Der "Polizeiruf 110" ist mehr Drama als Krimi: Drei Dragqueens werden Zeugen eines Mordes. Die Kommissare Blohm und Eden kämpfen um ihr Vertrauen – und bringen sie damit in Gefahr.
  • 4 von 5 Punkten
  • Bewegendes Drama um drei Draggueens

Worum geht's in dem "Polizeiruf 110"?

Im Bahnhofsviertel von München wird ein Mann auf offener Straße ermordet – mit fünf Schüssen regelrecht hingerichtet. Die Kommissare Cris Blohm (Johanna Wokalek) und Dennis Eden (Stephan Zinner) vermuten, dass die albanische Mafia dahinter stecken könnte. Bezeugen könnten das die drei Dragqueens Menora, Peekabou und Tulip, die den Mord beobachtet haben. Doch die verweigern die Aussage – aus Angst vor der Mafia. Blohm und Eden bringen die drei in ein abgelegenes Haus, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Damit bringen die Ermittler die Zeugen jedoch in große Gefahr – und auch sich selbst.

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Vordergründig ist dieser "Polizeiruf 110" ein Krimi. Doch diese nach einer Kurzgeschichte von J. D. Salinger benannte Folge ist noch viel mehr: Sie erzählt die bewegende Geschichte dreier junger Männer, die von ihren Familien ausgestoßen wurden, weil sie anders sind. Sich nicht mit dem vorgegebenem männlichen Rollenbild in dieser Gesellschaft zufrieden geben wollen – und dadurch für manche als störend oder als Bedrohung wahrgenommen werden. Ihre Schicksale sind elegant in die Handlung eingewoben.

Was stört?

Dieser "Polizeiruf 110" hat viele Vorzüge. Er weist aber eine große Schwäche auf, die typisch ist für so viele öffentlich-rechtliche Filme: Er meint, einen Bildungsauftrag erfüllen zu müssen. Und so wird der Krimi zwischendurch zur Volkshochschule. Da wird dann schon mal ein Impulsvortrag über die Geschichte der queeren Bewegung gehalten. Zudem wird auch kaum ein Klischee ausgelassen – inklusive Tanzszene zum Village-People-Hit "YMCA".

Wiener "Tatort"-Duo quittiert den Dienst – auch diese Ermittler sind nicht mehr dabei

Als Major Bibi Fellner und Oberstleutnant Moritz Eisner haben sich Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer im Laufe der Jahre in die Herzen des "Tatort"-Publikums gespielt. Die beiden österreichischen Ermittler verbindet ein spezieller Humor und eine kollegiale Freundschaft. Nun haben Neuhauser und Krassnitzer für Ende 2026 ihren Abschied angekündigt. "Es war eine sehr gute, sehr spannende, sehr kreative Zeit mit Adele, mit Bibi und Moritz! Jetzt ist es der absolut richtige Zeitpunkt, dass wir uns verabschieden. Besser wird es nicht mehr!", sagte Krassnitzer. Neuhauser ergänzte: "Es war eine symbiotische und zutiefst freundschaftliche Zusammenarbeit mit Harry, und ich möchte keine Sekunde davon missen. Aber wenn es am schönsten ist, ist es Zeit für neue Abenteuer." Beide verlassen die Krimireihe auf eigenen Wunsch. Krassnitzer ist seit 1999 im Einsatz, Neuhauser wurde im Jahr 2011 seine Kollegin. Wer auf die beiden folgt, soll "zu gegebener Zeit" mitgeteilt werden © ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican
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Die Kommissare?

Blohm und Eden sind grundverschieden – und das tut diesem Fall sehr gut. Während die Kommissarin mit großem Einfühlungsvermögen das Vertrauen der drei Zeugen gewinnt und sich für ihre persönlichen Geschichten interessiert, gibt ihr Kollege den groben Klotz, der nach dem Motto "Wahrheit vor woke" drauflospoltert. Die Abneigung ist beiderseitig: "Solange 'ne Cis-Hete dabei ist, sage ich gar nichts", ätzt einer der Drags. Beide Seiten werden ihre Vorurteile abbauen, auch das ist eine der Geschichten, die dieser "Polizeiruf 110" erzählt.

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Spannender Krimi, bewegende Charaktere und ein emotionales Ende: Trotz einiger Schwächen ein sehenswerter Film. Schalten Sie ein!

Kommissarin Cris Blohm ermittelte auch in diesen Fällen:

  • Lustvolle Reise nach "Wokistan": Wokaleks starkes Debüt
  • Eine Frau sieht rot: Riskanter Alleingang von Cris Blohm
  • Der Schönling und die Kommissarin
  • Polizeiruf 110
  • München
  • Johanna Wokalek
  • Cris Blohm
  • Dennis Eden

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