Ein neuer Bericht des Stockholmer Forschungsinstitut Sipri zeigt, dass sämtliche Atomwaffenstaaten ihre Arsenale modernisieren und teilweise auch vergrössern. Zudem wächst die Zahl der Staaten, die mit dem Bau oder der Stationierung von Atomwaffen liebäugeln. Umstritten bleibt die Frage, ob Atomwaffen die Welt unsicherer machen – oder ob die atomare Abschreckung Kriege verhindert. Sebastian Ramspeck, internationaler Korrespondent von SRF, beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie viele Atomwaffen gibt es, und wem gehören sie?
Neun Staaten verfügen über insgesamt 12’000 Atomsprengköpfe, die sie mit Raketen, Marschflugkörpern oder Flugzeugen ins Ziel bringen können. Die grössten Sprengköpfe wären in der Lage, auf einen Schlag mehrere Millionen Menschen zu töten. Über die mit Abstand umfangreichsten Arsenale verfügen Russland und die USA, gefolgt von China. Dazu kommen in Europa die beiden Atommächte Frankreich und Grossbritannien sowie in Asien Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.
Inwiefern werden die Arsenale modernisiert und vergrössert?
Fast alle Atomwaffenstaaten investieren in ihre Sprengköpfe und die Trägersysteme. Zum Beispiel entwickelt Russland eine neue Interkontinentalrakete, während Grossbritannien vier zusätzliche U-Boote zum Abschuss von Atomwaffen bauen will. China und andere Staaten stellen neue Sprengköpfe her, gleichzeitig vernichten Russland und die USA alte Bestände. Deshalb veränderte sich die Gesamtzahl der Sprengköpfe in den vergangenen Jahren kaum. In Zukunft, schreibt Sipri, werde der Gesamtbestand aber wieder wachsen.

Welche Staaten möchte Atommächte werden?
Offiziell niemand. Zumal der Nichtverbreitungsvertrag dies rechtlich gar nicht zulässt. Westliche Geheimdienste sind aber überzeugt, dass der Iran sehr bald in der Lage sein wird, einige Atombomben zu bauen. Ob die israelische Grossoffensive dies verhindern kann, ist unklar. Viele Staaten haben sich bisher darauf verlassen, dass die USA sie im Kriegsfall (auch atomar) verteidigen würden. Sollten die Zweifel am Beistand der USA wachsen, könnten Staaten wie Polen oder Südkorea versucht sein, eigene Atomwaffen zu bauen.
Offenbar sehen Staaten den Besitz von Atomwaffen als Schutzmassnahme?
Ja. Zwar ist fürs Sipri und viele Expertinnen und Experten klar: Atomwaffen machen die Welt unsicherer. Zumal jederzeit die Möglichkeit eines Atomkriegs besteht, willentlich oder aus Versehen. Es gibt aber auch die Ansicht, Atomwaffen würden Staaten von Kriegen abhalten. Demnach stoppten die Atommächte Indien und Pakistan ihre Kämpfe im vergangenen März auch deswegen, weil sie sich vor der totalen Vernichtung fürchteten.
Gibt es eigentlich noch Abrüstungsverhandlungen?
Kaum. Der letzte Abrüstungsvertrag zwischen Russland und den USA heisst «New Start» und läuft 2026 aus. Der amerikanische Präsident Donald Trump will ihn nur verlängern, wenn auch China mitmacht – was aber China ablehnt. Zumal China rascher und umfassender atomar aufrüstet als jeder andere Staat.
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