Wolfgang Amadeus Mozart ist bis heute unvergessen. Doch seine Schwester Maria Anna ging allenfalls leicht despektierlich als "das Nannerl" in die Annalen ein. Eine sechsteilige Event-Serie im Ersten möchte das nun ändern.

Die Stoßrichtung von "Mozart/Mozart", der neuen Koproduktion von ARD und ORF, wird bereits in der allerersten Szene der sechsteiligen Event-Serie gesetzt: "Meiner Tochter Marie Antoinette wurde ein Wunderkind versprochen, Herr Mozart", echauffiert sich Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich (Marija Berzina): "Das ist eine Frau!" Gemeint ist Maria Anna Mozart (als Kind dargestellt von Madara Ešenvalde), die große Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart (als Kind dargestellt von Verners Endriksons). Die gemeinhin als "Nannerl" bekannt gewordene junge Frau war musikalisch ebenso begabt wie ihr berühmter Bruder. Doch aufgrund ihres Geschlechts blieb und bleibt ihr die allgemeine Anerkennung verwehrt.

Die Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim, Drehbuch-Autorin Swantje Oppermann und Ko-Autor Andreas Gutzeit wollen das ändern. Ihre Miniserie "Mozart/Mozart" ist bereits die zweite große Fernsehproduktion, in der die klassische Musik im Vordergrund steht: Im Dezember 2024 erst schlüpfte Devid Striesow im Eventfilm "BACH – Ein Weihnachtswunder" (Wiederholung am Montag, 22. Dezember, 20.15 Uhr, das Erste) in die Rolle des berühmten Komponisten, der 1734 das Weihnachtsoratorium schrieb. Wie dort werden auch in der neuen Serie historische Leerstellen mit fiktiven Ideen gefüllt: "Dies ist die Geschichte der Geschwister Mozart", heißt es deshalb in einem vorgelagerten Disclaimer: "Nicht wie die historische Überlieferung sie schreibt, sondern die Vorstellungskraft."

Was wäre das Wunderkind ohne seine Schwester?

Nach der beschriebenen Eröffnungsszene springt die Serie in der Zeit 20 Jahre nach vorne: "Maria Anna, nicht mehr Nannerl", wie sie ihren Vater Leopold Mozart (Peter Kurth) ermahnt, ist nun eine willensstarke, junge Frau, die in ihrem knallroten Kleid schnell die Blicke auf sich zieht und auch mal an einer fremden Pfeife zieht. Gespielt wird sie von der Nachwuchsschauspielerin Havana Joy ("Love Sucks"). Ihr Bruder Wolfgang Amadeus wird verkörpert von Eren M. Güvercin ("Druck").

Schnell wird klar, wie nah sich die Geschwister auch im jungen Erwachsenenalter noch stehen: "Ohne dich, Schwesterherz, würde all meine Musik in Vergessenheit geraten", gesteht Wolfgang Amadeus. Denn der Wunderknabe leidet zunehmend unter dem Erwartungsdruck des strengen Vaters und dem fehlenden Verständnis seines Umfelds für die Schönheit der Musik.

Als sich der Erzbischof erdreistet, bei einem Konzert in der Kirche einzuschlafen, platzt dem jungen Mozart der Kragen: Er verwandelt das Konzert in eine Show, die im Musikvideo zu Falcos "Rock Me Amadeus" nicht weiter aufgefallen wäre. Wolfgang Amadeus wird vom Salzburger Hof entlassen, seine Schwester soll eine arrangierte Ehe eingehen.

Doch soweit lassen es die Geschwister nicht kommen: Sie ergreifen gemeinsam die Flucht, um in Wien ihr Glück zu suchen. Wären da nicht Wolfgang Amadeus zunehmende Handgelenksschmerzen, die er heimlich mit einer Mischung aus Laudanum und Alkohol behandelt, sodass schon bald Maria Anna in Verkleidung ihres Bruders vor Publikum auftreten muss ...

Farbenprächtige Kostüme, diverser Cast

"Mozart/Mozart" ist, wie schon "BACH – Ein Weihnachtswunder", ein gutes Beispiel für hochwertige öffentlich-rechtliche Fernsehunterhaltung: Die farbenprächtigen, opulenten Kostüme erinnern schnell an die RTL-Eventserie "Sisi". Beide Serien wurden zum Teil in Riga gedreht, Andreas Gutzeit schrieb beide Male am Drehbuch mit. Besonders erwähnenswert ist auch der Cast, allen voran der der Realität entrückte Hofstaat um Marie Antoinette (herrlich überdreht: Verena Altenberger).

Die Diversität des Casts (sowohl Havana Joy als auch Eren M. Güvercin haben türkische Wurzeln) war Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim ein besonderes Anliegen: "Sie entstand aus dem Drang, eine Serie zu kreieren, die wirklich für ein großes Publikum gemacht ist – und die Rollen mit den jeweils besten Darstellenden zu besetzen, ungeachtet ihrer Herkunft."

"Mozart/Mozart" habe sie außerdem gereizt, "weil der Stoff historische Erzählungen mit gegenwärtigen Themen verbindet", so die Filmemacherin. Durch die Augen von Maria Anna 'Nannerl' Mozart entstehe "eine Botschaft, die bis heute zutrifft – besonders für junge Frauen im Kulturbetrieb und in der Arbeitswelt: unterschätzt zu werden und die eigenen Fähigkeiten nicht anerkannt zu bekommen. Diese Erfahrungen sind zeitlos und relevant."

Die Hauptdarstellerin im Interview

Ähnlich sieht es auch Havana Joy, wie die Hauptdarstellerin im teleschau-Interview betont: "Damals gab es noch ganz andere Formen von Unterdrückung. Die Unterdrückung von Frauen war damals viel offensichtlicher und auch viel stärker gesellschaftlich anerkannt. Wir sind auf jeden Fall ein großes Stück weitergekommen, aber ich glaube, es wäre Quatsch, zu sagen, so was existiert heute nicht mehr. Ich finde, die Probleme existieren auf jeden Fall, und auch ich erlebe sie heute noch! Auch wenn die Unterdrückung heute sehr viel subtiler stattfindet."

Das Erste zeigt am Dienstag, 16. Dezember, zunächst die ersten drei Episoden ab 20.15 Uhr an einem Stück. Die Episoden vier bis sechs folgen am Mittwoch, 17. Dezember, um 20.15 Uhr. In der ARD Mediathek steht die komplette Serie bereits ab Freitag, 12. Dezember, zum Abruf bereit.

Mozart/Mozart – Di. 16.12. – ARD: 20.15 Uhr

TELESCHAU

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