Die Dokumentation über Rapper Haftbefehl (39, bürgerlich Aykut Anhan) startete am 28. Oktober 2025 weltweit auf Netflix und liegt am Tag danach in Deutschland an der Spitze der Netflix-Filmcharts. Der Film von Juan Moreno und Sinan Sevinc, produziert von Elyas M'Barek, schockiert, weil er den Rapper nur am Rande als gefeierten Musiker zeigt - im Mittelpunkt steht ein Mensch, der sein Kindheitstrauma nie aufarbeiten konnte, seit Jahrzehnten der Sucht verfallen ist und nun vor laufender Kamera um sein Leben kämpft. Schonungslos ehrlich und in Szenen erzählt, die einen kaum loslassen. Wie die folgenden fünf.
Szene 1: Der erste Zusammenbruch
Nach einem desaströsen Auftritt in Mannheim 2022 ist in der Öffentlichkeit angekommen, wie schlimm es um Haftbefehl, bürgerlich Aykut Anhan, steht. Er wird in eine Klinik eingeliefert, um seine Sucht zu bekämpfen. Nachdem ihm die Therapeutin gesagt hat, dass er seine Sucht mit dem Tod bezahlen wird, wird er wütend: "Warum werde ich sterben? Ich nehme seit 23 Jahren Koks - Menschen tun mir tausendmal schlechter als Koks!" Anhan weigert sich eine Therapie zu machen, stattdessen geht er: "Scheiß drauf. Ich hab meine Sachen genommen und bin abgehauen. Nacht und Nebel-Aktion."
Szene 2: Kindheitstraumata
Die Doku thematisiert auch die Kindheit Anhans in einer Hochhaussiedlung in Offenbach und seiner Brüder - und den Suizid ihres Vaters. Während die Szene nachgestellt wird, erinnert sich Anhan in seinen eigenen Worten an den ersten Suizidversuch: "Ich schließe die Tür auf. Sag 'Hallo?'. Ich höre wie jemand um sein Leben kämpft und, dass er keine Luft mehr kriegt. Ich mache die Tür auf und sehe meinen Vater." Aykut kämpfte mit dem Vater: "Er hat mir 'ne Ohrfeige geknallt. Ich habe Angst bekommen. Er hat geguckt und angefangen zu lachen und sagt: 'Willst du deinen Vater retten oder was?'" Den zweiten Suizidversuch seines Vaters konnte er nicht verhindern. Aykut war 14 Jahre alt, als es passierte.
Szene 3: Suizidversuch - und direkt weiter
Geschichte wiederholt sich: Auch Haftbefehl hat mittlerweile einen Suizidversuch hinter sich. Im Jahr 2023 versuchte er sich mit einer Überdosis Kokain umzubringen. "Ich war nicht bei mir, weißt du? Ich habe gesagt, ich geh mich jetzt töten", erinnert er sich und berichtet, wie es passiert ist: "Ich bin ins Hotel gegangen, alleine, hab mir eine Suite genommen. Ein Gramm links, ein Gramm rechts. Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten. Die Tüte war leer, ich konnte es nicht glauben. Meine Nase blutet, aus meinen Augen kommen Tränen, weil es die Nase so geätzt hat, weißt du, einfach zu viel." Haftbefehl wachte in der Notaufnahme wieder auf. Als man ihm sagte, dass er lebt, rastete er aus. Er befreite sich von den Kabeln und Kanülen, demolierte das Krankenzimmer, ging: "Dann bin ich raus und hab weitergemacht. Direkt weiter, zehn Gramm."
Szene 4: Reinhard Mey
Seinen Selbsthass und die Verzweiflung fängt besonders eine Szene ein: Aykut Anhan steht in seinem Zuhause vor einem Poster von sich und seinen Kindern, offensichtlich geschwächt und krank. Er zeigt auf seine Kinder: "Das ist mein Sohn Noah, das ist mein Baby Aliyah, die hat heute Geburtstag, mein Baby." Dann zeigt er auf sich: "Und das ist der Dreck. Links ist der Dreck. Ich, Dreck. Aber er liebt seine Kinder." Anschließend sucht er einen Song, spielt ihn über eine Boombox an: "In meinem Garten" von Reinhard Mey. "Brutaler Song, Alter. Heftig", honoriert er begeistert. Mit ins Gesicht gezogener Kapuze und schweißnassen Wangen singt er neben dem Poster seiner Kinder den Text mit: "In meinem Dache baut ein Rabe sich sein Nest / Unter meinem brüchigen Dache, unter dem zerfallenen Dache / Wo der Wind durch die Balken bläst".
Szene 5: Unsichtbare Dämonen
Gegen Ende der Doku befindet sich Anhan in einem Hotelzimmer. Jemand will ihn überzeugen, ins Krankenhaus zu gehen, scheitert. Die Kameraleute wollen das Hotelzimmer verlassen, Haftbefehl besteht darauf, dass die laufende Kamera bleibt. Er ist nun alleine. Man sieht nur das Fenster des Zimmers und hört, wie Haftbefehl wie im Wahn mit einem unsichtbaren Gegner spricht: "Raus! Raus, ihr Hurensöhne! Bitte, Allah, vernichte diese Dämonen, diese Hurensöhne."
Am Ende der Doku wird Haftbefehl durch eine List seines kleinen Bruders in eine geschlossene Klinik gebracht. Wie es heute um seinen Konsum und seine psychische Verfassung steht, ist unklar. Klar ist, dass Haftbefehl keine Angst davor hat, sich in all seiner Abgründigkeit zu zeigen. Am Ende antwortet er auf die Frage, warum er dem Filmteam nie verboten habe, eine Szene zu verwenden, schlicht: "Warum? Also lügen? Nein, will ich nicht."
Hilfe bei Depressionen, Suizidgedanken und der Bewältigung von Krisen bietet in Deutschland Tag und Nacht die Telefonseelsorge unter den kostenlosen Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 oder unter der 116 123. Anrufende bleiben anonym.
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