Der Konflikt um das iranische Atomprogramm geht bis in die 1960er-Jahre zurück. Immer wieder wurde dem Regime vorgeworfen, an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten. Bei der Aufklärung half Teheran kaum.
Israel und der Iran überziehen sich seit Tagen mit Luftangriffen. Der jüngsten Eskalation ist ein jahrzehntelanger Konflikt vorausgegangen - bei dem das iranische Atomprogramm eine große Rolle spielt.
1959 bis 1967
Den Grundstein für dieses Programm legte der Iran bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren mithilfe der USA. Diese unterstützten den Iran wirtschaftlich und militärisch, um dessen Stabilität zu gewährleisten.
Im Rahmen dieser Beziehungen und des US-Programms "Atom für den Frieden" erhielt der Iran zwei Forschungsreaktoren geschenkt. Der damalige Machthaber im Iran, Schah Mohammed Reza Pahlavi, unterhielt zudem wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen zu Israel.
1970
Unter der Herrschaft des Pahlavis unterschrieb der Iran auch den 1970 in Kraft getretenen Atomwaffensperrvertrag. Dieser untersagt den Atommächten Frankreich, China, Großbritannien, den USA und dem heutigen Russland, Nuklearwaffen an Nicht-Kernwaffenstaaten weiterzugeben. Außerdem verbietet er den Unterzeichnerstaaten ohne Atomwaffen die Herstellung und den Kauf von "Kernwaffen oder anderen Kernsprengkörpern".
Zugleich fördert das Vertragswerk die friedliche Nutzung von Kernenergie. Auch der Iran wollte in dieser Zeit sein Energieversorgung mittels Kernkraft ausbauen. So wurde das AKW in Buschehr bereits in den 1970er-Jahren geplant.
1979 bis 1981
Die guten Beziehungen des Iran zu den USA und ihren Verbündeten endeten mit dem Sturz des Schahs 1979. Der todkranke Monarch musste unter dem Druck zunehmender Proteste gegen seine Herrschaft aus dem Iran fliehen. Die Islamische Revolution brachte schließlich Ajatollah Ruhollah Chomeini an die Macht, der die Islamische Republik Iran gründete - eine Theokratie, die Israel bis heute als Hauptfeind betrachtet und das Existenzrecht des Staates abspricht.
Zudem besetzten am vierten 4. November 1979 Studenten die US-Botschaft in Teheran, um gegen die Aufnahme des Schahs in die USA zur protestieren, und lösten damit eine 444 Tage dauernde Geiselkrise aus. Washington brach daraufhin seine diplomatischen Beziehungen mit Teheran ab. Auch wurden Sanktionen gegen den Iran in Kraft gesetzt, die im Laufe der Jahre immer wieder verschärft wurden. Das iranische Atomprogramm lag in der Folge unter internationalem Druck brach - so schien es zumindest.
2002 bis 2003
Im August 2002 enthüllten westliche Geheimdienste und eine iranische Oppositionsgruppe die geheime iranische Atomanreicherungsanlage in Natans. Die Entdeckung löste Befürchtungen aus, die Islamische Republik könne versuchen, eine Atomwaffe zu bauen - entgegen den Bestimmungen des Atomwaffensperrvertrages. Der Iran bestritt dies jedoch.
Israel forderte daraufhin harte Maßnahmen gegen die Führung in Teheran. Israel selbst wird international zu den faktischen Atommächten gezählt, hat den Besitz von Atomwaffen allerdings nie offiziell bestätigt. Es hat den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Dies haben unter anderem auch Pakistan und Indien nicht getan, die aber solche Waffen offiziell besitzen.
2003 bis 2006
Die Enthüllung des iranischen Programms zur Atomanreicherung veranlasste Großbritannien, Frankreich und Deutschland im Juni 2003 zu einer diplomatischen Initiative. Sie nahmen Atomverhandlungen mit dem Iran auf, in dessen Folge Teheran gut vier Monate später die Anreicherung von Uran aussetzte.
Nach der Wahl des Hardliners Mahmud Ahmadinedschad im August 2005 zum Präsidenten des Iran vollzog dieser jedoch wiederum eine Kehrtwende. Im Februar 2006 erklärte Teheran, die Urananreicherung wieder aufzunehmen. Die Atomverhandlungen mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland steckten fest, weshalb die Europäer ausstiegen.
