand, die in andere Krankenhäuser im Zentrum des Gazastreifens verlegt worden seien. Das Al-Aksa-Krankenhaus in Deir al-Balah bestätigte die Aufnahme von sechs Leichen.

Zeugen sagten der Nachrichtenagentur AP, Israels Militär habe den Beschuss begonnen, als sich die Menschen ostwärts in Richtung der herannahenden Lastwagen bewegt hätten.

Israel: Gruppe näherte sich Soldaten

Das israelische Militär stellt die Lage anders dar: Ein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AP, man prüfe Berichte über Opfer durch israelischen Beschuss, nachdem sich nahe dem Netzarim-Korridor im Zentrum des Küstengebiets eine Gruppe israelischen Streitkräften genähert habe.

Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Laut UN mehr als 410 Tote an Verteilstellen

Angaben der Vereinten Nationen zufolge töteten israelische Streitkräfte seit Ende Mai im Umfeld der umstrittenen Verteilung von Lebensmitteln durch die US-amerikanische Organisation Gaza Humanitarian Foundation insgesamt Hunderte Menschen. Unklar ist, ob der heutige Beschuss Teil der Angaben ist. "Seit die Gaza Humanitarian Foundation am 27. Mai ihre Arbeit aufgenommen hat, hat das israelische Militär Palästinenser, die versuchten, die Verteilstellen zu erreichen, bombardiert und beschossen, was zu zahlreichen Todesfällen geführt hat", sagte Thameen Al-Kheetan, Sprecher des Genfer UN-Menschenrechtsbüros: "Berichten zufolge sind dabei mehr als 410 Palästinenser getötet worden."

Das Menschenrechtsbüro habe so gut wie alle Todesfälle verifiziert. Möglich sei, dass zusätzlich auch bewaffnete Gruppen im Umfeld der Nahrungsmittelverteilung schießen, sagte er. Weitere 93 Menschen wurden nach Angaben Al-Kheetans laut Berichten von den israelischen Streitkräften getötet, als sie sich den wenigen zugelassenen Konvois der Vereinten Nationen nähern wollten. Insgesamt seien etwa 3.000 Palästinenser verletzt worden.

UN spricht von möglichen Kriegsverbrechen

Israel verstoße gegen internationales Recht, weil es UN-Konvois für die hungernde Bevölkerung blockiere, sagte der Sprecher. Zivilisten lebenswichtige Hilfe zu verweigern, sei ein Kriegsverbrechen. Ob dies auf die Lage im Gazastreifen zutreffe, müssten Gerichte beurteilen. 

"Israels militarisierter Mechanismus der humanitären Hilfe steht im Widerspruch zu internationalen Standards für die Verteilung von Hilfsgütern", sagte Al-Kheetan. "Er gefährdet die Zivilbevölkerung und trägt zu der katastrophalen humanitären Lage in Gaza bei."

Drohende Hungersnot im Gazastreifen

Anfang März hatte Israel eine Blockade für Hilfsgüter für den Gazastreifen verhängt. Die Regierung begründete das mit den stockenden Gesprächen zu einer neuen Waffenruhe, man wolle so Druck auf die Terrororganisation Hamas aufbauen. Erst Ende Mai wurde die Blockade teilweise wieder aufgehoben. Die von den USA und Israel unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation begann daraufhin ihre Arbeit im Gazastreifen und eröffnete vier Verteilzentren im Süden und im Zentrum des Palästinensergebiets.

Die UN und große Hilfsorganisationen verweigern die Zusammenarbeit mit der Stiftung. Sie werfen ihr vor, sich nach den Plänen der israelischen Armee zu richten.

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