Das Balkonkraftwerk-Speichersystem Ecoflow Stream ist nicht nur in der Lage, Geräte mit mehr als 800 Watt selbst produzierten Strom zu versorgen. Es bindet auch dynamische Tarife intelligent ein und verteilt Energie nach Bedarf im Hausnetz. Schlau eingesetzt kann es sich so schnell bezahlt machen.
Wie großflächige PV-Anlagen produzieren auch kleine Balkonkraftwerke oft dann am meisten Strom, wenn der Bedarf gar nicht so groß ist. Das Gleiche gilt für dynamische Tarife, bei denen die Preise sehr niedrig sind, wenn viel Energie erzeugt, aber wenig verbraucht wird. Eine Lösung sind Batterien, die überschüssigen oder besonders günstigen Strom speichern und ins Hausnetz speisen, wenn die Sonne nicht scheint und/oder der Preis hoch ist. Die neuen Ecoflow-Stream-Akkus sollen das besonders einfach und intelligent erledigen. ntv.de hat ausprobiert, ob das stimmt.
Drei verschiedene Modelle
Insgesamt gibt es drei verschiedene Stream-Batteriespeicher mit einer Kapazität von je 1,92 Kilowattstunden (kWh), die weitgehend identisch aussehen und modular ausgebaut werden können. Die Akkus speichern Strom in langlebigen Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LiFePO4). Sie sollen nach 6000 Ladezyklen noch mindestens eine Kapazität von 70 Prozent haben. Laut Ecoflow dauert das bis zu 15 Jahre, der Garantie-Zeitraum beträgt zehn Jahre.
Der Stream Ultra (950 Euro) hat als All-in-One-Lösung einen integrierten bidirektionalen Wechselrichter und vier Anschlüsse für Solarmodule (MPPT). Seine maximale Photovoltaik-Eingangsleistung beträgt 2000 Watt (W), direkt angeschlossene Geräte kann er mit bis zu 2300 W Wechselstrom (AC) versorgen.
Der Stream Pro ist ein abgespeckter Ultra mit drei PV-Anschlüssen und höchstens 1500 W Eingangsleistung. Ganz ohne Anschlüsse für Solarmodule kommt der Stream AC Pro als reiner Stromspeicher. Er kann als Erweiterungsbatterie für die anderen Stream-Modelle dienen oder über das Hausnetz geladen werden.
Schick und robust
Die hochwertig gefertigten Stream-Speicher sind für ihre Kapazität mit 28 × 25 × 46 cm nicht besonders klein, aber durch ihre Turm-Bauweise sind sie gut im Haushalt zu integrieren und fallen nicht allzu sehr auf. Falls doch, können sie sich mit ihrem schicken Metallic-Look sehen lassen. Nervig ist nur, dass man leuchtende LED-Streifen, die den Ladestand anzeigen, nachts nicht abschalten kann.
Notfalls kann man die Stream-Batterien auch an einen ungemütlicheren Ort verbannen, sie sind nach IP65 vor Staub und Wasser geschützt. Für einen sicheren Stand liefert sie Ecoflow mit Wandhalterungen aus, eine integrierte Heizfunktion erlaubt den Betrieb bis minus 20 Grad.
Schnell und einfach eingerichtet
Um alle Möglichkeiten abbilden zu können, hat Ecoflow ntv.de einen Stream Ultra und zwei Stream AC Pro zur Verfügung gestellt. Installation und Inbetriebnahme sind denkbar einfach. Der Ultra wird mit den PV-Modulen verbunden, die beispielsweise auf dem Dach, am Balkongeländer oder der Fassade befestigt wurden. Danach wird der Speicher in der Wohnung über eine normale Schuko-Steckdose mit dem Hausnetz verbunden. So kann er sowohl Strom einspeisen als auch aufgeladen werden.
In der zugehörigen Ecoflow-App wird das Gerät automatisch erkannt. Nachdem man es mit dem WLAN verbunden hat, führt man gegebenenfalls noch ein Firmware-Update durch und weist dem Ultra einem Raum zu. Jetzt hat man bereits ein funktionierendes Speicher-System, das Geräte über zwei Steckdosen an der Oberseite mit insgesamt 1200 W versorgen kann.
Pfiffige Zusammenarbeit
Allein so hat man schon die Möglichkeit, 400 W Überproduktion zu nutzen, statt sie mehr oder weniger zu verschwenden. Das ist ohne Speicher ab 800 W der Fall, denn mehr dürfen sogenannte Steckersolarsysteme nicht ins Hausnetz einspeisen. Gibt man den Überschuss ins Stromnetz ab, beträgt die Vergütung in Deutschland derzeit nicht mehr als knapp 8 Cent/kWh.
Genügt das nicht, kann man zwei Speicher kombinieren. Verbindet man einen Ultra direkt mit einem beliebigen anderen Gerät der Serie, liefern sie gemeinsam bis zu 2300 W. Das Einzigartige am Stream-System ist aber, dass es auch schon genügt, einen weiteren Speicher an irgendeiner anderen Steckdose des Hausnetzes anzuschließen.
Die Geräte kommunizieren dann über WLAN miteinander und weisen sich bei Bedarf gegenseitig Strom zu. So sind bis zu 2000 W möglich. Benötigt ein angeschlossenes Gerät mehr, wird wie sonst auch der zusätzliche Bedarf aus dem Netz gedeckt.
Im Test konnte so unter anderem eine Espressomaschine mit 1200 W betrieben werden. Auch eine Waschmaschine konnte im 60-Grad-Programm mit fast 200 W versorgt werden. An welchen der drei installierten Speicher sie angeschlossen waren, spielte dabei keine Rolle. Lediglich bei einem 2500-W-Wasserkocher wurde die Sicherung der verbundenen Batterie ausgelöst.
Laden mit Solarstrom oder dynamischen Tarifen
In den meisten Haushalten mit Balkonspeicher ist es sinnvoll, die Speicher ausschließlich über Solarstrom aufzuladen. Zusätzlichen Netzstrom dafür zu verwenden ist bei starren Tarifen sinnlos, solange sie nicht als Notstrombatterien dienen sollen. Denn bei der Umwandlung von Gleich- zu Wechselstrom und umgekehrt geht Energie verloren, was 15 bis 20 Prozent sein können. Da nutzt man den Strom aus der Steckdose besser direkt.
Interessant wird es, wenn man einen dynamischen Stromtarif hat. Dabei werden die Preise stündlich an die Börsenpreise angepasst. Das heißt, wenn die Sonne scheint und Wind weht, zahlt man besonders wenig. Betrachtet man die reinen Arbeitspreise, bewegen sie sich sogar von Frühling bis Herbst oft im Minusbereich. Denn mehr als die Hälfte davon, was man pro kWh bezahlt, sind Steuern, Netzentgelte und andere Abgaben.
Leider haben derzeit laut einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverband im vergangenen Oktober höchstens sieben Prozent der deutschen Haushalte einen dynamischen Tarif, Schätzungen liegen noch tiefer. Mehr als die Hälfte der Befragten wusste nicht einmal, was das ist. Nachdem seit diesem Jahr Versorger entsprechende Angebote machen müssen, und die zur Nutzung nötigen intelligenten Stromzähler jetzt auch vom Netzbetreiber bereitgestellt werden müssen, könnte die Zahl der Haushalte mit dynamischen Tarifen allerdings rasch steigen.
Preisschwankungen ausnutzen
Im Laufe des Tages sind die Schwankungen oft enorm. Am 3. Juni bewegte sich der Gesamtpreis (Tibber) pro kWh in Berlin beispielsweise zwischen knapp 22 und 45 Cent. Um das auszunutzen, lädt man Speicher zu den günstigsten Zeiten auf, falls die PV-Module nicht genügend Strom produzieren. In der dunklen Jahreszeit ist das besonders häufig der Fall. Dann ist meist die Windkraft entscheidend, und die Preise sind oft nachts wegen geringerer Nachfrage niedriger als tagsüber
Am einfachsten nutzt man die Preisschwankungen mit dem sogenannten TOU-Modus (Time-of-Use-Modus / Nutzungszeit-Modus) aus, bei dem die Ecoflow-App die Ladezeiten mit einem dynamischen Tarif abgleicht. Mit KI-Unterstützung wird dann ein Plan erstellt, der Solar- und Netzladung sowie Speicherentladung und Netznutzung so einrichtet, dass man die größte Ersparnis erhält.
Standard-Tarif meist ausreichend
Im Test stand hierfür zunächst der KI-Modus-Premium zur Verfügung, der knapp 10 Euro monatlich oder rund 100 Euro jährlich kostet. Für die ersten drei Monate ist er kostenlos. Er bietet zusätzliche Analysen und Solarprognosen, die für besonders komplexe Systeme nützlich sind. Für die meisten Haushalte dürfte der Gratis-Tarif ausreichen.
Das gilt auch für die Bedarfsanalyse mithilfe eines Smart Meters von Ecoflow. Er funktioniert nur, wenn eine Funkverbindung zum Zähler besteht. In der Testwohnung im vierten Stock eines Mehrfamilienhauses ist das nicht möglich. Ersatzweise kann man smarte Steckdosen für Verbraucher verwenden, die nicht direkt mit einem Stream-Speicher verbunden sind. Sie liefern dann die benötigten Daten an die App. Den Verbrauch von Beleuchtung, Routern und so weiter kann man als Schätzung eintragen.
Gelungene KI-Pläne
Anfangs wollte ntv.de korrigierend eingreifen und die Ladezeiten manuell auf die günstigsten Zeiten stellen. Zum einen ist das aber im KI-Modus nicht möglich, zum anderen war es schließlich auch unnötig. Nach einigen Tagen präsentierte die App Pläne, an denen nichts zu kritisieren war.
Die Lade- und Entladezeiten sowie die Netznutzung (Leerlauf) passten dann nahezu perfekt zum dynamischen Tarif und Verbrauch. Dabei wurden auch Umwandlungsverluste berücksichtigt.
Der Ultra wurde bei sonniger Wettervorhersage nur so weit geladen, dass noch genug freie Kapazität für PV-Strom blieb, die beiden anderen wurden jeweils bis an die gesetzte Ladegrenze aufgetankt. Ebenso problemlos funktionierte der Ausgleich zwischen den Batterien, falls eine von ihnen besonders belastet wurde.
Fazit
Das Ecoflow-Stream-System hat sich als hervorragende Ergänzung zu Balkonkraftwerken erwiesen, um den erzeugten Strom möglichst effizient zu nutzen und Geld zu sparen. Noch besser funktioniert dies mit einem dynamischen Tarif, den bisher leider nur wenige Haushalte ausnutzen können.
Auch mit starren Netzpreisen kann sich ein Stromspeicher für ein Balkonkraftwerk bezahlt machen, wenn er richtig dimensioniert ist. Oft reicht ein Stream Ultra aus, der aktuell etwa 950 Euro kostet. Hilft die Batterie, im Jahresdurchschnitt täglich zusätzlich eine Kilowattstunde selbst produzierten Strom zu verbrauchen, hat man bei einem Gesamtpreis von 40 Cent die Kosten immerhin nach rund sechseinhalb Jahren wieder drin.
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