2010 bis 2012
In den folgenden Jahren nahmen die Spannungen zwischen dem Iran und Israel immer weiter zu. So konnte Israel 2010 eine erste erfolgreiche Attacke auf die iranischen Atomanlage in Natans verzeichnen. Der Angriff erfolgte allerdings nicht mit Bomben oder Raketen, sondern in Form eines Computervirus: "Stuxnet" störte Zentrifugen in der Anlage und machte sie teilweise unbrauchbar. Es war der erste öffentlich bekannte Cyberangriff auf eine Industrieanlage. Allgemein wird angenommen, dass die Schadsoftware von den USA und Israel gemeinsam entwickelt wurde.
Auch iranische Atomwissenschaftler gerieten ins Visier: 2012 tötete eine Bombe Mostafa Ahmadi-Roschan in Teheran. Ein Motorradfahrer hatte den Sprengsatz an seinem Auto angebracht. Die iranischen Behörden machten daraufhin Israel für den Anschlag verantwortlich.
2015
Die diplomatischen Bemühungen rund um die iranische Atompläne hatten jedoch erneut an Fahrt gewonnen. 2015 schließlich der Verhandlungserfolg: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Russland, China und Iran unterzeichneten am 14 Juli die sogenannte Wiener Nuklearvereinbarung, durch die ein Abkommen zum iranischen Atomprogramm beschlossen wurde.
Mit der Vereinbarung sollte ein kontrolliertes Herunterfahren der nuklearen Aktivitäten des Iran erreicht werden. Im Gegenzug hoben die UN, die Europäische Union und die USA schrittweise ihre Wirtschaftssanktionen auf.
2018
Drei Jahre nach Unterzeichnung des Abkommens machte der israelische Premierminister Netanjahu erneut seine Zweifel am zivilen Charakter des iranischen Atomprogramms deutlich. Israel habe Zehntausende Seiten an Daten erhalten, die belegten, dass der Iran sein eigentliches Atomprogramm vertuscht habe, bevor er das Abkommen von 2015 unterzeichnete, verkündete der israelische Regierungschef.
Im gleichen Jahr zog sich US-Präsident Donald Trump einseitig aus dem Atomabkommen von 2015 zurück. Netanjahu begrüßte diesen Schritt als "historisch".
2020 bis 2021
Nach dem Scheitern des Abkommens nahmen die Angriffe auf das iranische Atomprogramm deutlich zu: Oft war die Nuklearanreicherungsanlage Natans dabei ein Ziel. Etwa 2020, als dort eine Zentrifugenproduktionsanlage zerstört wurde. Oder im April 2021, als ein Cyberangriff einen Stromausfall in der Anlage zur Folge hatte. In beiden Fällen machte der Iran Israel dafür verantwortlich, das die Angriffe jedoch nicht für sich reklamierte. Teheran vermutete Israel zudem hinter weiteren Anschlägen auf Atomwissenschaftler.
Im April 2021 begann der Iran zudem mit der Anreicherung von Uran auf 60 Prozent, seinen höchsten Reinheitsgrad aller Zeiten. Für Kernwaffen wird eine Anreicherung von Uran auf 85 bis 90 Prozent benötigt.
2024
Drei Jahre später nahmen die Spannungen zwischen dem Iran und Israel zu und führten zu Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Staaten, die es zuvor noch nicht gegeben hatte. Nachdem zwei iranische Generäle bei einem israelischen Luftangriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet worden waren, griff der Iran am 14. April 2024 Israel mit mehr als 300 Raketen und Drohnen an.
Fünf Tage später traf ein mutmaßlicher israelischer Angriff ein Flugabwehrsystem in der Nähe eines Flughafens im iranischen Isfahan. Am 31. Juli 2024 erfolgte ein mutmaßlich israelischer Angriff in der iranischen Hauptstadt, bei dem der damalige Hamas-Führer Ismail Hanija während eines Besuchs in Teheran getötet wurde.
Am ersten Oktober 2024 griff der Iran Israel zum zweiten Mal direkt an - abermals mit Raketen, von denen die meisten abgefangen wurden. Am 26. Oktober 2024 folgte dann der erste offene israelische Angriff im Iran auf Flugabwehrsysteme und Standorte des Raketenprogramms Teherans.
2025
Was Ende Oktober 2025 noch als eine Antwort auf den vorangegangenen iranischen Raketenbeschuss erschien, stellte sich im Juni des darauffolgenden Jahres als mutmaßliche Vorbereitung eines umfassenden Angriffs auf die iranische Militärstruktur und das Atomprogramm heraus. Am 13. Juni 2025 attackierte Israel entsprechende Ziele im Iran.
Wie groß die Schäden für das iranische Atomprogramm ist und ob es nach dem Ende der Auseinandersetzungen noch imstande ist, fortgeführt zu werden, lässt sich noch nicht feststellen.
Mit Informationen der Nachrichtenagenturen AP und Reuters.
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