Schon heute erzeugt Norwegen seinen Strom weitgehend klimaneutral. 90 bis 95 Prozent der Elektrizität stammen aus Wasserkraftwerken. Das Land verfügt über zahlreiche Flüsse und Seen sowie eine gebirgige Landschaft. Dies bietet ideale Bedingungen für Wasserkraft.
Der einzige Kernreaktor des Landes in Halden wurde 2018 stillgelegt. Nun wollen norwegische Unternehmen erneut in die Kernenergie einsteigen. Norsk Kjernekraft und Ocean-Power AS planen schwimmende Kraftwerke, die mit kleinen modularen Reaktoren ausgestattet sind. Norsk Kjernekraft hat 2024 eine Machbarkeitsstudie für einen Standort in der Region Aure gestartet.

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Norwegen plant Lastkähne
Die Idee schwimmender Reaktoren ist nicht neu. Flugzeugträger der USA und U-Boote werden seit Langem mit Kernkraft angetrieben, doch im zivilen Bereich konnte sich das Konzept bisher nicht durchsetzen. Das deutsche Schiff "Otto Hahn" wurde 1979, elf Jahre nach Indienststellung, stillgelegt, da ein kommerzieller Betrieb damals nicht wirtschaftlich war. Zu jener Zeit waren die Energiepreise niedrig, und es gab keine Klimadiskussion. Heute könnten steigende CO₂-Preise und die Notwendigkeit emissionsfreier Energiequellen die Wirtschaftlichkeit schwimmender Kernkraftwerke verbessern. Die China State Shipbuilding Corporation (CSSC) hat den Bau eines Containerschiffes mit Atomantrieb angekündigt. Die Pläne für das KUN-24AP wurden 2023 vorgestellt.
Die Norweger planen jedoch keine Schiffe im eigentlichen Sinne. Die Reaktoren sollen nicht das Schiff antreiben, sondern Strom für andere erzeugen. Dafür wird kein Schiff mit vollständigem Antrieb benötigt, sondern eine schwimmende Plattform, die an ihren Einsatzort gezogen wird.
Die beiden Unternehmen wollen die Reaktoren auf Lastkähnen montieren. "Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um ein langfristiges Engagement in der Kernenergie in Norwegen sicherzustellen, an dem die besten Unternehmen der norwegischen Industrie beteiligt sind", sagt Jonny Hesthammer, CEO von Norsk Kjernekraft.

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Er betont, dass diese Anlagen keinen Boden beanspruchen. Weitere Vorteile liegen auf der Hand: Der Atomkahn kann in einer Werft gebaut und an beliebigen Punkten der Küste stationiert werden. Auch Offshore-Anlagen können so mit Strom versorgt werden. Zwar hat Norwegen keine ausgeprägte Reaktorgeschichte, doch verfügt das Land über große Expertise im Bau von Schiffen und maritimen Anlagen. Kritiker weisen jedoch auf potenzielle Risiken hin, wie etwa die Entsorgung radioaktiven Abfalls oder die Gefahr von Lecks in maritimen Umgebungen.
Neue Typen von Reaktoren
Die Technologie der Kernkraftwerke steht ohnehin an einer Epochenschwelle. Die Designs bestehender Reaktoren gelten als veraltet; nun sollen Kraftwerke der vierten Generation gebaut werden. Deren Grundkonstruktion macht eine Kernschmelze unmöglich. Dies wird durch passive Sicherheitssysteme erreicht, wie etwa Flüssigsalzreaktoren, die bei Überhitzung automatisch herunterfahren, da der Brennstoff zugleich als Kühlmittel dient. Das chinesische Containerschiff soll einen Flüssigsalzreaktor erhalten, der Thorium als Brennstoff nutzt. Ein Leck von austretenden radioktiven Gasen oder Flüsssigkeiten ist kaum denkbar. Bei einer Beschädigung verwandelt sich das flüssige Kühlsalz in harte Brocken.
Ocean-Power entwickelt bereits schwimmende Kraftwerke, die mit Gas betrieben werden. Das neue Projekt wäre ein Schritt in die Zukunft und würde die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden.

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Schwimmendes Kraftwerk in Russland
Russland hat sogar schon das weltweit erste einsatzbereite schwimmende Kernkraftwerk gebaut. Die "Akademik Lomonossow" ist seit 2019 in Betrieb und liegt in Pewek im Autonomen Bezirk Tschukotka im Osten Russlands vor Anker. Sie ist mit zwei KLT-40S-Reaktoren ausgestattet, die jeweils 35 MW elektrische Leistung liefern. Zudem kann sie Fernwärme für etwa 100.000 Menschen bereitstellen. Die "Akademik Lomonossow" nutzt Technologie, die in russischen Eisbrechern verwendet wird, und gehört zur dritten Reaktorgeneration. Vier weitere schwimmende Reaktoren sind geplant, von denen zwei 2028 in Betrieb gehen sollen. Diese sollen mit modernisierten RITM-200-Reaktoren ausgestattet werden, die ebenfalls bereits in russischen Eisbrechern erfolgreich eingesetzt werden.

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Ganzes Kraftwerk bleibt mobil
Die China State Shipbuilding Corporation plant neben dem Containerschiff auch reine Kraftwerksplattformen. Das britische Start-up Core Power entwickelt schwimmende Kernkraftwerke und arbeitet gemeinsam mit Westinghouse in den USA. In Dänemark entwickelt Seaborg Technologies kompakte Flüssigsalzreaktoren für schwimmende Kraftwerke. Auch Südkorea untersucht den Einsatz kleiner modularer Reaktoren für maritime Anwendungen.
Ob diese Modelle sich durchsetzen, bleibt abzuwarten. Mikroreaktoren sind nicht auf schwimmende Plattformen angewiesen, um mobil eingesetzt zu werden. Modulare Reaktoren können in Standardcontainern transportiert werden. Sie lassen sich in einer Fabrik in Serie herstellen und zur Wartung ins Werk bringen. Auf einem Lastkahn können jedoch größere und leistungsfähigere Reaktoren untergebracht werden, sodass das gesamte Kraftwerk und nicht allein der Reaktor mobil ist.
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