US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk sind sich in die Haare geraten. Ausgelöst wurde der Zwist durch Trumps Steuer- und Haushaltsgesetz. Musk ist damit nicht zufrieden. Politologieprofessor Christian Lammert erklärt, wie es zu einem öffentlichen Streit kommen konnte.
SRF News: Vor Kurzem hat Elon Musk noch geschrieben, er liebe Trump so sehr, wie ein hetero Mann einen anderen lieben könne. War die Beziehung wirklich gut oder ein Zweckbündnis?
Christian Lammert: Es war immer schon ein Zweckbündnis. Es sind zwei grosse Ego-Charaktere, die sich im Wahlkampf gefunden haben, weil sie einander von Nutzen waren. Es gab auch eine grosse Schnittmenge an Interessen. Aber man hat sich von Anfang an gefragt, wie lange das gut geht.
Was haben die beiden gegeneinander in der Hand?
Man weiss nicht genau, Daten welcher Art Musk bei Doge gesammelt hat. Musk war die ganze Zeit im Weissen Haus. Er hat auf X gesagt, es geht um Informationen in den Epstein-Files. Oft wurde schon spekuliert, ob Trump in diesen Files vorkommt.
Es wäre ein Wunder, wenn sie auf einmal anfangen würden, diese Konflikte hinter den Kulissen aufzuarbeiten.
Wäre es nicht im Interesse der beiden, ihre Probleme unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu regeln?
Natürlich. Es wäre auch im Interesse der Demokratie in den USA. Aber so sind die beiden Charaktere nicht. Es geht auch darum, das eigene Ego zu bedienen. Es wäre ein Wunder, wenn sie auf einmal anfangen würden, diese Konflikte hinter den Kulissen aufzuarbeiten.

Welche Konsequenzen drohen, wenn der Streit sich nicht beruhigt?
Er könnte einen Bruch in der Trump-Koalition herbeiführen, denn da gibt es unterschiedliche Interessen. Einerseits gibt es die Hardcore-MAGA-Anhänger und andererseits einen wirtschaftsliberalen Flügel. Trump hat es bislang geschafft, alles zusammenzuhalten. Nun ist der erste Stein aus dieser Koalition herausgebrochen. Das könnte auch heissen, dass sich ein paar Republikaner im Kongress auf Seiten von Musk stellen. Dann hat Trump Schwierigkeiten, Mehrheiten zu organisieren. Wenn es noch weiter eskaliert und Musk seine finanziellen Ressourcen im nächsten Wahlkampf dazu einsetzt, um Trump zu schaden, hat das massive Konsequenzen für diese Regierung.
Die Administration Trump und die Leute, die hinter dem Projekt 2025 standen, haben die Personalisierung bewusst vorangetrieben.
Es scheint, dass ein solcher Streit auch die Sachpolitik dominieren kann. Zeigt sich da ein Defekt im amerikanischen System?
Ja, zumindest in der Art und Weise, wie das System umgestaltet worden ist. Dass der Fokus mehr auf Personen anstelle auf Institutionen liegt, hat sich schon bei Obama herausgebildet. Die Administration Trump und die Leute, die hinter dem Projekt 2025 standen, haben diese Personalisierung bewusst vorangetrieben. Personalisierung in dem Sinn, dass Politik nicht in einem Team gemacht wird, sondern dass der Präsident alles entscheidet. Wenn dann ein öffentlicher Streit ausbricht, ist dies schädlich für die Demokratie. Der Bürger fragt sich: «Sollten die nicht Probleme lösen, anstatt einander öffentlich zu diffamieren?»
Halten Sie es für möglich, dass die beiden sich wieder versöhnen?
Da muss sich wahrscheinlich einer unterwerfen. Elon Musk müsste auf Knien wieder ins Weisse Haus kommen. Aber Musk hat auch Wirtschaftsinteressen, die mit diesem Haushaltsgesetz verbunden sind.
Trump müsste schon einen grossen Nutzen daraus ziehen, dass Musk wieder hereinkommt.
Sie halten es für ausgeschlossen, dass Trump derjenige ist, der nachgibt?
Trump hat noch nie nachgegeben. Er müsste schon einen grossen Nutzen daraus ziehen, dass Musk wieder hereinkommt. Aber das ist nicht sein Charakterzug.
Das Gespräch führte Isabelle Maissen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke