"Hat Kreuzberg wieder einen Liebling?", fragte im September 2024 jemand im 90-Minüter "Kanzlei Liebling Kreuzberg". Ganz klar ja, wobei: eigentlich sogar zwei neue Lieblinge: Luise von Finckh und Gabriela Maria Schmeide traten vor gut einem Jahr für eine erste Spielfilm-Fortsetzung zur Kultserie "Liebling Kreuzberg" (1986 bis 1998) in die großen Fußstapfen, die Manfred Krug hinterließ. "Kanzlei Liebling Kreuzberg" war gespickt mit liebevollen Erinnerungen an den Juristen-Kauz Robert Liebling, brachte aber auch viel frischen Wind in die alte Kreuzberger Kanzlei. Genau da, wo der erste Film aufhörte, knüpft jetzt ein zweiter an.
Dass es weitergehen würde, damit war zu rechnen. Die Kritiken zu "Kanzlei Liebling Kreuzberg" fielen positiv aus, auch das Publikum nahm den Film wohlwollend auf, immerhin 3,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten seinerzeit ein. Klar war aber auch: Wenn es weitergeht, dann wird es noch einige Male krachen zwischen den beiden neuen Hauptfiguren. Und in "Kanzlei Liebling Kreuzberg – Bewährungsprobe" kracht es ordentlich.
Kampf um Kunstfreiheit und Persönlichkeitsrechte
Zur Erinnerung: Nach dem Tod von Götterspeisen-Advokat Robert Liebling hatte seine frühere Kollegin Dr. Talia Jahnka (Schmeide) die alte Kanzlei übernommen und ordentlich umgekrempelt – weniger Pro-Bono-Altruismus, mehr lukratives Wirtschaftsrecht. Dann tauchte plötzlich Robert Lieblings Enkelin Lisa (von Finckh) mit geerbtem Kanzlei-Anteil auf: eine idealistische, aber manchmal auch etwas naive Nachwuchsjuristin und Gerechtigkeitsfanatikerin, die unter Stress schnell Nasenbluten kriegt. Lisa möchte Menschen helfen, denen sonst niemand hilft, notfalls auch ohne Honorar. Ihrem Opa hätte das gut gefallen, Lisas Co-Chefin Talia hingegen hat für solche brotlose Romantik nicht viel übrig.
Den ersten Knatsch im neuen Film gibt es bereits, als Talia auf dem Weg ins Büro ein paar Abriss-Zettel sieht, die an Kreuzberger Straßenlaternen und Mülleimern für die Kanzlei werben. Talia findet das reichlich unseriös, Lisa spricht mit leuchtenden Augen von "Guerilla-Marketing" und davon, dass man auch mal neue Wege gehen müsse. Ein paar Auseinandersetzungen später ist dann alles bereitet für die titelgebende "Bewährungsprobe": Talia überträgt Lisa für eine ganze Woche die alleinige Kontrolle darüber, was in der Kanzlei passiert – und welche Fälle angenommen werden.
Einer der Fälle, die ein Robert Liebling vielleicht auch angenommen hätte, aber niemals Talia Jahnka: Der Straßenmusiker Peter "Kruste" Krustowski (Fridolin Sandmeyer), Typ mittelloser Hippie-Künstler, hat einen Platzverweis erhalten. Für Lisa ist das eine Frage der Kunstfreiheit, darum müsse man sich kümmern. Später übernimmt sie auch den Fall der taffen Uni-Dozentin und Ex-Staatsanwältin Petra Jacobi (könnte man sich auch in einer wiederkehrenden Rolle vorstellen: Leslie Malton), die ihre Persönlichkeitsrechte durch ein viral gegangenes Meme verletzt sieht. Talia warnt Lisa vor Petra Jacobi, einer alten Gegenspielerin ihres Großvaters, Lisa hört nicht. Am Ende könnte es die junge Frau ihre Zulassung als Anwältin kosten.
Eine dicke Zigarre für Robert Liebling
Regisseur Andreas Menck und Drehbuchautor Andrej Sorin machen viel richtig in "Kanzlei Liebling Kreuzberg – Bewährungsprobe". Sie erzählen von moralischen und juristischen Dilemmas und zeigen manches Mal, dass Recht nicht immer gleichbedeutend ist mit Gerechtigkeit. Vor allem geben sie ihren beiden starken Protagonistinnen immer wieder Raum, ihr kompliziertes Verhältnis auszuloten – mit grundlegenden Meinungsverschiedenheiten, aber auch einigen ungeahnten Gemeinsamkeiten. Wohlfühlunterhaltung am Freitagabend mit Charme, Witz, vielen Berlin-Impressionen und natürlich auch wieder mit einigen Erinnerungen an die alte Serie.
Gleich die allererste Szene im Film führt Lisa Liebling zum Grab ihres Großvaters. "Für immer unvergessen" steht da auf dem Grabstein. Lisa denkt an Robert Liebling und zündet ihm zu Ehren eine dicke Zigarre an, das Publikum denkt vielleicht auch an Manfred Krug – wieder einer dieser nostalgischen Momente, die diese 30-Jahre-Später-Fortsetzung weiterhin sehr liebenswert machen. Für zusätzliches "Liebling Kreuzberg"-Flair sorgen auch wieder Anja Franke ("Senta") und Roswitha Schreiner ("Sarah"), die schon in der Oiginalserie zum Cast gehörten und auch in "Bewährungsprobe" wieder in Nebenrollen dabei sind.
Ein dritter Film der neuen Reihe, "Nachbarschaftshilfe", läuft bereits am Freitag, 28. November, 20.15 Uhr, im Ersten; die Dreharbeiten für zwei weitere Teile haben bereits begonnen.
Kanzlei Liebling Kreuzberg – Bewährungsprobe – Fr. 21.11. – ARD: 20.15 Uhr
TELESCHAUHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke