Der Konflikt zwischen Israel und Iran spitzt sich zu. Die iranische Bevölkerung leidet unter den anhaltenden israelischen Angriffen und fühlt sich vom Regime alleingelassen. Die deutsche Journalistin Karin Senz hat die Details.

Legende: Die israelischen Angriffe in Teheran galten auch ganz gezielt der Führungsgilde des Regimes und den Köpfen des iranischen Atomprogramms. Getty Images/Fatemeh-Bahrami/Anadolu

Seit Freitag erschüttern Luftangriffe den Iran. Explosionen und Angriffe in der Nähe von Wohnhäusern und zivilen Einrichtungen verbreiten Angst und Schrecken. Besonders schockierend sei der Anschlag auf einen Basar am Tahrirplatz in Teheran, einem zentralen Platz im Norden der Millionenstadt, erzählt die Journalistin im Gespräch.

An Flucht ist nicht zu denken

Für Senz, die selbst oft dort Kaffee trank, ist dieser Ort ein Symbol für das normale Leben, das nun durch die Gewalt zerstört wird. «Teile des Basars schliessen aus Angst vor Eskalation und Plünderungen», sagt Senz. Lange Autoschlangen und Staus an Tankstellen würden das Bild prägen, während Menschen versuchen, aus der Stadt zu fliehen.

Möglicherweise ist das schon das Letzte, was du von mir lesen wirst.
Autor: Freund der Journalistin

Israel erklärt, nur das iranische Atomprogramm und militärische Einrichtungen anzugreifen. Doch die Angriffe auf Ölanlagen und die Energieinfrastruktur treffen die Bevölkerung empfindlich.

Ein Freund von Senz befürchtet bereits den Verlust des Kontakts zur Aussenwelt: «Möglicherweise ist das schon das Letzte, was du von mir in den nächsten Tagen lesen wirst», schreibt er ihr. Unterbrechungen der Wasserversorgung seien bereits gemeldet worden, so Senz, und die Angst vor Stromausfällen und einem kompletten Zusammenbruch des teilweise gedrosselten Internets sei gross.

Legende: Israel erklärt, das iranische Atomprogramm und militärische Einrichtungen anzugreifen. Doch die Angriffe auf Ölanlagen und die Energieinfrastruktur treffen die Bevölkerung empfindlich. Getty Images

Für Senz scheint Israel eine Destabilisierung des Irans von innen heraus zu betreiben. Die ohnehin schon katastrophale wirtschaftliche Situation werde durch die Angriffe auf die Energiebranche, Ölanlagen und Öldepots weiter verschärft. Der Rial, die iranische Währung, befindet sich im freien Fall.

Regime am Rande des Zusammenbruchs?

Die iranische Führung hat Vergeltung angekündigt und schlägt mit Drohnen und ballistischen Raketen zurück. Doch die Bevölkerung kritisiert die extrem schwache Verteidigung des Landes. Millionen wurden in den vergangenen Jahren in die sogenannte «Achse des Widerstands» investiert – Hisbollah im Libanon, Hamas in Gaza, Syrien unter Assad. Doch diese Achse ist mit dem Sturz Assads weitgehend weggebrochen.

Die Huthi-Rebellen im Jemen unterstützen zwar die iranischen Angriffe auf Israel, doch die iranische Bevölkerung empfindet diese Investitionen als verschwendetes Geld. Sie fordert, die Mittel im eigenen Land einzusetzen.

Wenn ein Sturz des Regimes, dann von innen heraus

Aussenminister Araki hat die Bereitschaft zu einem Waffenstillstand signalisiert, sollte Israel die Angriffe einstellen. Das Regime scheint mit dem Rücken zur Wand zu stehen, mutmasst Senz.

Israel kündigte jedoch an, die Angriffe, die gezielt gegen die Führung der Revolutionsgarden und Atomwissenschaftler gerichtet sind, wochenlang fortzusetzen. Ministerpräsident Netanjahu erwägt sogar einen Regimewechsel als mögliche Folge der Angriffe.

Für den oppositionellen Teil der Bevölkerung ist die Angreifbarkeit des Regimes ein Hoffnungsschimmer, auch wenn sich wohl die meisten einen Sturz des Regimes von innen heraus wünschen, um selbst über die Zukunft des Landes entscheiden zu können, sagt die Journalistin.

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