Bei einer Auktion im New Yorker Auktionshaus Sotheby's wurde ein Bild von Gustav Klimt für einen Rekordpreis versteigert. Wieso das Mädchen auf dem Bild in die Geschichte eingeht.

Klimt versteigern ist nicht schwer. Klimt zu kaufen dagegen sehr – wie etwa der Fall des Gemäldes "Fräulein Lieser" zeigt, das vor einem Jahr beim österreichischen Auktionshaus "Im Kinsky" für 30 Millionen Euro zugeschlagen wurde, aber wegen ungelöster Provenienzfragen wohl nicht veräußert werden konnte. Ausnahmslos aber ist eine Auktion mit einem kapitalen Klimt, einem hochkarätigen Gemälde des 1918 verstorbenen Wiener Künstlers und Lebemanns Gustav Klimt, immer eine Sensation. 

© elias hassos

Zur Person

Tanja Beuthien ist die München-Korrespondentin von ART und Kunstmarkt-Expertin. Niemand kennt sich in den Auktionshäusern der Republik so gut aus wie sie.

So geschehen erst vor zwei Jahren, als die "Dame mit dem Fächer" bei Sotheby's in London für über 86 Millionen Euro verkauft wurde. Oder mit dem Bildnis der "Adele Bloch-Bauer II", das bei Christie's 2006 für knapp 88 Millionen Dollar den Besitzer wechselte – und beim Weiterverkauf 2017 insgesamt 150 Millionen Dollar erzielte. Ganz zu schweigen von der "Goldenen Adele", der ersten Variante, die der Unternehmer Ronald Lauder, Erbe des Kosmetikkonzerns Estée Lauder, für kolportierte 135 Millionen Dollar in einem Privat Sale erwarb. Und die im Film "Die Frau in Gold" (2015) Karriere machte. 

Dienstagabend war es also wieder so weit: Ebenfalls aus der Familie Lauder kam die spektakuläre Kunstsammlung des älteren Bruders Leonard bei Sotheby's in New York unter den Hammer. Vorab geschätzter Wert aller 24 Werke, die das Auktionshaus im neu bezogenen, von Architekt Marcel Breuer 1966 errichteten Hauptquartier (einst Whitney Museum), präsentierte: 400 Millionen Dollar. Neben Bildern von Pablo Picasso, Agnes Martin, Edvard Munch und sechs Skulpturen von Henri Matisse glänzte im Mittelpunkt Klimts Porträt der jungen "Elisabeth Lederer" (1914-1916). Der Schätzpreis allein für dieses Gemälde lag bei 150 Millionen Dollar. 

Mit der Dargestellten verband Klimt ein enges Band: Ihre Eltern, das jüdische Unternehmerpaar Serena und August Lederer, zählten zu den größten Förderern des Malers. Später gab sich Elisabeth Lederer sogar fälschlicherweise als Klimts uneheliche Tochter aus, um als "Halbjüdin" zu gelten und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.

Ebenfalls bei Sotheby's: Matisse-Bronzen aus der Sammlung Leonard A. Lauders || Figure Decorative, 1908, Höhe 73 cm © Foto: Sotheby's

Gustav Klimt versteigert für 204 Millionen Euro – Käufer unbekannt

Nach einem spektakulären 20-minütigen Bietergefecht erteilte Oliver Barker, Starauktionator und Chairman bei Sotheby's, den Zuschlag sichtlich bewegt bei 236,4 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 204 Millionen Euro. Der Käufer ist bisher noch unbekannt. Damit ist nicht nur ein weiterer Klimt-Rekord gebrochen – das Gemälde ist damit das zweitteuerste jemals auf einer Auktion veräußerte Werk überhaupt. Spitzenreiter bleibt nach wie vor "Salvator Mundi", ein umstrittenes angebliches Werk von Leonardo das Vinci, das 2017 bei Christie's für über 450 Millionen verkauft wurde. Der Gesamterlös der Lauder-Auktion lag bei 527 Millionen Dollar – ein sogenannter "White-Glove-Sale", bei dem alle angebotenen Werke verkauft werden konnten und Oliver Barker am Ende die symbolischen weißen Handschuhe ("White-Gloves") entgegennahm.

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Wenn Sie jetzt noch von einem eigenen Klimt träumen: Am selben Abend hätten Sie Gelegenheit gehabt, im Wiener Auktionshaus Dorotheum vorbeizuschauen. Dort kamen bei der Abendauktion neben einer Papierarbeit von Egon Schiele – ein "Kauernder Rückenakt, der für sensationelle 2,23 Millionen Euro an einen Telefonbieter ging – einige von Klimts qualitativ hochwertigen Zeichnungen zur Versteigerung: Darunter das Bildnis "Ria Munk III" im Kimono – für einen Schätzpreis von 40.000 bis 60.000 Euro.

Verkauft wurde es schließlich für moderate 130.000 Euro. Und das Beste: Auch diese Studie gehörte, ebenso wie das Werk von Schiele, ursprünglich der Familie Lederer. Tochter Elisabeth wird jedenfalls über 100 Jahre, nachdem sie für Klimt Modell stand und 81 Jahre nach ihrem Tod, als Millionen-Mädchen in die Geschichte eingehen.

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