Israel und der Iran haben ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Während es im Raum Teheran schwere Explosionen gab, blieben größere Schäden in Israel aus. Laut IAEA könnten Zentrifugen der Uran-Anreicherungsanlage Natans zerstört worden sein.

Israel hat seine massiven Angriffe auf Ziele im Iran in der Nacht intensiviert. Gegenangriffe des Iran blieben dagegen laut israelischen Medien diesmal ohne verheerende Folgen. Berichte über einen angeblichen Kriegseintritt des Israel-Verbündeten USA wies Washington in der Nacht als "falsch" zurück.

US-Präsident Donald Trump hatte die Einwohner der iranischen Hauptstadt zuvor zur Flucht aufgefordert. "Jeder sollte Teheran sofort verlassen", schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Danach verließ er vorzeitig den G7-Gipfel in Kanada, hatte aber zuvor angedeutet, der Iran sei zu Verhandlungen bereit.

Menschen nach iranischen Angriffen unter Schock: Israelisches Militär hofft auf US-amerikanische Unterstützung

Pia Steckelbach, ARD Tel Aviv , Morgenmagazin, 17.06.2025 05:00 Uhr

Grund für Trumps Evakuierungsaufruf unklar

Es blieb unklar, was der Beweggrund für Trumps Evakuierungsaufruf an die Bevölkerung Teherans war. Bereits seit dem Wochenende gibt es Berichte über lange Staus auf Ausfallstraßen, weil viele Einwohnerinnen und Einwohner aus Sorge vor einer noch größeren Eskalation fliehen.

Iranischen Berichten zufolge gab es in der Nacht im Raum Teheran wieder schwere Explosionen und Abwehrfeuer. Zuvor hatte bereits der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Einwohner Teherans zur Flucht aufgerufen. 

"Wir sagen den Bürgern Teherans: 'Verlasst die Gegend!' – und wir handeln", sagte Netanjahu. Israel hatte zunächst zur Evakuierung eines Stadtteils aufgerufen. Kurz darauf wurde dort das Hauptgebäude eines staatlichen Senders getroffen. Dem Sender zufolge gab es Tote und Verletzte.

Seit Beginn der Angriffe in der Nacht zum Freitag hat Israel dem Machtapparat des Iran schwere Schläge versetzt. Netanjahu scheint nun auch eine gezielte Tötung von Irans Oberstem Anführer Ajatollah Ali Chamenei nicht auszuschließen.

Offenbar keine Verletzten in Israel

Nach Darstellung eines israelischen Militärsprechers hat Israel inzwischen die "volle Luftüberlegenheit" über Teheran erreicht. Einige Raketenangriffe seien durch israelische Luftangriffe vereitelt worden.

Ein Sprecher der iranischen Revolutionsgarde hatte der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zufolge zwar in der Nacht angekündigt, eine neue Welle an Angriffen auf Israel werde bis zum Morgen "ununterbrochen fortgesetzt". Israelischen Medienberichten zufolge handelte es sich jedoch nur um kleine Anzahl von Raketen, die über der Küstenmetropole Tel Aviv und der Stadt Haifa abgefangen wurden. Berichte über Einschläge oder Verletzte gab es nicht.

USA verstärken Militärpräsenz

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge schickt die US-Armee einen zweiten Flugzeugträgerverband in den Nahen Osten. Zudem sollen die USA am Wochenende Dutzende Tankflugzeuge nach Europa verlegt haben, um sie im Bedarfsfall schnell im Nahen Osten einsetzen zu können. Der Schutz der eigenen Truppen in der Region Nahost habe Vorrang, heißt es.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich am Rande des G7-Gipfels positiv zu US-Bemühungen um ein Ende des Krieges. Wenn die Vereinigten Staaten einen Waffenstillstand erreichen könnten, sei das eine sehr gute Sache. Details zu den US-Bemühungen nannte Macron nicht. Er erklärte nur, Trump habe gesagt, dass Gespräche im Gange seien. Es sei ein Angebot für einen Waffenstillstand und für Gespräche unterbreitet worden.

Kurze Zeit später widersprach Trump Macron. Der "öffentlichkeitsheischende" französische Präsident habe fälschlicherweise behauptet, er reise nach Washington zurück, um an einer Waffenruhe zu arbeiten, schrieb Trump kurz nach dem Einstieg in die Regierungsmaschine in Calgary auf der Plattform Truth Social.

"Er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf dem Weg nach Washington bin, aber es hat sicherlich nichts mit einer Waffenruhe zu tun", schrieb Trump dort weiter. "Es geht um etwas viel Größeres als das."

IAEA-Chef rechnet mit Schäden an Zentrifugen

Israel greift im Iran immer wieder Atomanlagen an. Laut dem Chef der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), Rafael Grossi, sind dabei möglicherweise Zentrifugen in der Uran-Anreicherungsanlage Natans zerstört worden. Sie seien wahrscheinlich "schwer beschädigt, wenn nicht sogar vollständig zerstört" worden, sagte Grossi dem britischen Sender BBC. Dies sei Folge des Stromausfalls durch den Angriff am Freitag. 

Bei einer Sondersitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien hatte Grossi berichtet, dass die stark beschädigte Anlage in Natans seit den Angriffen vom Freitag nicht noch weiter zerstört worden sei. Er wies darauf hin, dass der unterirdische Teil von Natans nicht getroffen worden sei, aber dass die dort installierten Geräte durch den Stromausfall beschädigt worden sein könnten. In Natans wird nach IAEA-Darstellung Uran auf bis zu 60 Prozent angereichert.

Die Strahlenverseuchung innerhalb der Anlage sei gefährlich; außerhalb der angegriffenen Einrichtung seien die Werte weiterhin normal, so der IAEA-Chef. Der oberirdische Teil der Anlage in Natans sei zerstört worden, so Grossi.

Am Standort Isfahan seien vier Gebäude beschädigt worden, während es von der unterirdischen Anreicherungsanlage Fordo bislang keine Berichte über Schäden gebe. Große Teile der Anlage wurden vom Iran sehr tief unter der Erde konstruiert. 

Israel will nach eigener Darstellung mit den Angriffen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann. Teheran betont indes, dass das Atomprogramm nur zivilen Zwecken diene. Grossi warnte, die militärische Eskalation verzögere "die unerlässliche Arbeit an einer diplomatischen Lösung, um langfristig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen erwirbt".

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